Magie
eine Weile ausgeharrt, bis er ermordet worden war; aus seinem Körper war alle Energie gezogen worden, aber er hatte nicht eine Schnittwunde an sich gehabt, nicht einen Kratzer. Nur Lord Bolvin, der die Rolle eines Mitregenten erst kürzlich übernommen hatte, war es je gelungen, dem verrückten Kaiser erfolgreich die Stirn zu bieten.
Als Bolvin Narvelans Plan durchkreuzte, die Kinder sachakanischer Magier außer Landes zu bringen und von kyralischen Familien großziehen zu lassen, war Hanaras Meister zornig und krankhaft misstrauisch geworden. Drei Monate lang hatte er sich geweigert, an Versammlungen teilzunehmen, und sich erst eines Besseren besonnen, als man begonnen hatte, in seiner Abwesenheit Entscheidungen zu fällen.
Von da an war es bergab gegangen; es hatte Kämpfe zwischen den Magiern gegeben und Appelle an den König. Schließlich war vor einer Woche eine Botschaft des Königs eingetroffen, in der Narvelan in den »Ruhestand« versetzt worden war. Einen Tag später hatte Narvelan Hanara befohlen, alles für eine Reise zu packen, die sie zu Fuß unternehmen würden.
Weit vor ihm war Narvelan stehen geblieben. Hanara vermutete, dass sein Herr den Gipfel eines Hügels erreicht hatte. Er trottete weiter und zwang seine schmerzenden Beine, ihn hinaufzutragen. Als er die Anhöhe endlich erreicht hatte, saß Narvelan im Schneidersitz auf dem steinigen Boden.
»Stell dein Bündel ab«, sagte Narvelan. »Du solltest etwas trinken. Und etwas essen.«
Hanara gehorchte und beobachtete, wie sein Herr sich umschaute. Der Hügel lag am Rand der Ebene, dort, wo das Bergland begann. Sie hatten mehr als die Hälfte der Strecke bis zur Grenze zurückgelegt, aber die zweite Hälfte würde mehr Zeit beanspruchen, da dort die Wege steiler wurden.
Gehen wir nach Kyralia? fragte Hanara sich. Hofft Narvelan, den König beschwatzen zu können? Aber sie steuerten nicht auf den Pass zu. Er sah seinen Herrn an, bewahrte jedoch Stillschweigen.
Narvelan musterte ihn. »Du fragst dich, wohin wir gehen«, stellte er fest.
Hanara sagte nichts. Er hatte gelernt, dass Fragen sinnlos waren, wenn sein Herr in dieser Stimmung war. Der Mann würde die Frage hören, die er erwartete, nicht die, die Hanara stellte.
»Zehn Jahre«, sagte Narvlean. »Zehn Jahre habe ich gearbeitet, jeden Tag und die meisten Nächte, um dafür zu sorgen, dass dieses Land unter kyralischer Kontrolle bleibt. Zehn Jahre habe ich mich abgemüht, unseren alten Feind schwach zu halten, um zu verhindern, dass es zu einer neuerlichen Invasion kommt.«
Er blickte in die Richtung, in der Arvice lag, weit jenseits des Horizonts. In seinen Augen loderte Zorn.
»Ich hätte nach Hause zurückkehren, heiraten und eine Familie haben können. Aber hätte ich dann den Frieden und die Sicherheit genossen, die alle anderen meinetwegen genießen können? Ohne meine Arbeit hier hätte Sachaka sich erholt, wäre wieder mächtig geworden und hätte uns abermals angegriffen. Nein. Ich musste ein normales Leben opfern, damit andere eines führen konnten.
Und hat man mir gedankt?« Narvelan sah Hanara an, dann wandte er den Blick ab. »Nein! Nicht ein einziges Mal! Und jetzt machen sie alles, was ich getan habe, ungeschehen! All meine Arbeit, all meine Opfer, für nichts. Sie werden die Sklaven der Landgüter befreien. Sachakanischen Magiern erlauben, zu heiraten und weitere Invasoren zu zeugen.« Er machte eine weit ausholende Armbewegung. »Und sie werden wieder anfangen, hier Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Indem wir dieses Land haben verwildern lassen, wurden die Nahrungsmittel, die die Sachakaner anbauen konnten, reduziert, und ihre Bevölkerung blieb klein und leicht zu kontrollieren. Diese Ödnis bildete eine zusätzliche Schutzzone zwischen Kyralia und Sachaka. Es war meine großartige Idee. Meine Vision!«
Hanara blickte auf die umliegenden Bauernhäuser und Felder hinab. Obwohl sie eigentlich leer stehen sollten, konnte
er Spuren menschlichen Lebens erkennen. Narvelans Vision hatte nur dazu geführt, dass Banditen und Ichani dort Quartier bezogen hatten. Wir können von Glück sagen, dass wir nicht angegriffen worden sind, ging es ihm durch den Kopf, dann schob er den Gedanken von sich. Narvelan war mächtig. Er hatte mehrere Diener als Quellsklaven. Er war stark genug, um erfolgreich gegen Ichani zu kämpfen, denen nur ein oder zwei Sklaven zur Verfügung standen, von denen sie Magie beziehen konnten.
»Ich mache dem König keinen Vorwurf, dass er mich in den
Weitere Kostenlose Bücher