Magie
er die Wahl gehabt. Trotz all seiner abscheulichen Gewohnheiten war er stolz auf sich und sein Heimatland.
Wenn der König recht gehabt hatte, was die Anzahl der Magier in Sachaka vor dem Krieg betraf, dann mussten anderswo noch mehr von ihnen sein. Die Streitmacht, die der Armee gegenübergetreten war, war groß, aber sie konnte nicht sämtliche Magier Sachakas umfassen. Und bei einigen der ihnen jetzt gegenüberstehenden Menschen musste man sich fragen, wer sie wohl ausgewählt hatte, um sie Magie zu lehren. Es war möglich, dass man ihre Macht erst während der vergangenen Tage geweckt und sie Angriffsschläge zu führen gelehrt hatte. Wenn das der Fall war, dann hatten sie möglicherweise noch nicht einmal die volle Kontrolle über ihre Kräfte erlangt.
Als er über seine Schulter blickte, sah er die Meisterschüler und Diener in einigen Schritten Entfernung warten, so nahe, wie sie der Schlacht zu kommen wagten, aber nicht so weit entfernt, dass die Armee sie im Falle eines Angriffs nicht schützen konnte. Die Meisterschüler hatten seit dem vergangenen
Abend wahrscheinlich genug Macht zurückerlangt, um einige Schläge abzuwehren, nicht jedoch einen konzentrierten Angriff durch höhere Magier.
»Was haben sie…?«, rief Lord Everran leise aus. Jayan schaute zu ihm hinüber, sah, dass er die Sachakaner beobachtete, und folgte dem Blick des Mannes.
Die feindliche Linie war zusammengebrochen. Sachakaner sprangen zur Seite oder flohen über die Hauptstraße. Sie verschwanden in Hauseingängen, obwohl einige von ihnen von Schlägen getroffen wurden, bevor sie sie erreichen konnten.
Sie laufen weg.
Aufgrund der Leichen auf dem Boden schätzte Jayan, dass etwa ein Drittel von ihnen gefallen war. Er sah, dass die Anführer und Ratgeber sich berieten, und spitzte die Ohren.
»Ich nehme an, das war es«, sagte König Errik und sah Sabin an. »Sollen wir sie verfolgen?«
Sabin schüttelte den Kopf. Seine Stimme war zu leise, als dass man ihn verstehen konnte.
»Also weiter zum Kaiserpalast«, schlussfolgerte der König.
Everran richtete sich auf, dann blickte er auf den Ring an seinem Finger. »Wir sollten Schilde aufrechterhalten. Wachsam bleiben und vorbereitet sein, falls es ein Hinterhalt ist.«
»Ich habe keine Magie mehr zur Verfügung«, teilte Jayan Everran leise mit.
Der Magier nickte. »Reitet voraus, und ich werde uns beide mit einem Schild umgeben.«
Jayan nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Die Armee hielt kurz inne, während Meisterschüler und Diener sich ihr wieder anschlossen. Die Streitmacht bildete einen schützenden Ring um sie herum, die Lehrlinge ritten so dicht wie möglich bei ihren Herren, dann setzte die ganze Kavalkade sich in Bewegung.
Einmal mehr legte die Armee ihren Weg in unheimlichem Schweigen zurück. Die hohen weißen Mauern ragten über ihnen auf, streng und bedrohlich, und Jayan wusste, dass er nicht der Einzige sein konnte, der sich sorgte, was sich dahinter verbergen mochte.
»Wie geht es dir?«
Als er sich umdrehte, sah er Tessia an seiner Seite reiten.
»Gut«, sagte er. »Abgesehen davon, dass ich keine Magie mehr zur Verfügung habe. Wie geht es Dakon?«
»Besser, als er erwartet hat.«
Die Armee bewegte sich langsam und vorsichtig weiter. Die Straße erstreckte sich vor ihnen und führte in der Ferne auf Gebäude zu, die durch das Flimmern der heißen Luft nur verschwommen wahrnehmbar waren. Sie überquerten mehrere Straßenkreuzungen, die allesamt verlassen waren. Zuerst hörte man hier und da einen Ruf, während jemand einen Blick auf ein Gesicht erhaschte, einen Arm oder einen menschenähnlichen Schatten über den Mauern, aber schließlich waren keine Spuren von Leben mehr zu sehen - oder es machte sich niemand mehr die Mühe, darauf hinzuweisen.
Die Umrisse der Gebäude in der Ferne wurden größer und schärfer. Sie vermittelten eine Ahnung beeindruckender Größe und Pracht. Tessia überlegte laut, ob eins dieser Gebäude der Kaiserpalast war.
Dann explodierte plötzlich alles in einem Wirbel aus Licht und Donner.
Überraschte Rufe wurden laut und Schreie, die sowohl von Menschen als auch von Pferden kamen. Die Mauer hinter ihm wölbte sich nach außen, dann spürte Jayan, wie er zur Seite gedrückt wurde. Als sein Pferd fiel, stürzte er, und etwas Schweres landete auf seinem Bein. Er versuchte, sich zu befreien, vermochte es jedoch nicht. Das Bein war unter dem Sattel eingeklemmt. Das Pferd lag reglos da, entweder betäubt oder
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