Magie
erwartungsvollen Gesichter, dann stieß er widerstrebend eine Antwort hervor.
»Besser.«
Der Heiler nickte. Seine Tochter lächelte. Als er die Wärme in ihren Augen sah, spürte Hanara, wie sich ihm das Herz abermals zusammenschnürte. Wenn er sie ansah, regte sich in ihm ein Gefühl, ähnlich dem, das er erlebt hatte, wenn er ein neugeborenes Sklavenkind beobachtete, das so verletzbar und unwissend war. Aber wenn er das Sklavenkind betrachtete, verspürte er auch Mitgefühl und Kummer. Er kannte das Elend und den Schmerz, die ihm bevorstanden, und hoffte, dass es stark genug war, dass es Glück genug hatte, um das Gefühl von einem langen Leben zu erreichen.
Hanara hatte noch nicht das Gefühl, ein langes Leben erreicht zu haben. Es war ein Zustand, sagten die Sklaven, in dem man davon überzeugt war, lange genug gelebt zu haben. Indem man nicht mehr das Gefühl hatte, betrogen zu werden, wenn man starb. Man mochte kein leichtes Leben oder kein glückliches Leben gehabt haben, aber man hatte die einem zugestandene Zeit gelebt. Oder man hatte etwas bewirkt in der Welt, und sei es auch nur eine Kleinigkeit, weil man existiert hatte.
Er hatte Sklaven gekannt, die sagten, sie hätten diesen Zustand noch vor ihrem zwanzigsten Jahr erreicht, und alte Sklaven, die noch immer nicht das Gefühl hatten, an ihrem Ziel angelangt zu sein. Manche Sklaven erzählten, es sei gekommen, als sie ein Kind gezeugt oder geboren hatten. Manche berichteten, es sei geschehen, als sie die beste Arbeit, die sie je getan hatten, vollendet hatten. Manche sagten, es sei ein unerwartetes Geschenk dafür, dass sie einem anderen Sklaven geholfen hatten. Manche behaupteten sogar, sie hätten dieses Gefühl erreicht, weil sie ihrem Herrn treu und ergeben gedient hatten.
Es hieß, dass die meisten Sklaven es niemals erlebten. Hanara
hatte es nicht einmal an dem Tag gespürt, an dem ein Kind, das er für das seine hielt, zur Welt gekommen war. Er hatte nie die Chance gehabt, seine beste Arbeit mit Holz zu vollenden. Er hatte anderen Sklaven nur in kleinen Dingen geholfen, die ihm kein großes Gefühl der Befriedigung geschenkt hatten. Sein Dienst für Takado war wahrscheinlich seine einzige Chance, langes Leben zu spüren. Ironischerweise würde dieser Dienst ihm wahrscheinlich auch zu einem frühen Tod verhelfen, bevor er die Chance hatte, langes Leben zu spüren.
Und welche Chance hatte er jetzt noch, da er in Kyralia festsaß?
Während der Heiler ihn abtastete, stellte er viele Fragen. Hanara sagte so wenig wie möglich. Obwohl sich keine der Fragen um etwas anderes als seine Verletzungen und seine Gesundheit drehte, konnte er sich nie sicher sein, ob er etwas preisgab, das ein Geheimnis bleiben sollte. Takado hatte ihn davor gewarnt, bevor sie nach Kyralia gereist waren.
Schließlich drehte der Heiler sich zu dem Magier um. »Seine Genesung geht schnell voran. Besser als ich erwartet hatte. Ich habe jetzt keine Zweifel mehr, dass er sich erholen wird. Es ist ganz außerordentlich.«
Die Lippen des Magiers verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. »Hanara war Takados Quellsklave. Obwohl er seine Magie nicht benutzen kann, schenkt sie ihm dieselben Vorteile einer schnellen Heilung und großer Widerstandskraft, deren sich alle Magier erfreuen.«
Der Heiler nickte. »Der Glückliche.« »Also geht diese Heilung automatisch vonstatten?«, wollte die junge Frau wissen. »Unbewusst?«
Der Magier lächelte sie an. »Ja. Du hast diese Fähigkeit ebenfalls. Sind Wunden bei dir immer schnell verheilt, und bist du selten krank geworden?«
Sie zögerte, als sei ihr dieser Gedanke gerade erst gekommen, dann nickte sie. »Wenn wir also eine Möglichkeit finden könnten, bewusst zu genesen, könnten wir diese dann auch auf andere anwenden?«
»Vielleicht«, erwiderte der Magier. »Magier müssen dies
schon zuvor versucht haben, aber ohne Erfolg, daher bezweifle ich, dass es einfach ist - falls es überhaupt möglich ist.«
Ihr Blick wanderte zu Hanara hinüber. Er konnte spüren, dass ihre Aufmerksamkeit sich mehr auf die Gedanken konzentrierte, die dieses Gespräch mit sich gebracht hatte, als auf ihn selbst. Der Magier folgte ihrem Blick, dann sah er Hanara in die Augen.
»Es hört sich so an, als würdest du bald wieder aufstehen können, Hanara«, bemerkte er. »Takado hat gesagt, dass ich, solltest du wieder gesund werden, mit dir machen könne, was ich will. Da Sklaverei hier verboten ist, bedeutet das, dass du nicht länger ein Sklave sein
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