Magie
nicht dagegen an. Er griff nach dem Gefühl und spürte, wie es zerfloss und starb. Die Leere, die folgte, war unerträglich und zog ihn immer tiefer hinein in die Verzweiflung. Es war schlimmer, begriff er, als herauszufinden, dass Takado gestorben war. Dann hätte Hanara sich seines Herrn zumindest mit Stolz erinnern können. Aber war Takado tot?
Nein, antwortete der Kaiser. Obwohl ich gern die Befriedigung hätte, ihn selbst zu töten, muss ich diesen Wunsch in der Hoffnung opfern, dass ich ein wenig von Sachaka retten kann, indem ich ihn den Kyraliern übergebe.
Wenn er stirbt, werdet Ihr mich auch töten?
Der Kaiser hielt inne, und ein Anflug von Überraschung durchzuckte Hanara. Und war da auch Eifersucht?
Ich werde deine Anwesenheit anordnen, wenn er übergeben wird. Das ist alles, was ich anbieten kann.
Danke, flüsterte Hanara. Aber er wusste nicht, ob der Mann ihn gehört hatte. Der Geist des Kaisers zog sich aus Hanara zurück.
»Bringt ihn weg«, sagte Vochira mit vor Abscheu heiserer Stimme.
Hanara hielt den Blick auf den Boden gesenkt, während hinter ihm eilige Schritte erklangen. Jemand packte ihn am Arm und zog ihn weg. Er leistete keinen Widerstand, zu sehr war er in dem Wissen gefangen, dass sein Herr den Untergang Sachakas verschuldet hatte - und in der verräterischen Hoffnung, dass Takado entkommen würde, um sein Heimatland von den Kyraliern zurückzuerobern.
Die Domänen der Sachakaner waren in den letzten Tagen immer kleiner geworden, wie Jayan auffiel. Er hatte gelernt zu erkennen, welche der Zäune nicht nur das Vieh zusammenhalten sollten, sondern gleichzeitig die Grenze eines Besitzes markierten. Obwohl immer weniger Land die Domänen umgab, wurden die Gebäude selbst zusehends größer.
Es ist offenkundig, dass wir uns Arvice nähern, aber alles ist
verlassen, dachte er. Die Stille ist ... unheimlich. Er spürte eine starke Anspannung und Beklommenheit, seit sie aufgebrochen waren.
»Gestern Nacht habe ich ein Gerücht über Euch gehört«, erklang eine vertraute Stimme hinter seiner Schulter.
Als er Narvelans Stimme erkannte, widerstand Jayan dem Drang, sich zu dem Magier umzudrehen.
»Was ist es diesmal?«, fragte Dakon, der hinter Jayan ritt.
Narvelan lachte, ein Geräusch, das Jayan zusammenzucken ließ. Narvelans Leichtherzigkeit und Leutseligkeit wirkten deplaziert und standen in schmerzlichem Kontrast zur Stimmung des Restes der Armee. Wir stehen kurz davor, unsere letzte Schlacht mit unserem uralten Feind auszufechten, und er benimmt sich, als unternähmen wir einen angenehmen Spazierritt.
»Ich habe einige Magier darüber spekulieren hören, ob Ihr die Vergiftung dieser beiden Magier veranlasst habt«, sagte Narvelan. »Sie haben sich gefragt, ob Ihr gehört habt, dass die beiden Euch für Eure Skrupel, Sklaven zu töten, kritisiert haben.«
»Ich verstehe«, erwiderte Dakon gelassen. »Haben sie die Ironie darin gesehen, dass jemand etwas so Skrupelloses getan haben soll, weil man ihn beschuldigt hat, zu große Skrupel zu haben?«
Narvelan kicherte. »Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, danach zu fragen. Ist Euch aufgefallen, dass irgendjemand Euch mit vermehrtem, ah, Respekt behandelt?«
»Nein.«
Jayan schüttelte den Kopf. Aber dann fiel ihm wieder ein, wie still und gehorsam die Diener am Morgen gewesen waren, als er und Dakon die Zubereitung des Mahls überwacht hatten. Als Vorsichtsmaßnahme hatten sie einige Rassooks am Leben gehalten, um ihnen Portionen der Mahlzeit zu fressen zu geben, in der Hoffnung, dass ein Gift seine Wirkung zuerst bei den Vögeln zeigen würde. Außerdem mischten sie Vorräte von verschiedenen Gütern; falls einer Speise ein Gift hinzugefügt wurde, so hofften sie, würde das Gift auf diese Weise hinreichend verdünnt werden, um nicht mehr tödlich zu wirken.
»Ah«, sagte Narvelan. »Sie sind endlich herausgekommen, um uns zu begrüßen.«
Der Magier galoppierte an Jayan vorbei auf den König und Sabin zu. Jayan entdeckte, dass die Mauern der Güter vor ihnen nicht länger ein Stück entfernt lagen, sondern jetzt dicht an der Straße standen. Die Dächer und die oberen Stockwerke der Gebäude waren alles, was man sehen konnte.
Als diese Mauern endeten, kreuzte eine andere Straße ihren Weg. Entlang dieser Straße stand eine Menschenmenge. Sonnenlicht glitzerte auf mit Juwelen besetzter, reich geschmückter Kleidung. Jayan zählte und stellte fest, dass sich in dieser Menge mehr Magier befanden als in der kyralischen
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