Magie
dass sie sich damit waschen konnte.
Ein Klopfen an der Tür erregte ihre Aufmerksamkeit.
»Herein«, rief sie.
Die Dienerin Malia trat ein und blickte von der dampfenden Schüssel zu dem leeren Geschirr von Tessias Morgenmahlzeit, das aufgestapelt auf dem Schreibtisch stand. Sie ging zum Tisch und stellte das Tablett ab, das sie beinahe immer bei sich trug. »Guten Morgen, Tessia.«
Tessia stand auf und reckte sich. »Guten Morgen, Malia.«
»Habt Ihr wieder geübt?«
»Ja. Gib der Schale einen Augenblick Zeit, damit sie abkühlen kann, bevor du sie nimmst.«
»Das werde ich tun.« Malia kicherte kläglich. »Glaubt mir, ich werde Eure Warnung kein zweites Mal ignorieren. Welche Pläne habt Ihr für den heutigen Tag?«
»Zuerst die Ställe.« Tessia griff nach der kleinen Tasche mit Verbandszeug und Salben, die ihr Vater ihr dagelassen hatte. Diese Dinge benutzte sie, wenn sie sich um Hanara kümmerte. »Dann der Unterricht.«
Tessia ging zur Tür und blieb noch einmal stehen, um sich nach Malia umzudrehen. Sie hatte erwartet, dass die Dienerin sich nach Hanaras Befinden erkundigen würde, aber die Frau sagte nichts.
»Malia, weißt du, ob Hanara sich gut einlebt? Was halten die Stalldiener von ihm? Und die Dorfbewohner?«
Malia, die soeben die Bettdecken glattgestrichen hatte, richtete sich auf und sah sie nachdenklich an. »Nun, die Leute finden ihn im Allgemeinen ein wenig seltsam, aber das war zu erwarten, nicht wahr? Es wäre schon merkwürdig, wenn er sich wie ein Kyralier benehmen würde.«
Tessia lächelte. »Ja, das wäre es. Und die Stalldiener?«
»Sie sagen, er arbeite durchaus hart, härter, als er es eigentlich tun sollte, nachdem seine Verletzungen noch immer nicht geheilt sind. Sie sagen, er sei zäh. Und sie sprechen beinahe bewundernd über ihn.« Malia zögerte. »Aber er sondert sich ab und beantwortet nicht immer alle Fragen.« Sie zuckte die Achseln und deutete damit an, dass sie mehr nicht zu erzählen habe.
»Danke.« Tessia lächelte und setzte ihren Weg fort. Während sie darüber nachdachte, was Malia gesagt hatte, kam sie zu dem Schluss, dass die Dinge sich für den ehemaligen Sklaven so gut entwickelten, wie man es erwarten durfte. Er war wahrscheinlich nicht an freundliches Geplauder gewöhnt, und er würde Zeit brauchen, um zu lernen, wie man sich mit Menschen anfreundete.
Nachdem Tessia das Haus verlassen hatte, ging sie zu den
Ställen und schlüpfte durch die offene Tür. Dann blieb sie stehen, überrascht von der Szene, die sich ihr bot.
Zwei der Stalldiener pinkelten in einen Eimer.
Bevor sie sich umdrehen konnte, blickten die jungen Männer auf. Ein Ausdruck des Entsetzens huschte über ihre Züge, und die Urinstrahlen kamen vom beabsichtigten Pfad ab - einer der Männer durchnässte die Hosen des anderen -, während sie sich hastig bedeckten.
»Hast du gut hingesehen?«, spottete Birren, nachdem er sich soweit von seiner Verlegenheit erholt hatte, dass er versuchen konnte, Witze darüber zu reißen.
»Ja«, folgte Ullan seinem Beispiel. »Sah so aus, als hättest du uns verglichen. Du warst beeindruckt, nicht wahr, Tess? Möchtest du’s nicht mal aus der Nähe anschauen?«
Sie schluckte ein Lachen hinunter. Das Geplänkel war typisch für junge Männer ihres Alters und ganz das, was sie in dieser Situation erwartet hätte - bevor sie Meisterschülerin geworden war, und sie brachte es nicht übers Herz, das Unbehagen der beiden Männer noch zu verstärken, indem sie ihnen ins Gedächtnis rief, dass sie nicht länger Tessia, die Tochter des Heilers war. »Ich habe mich gefragt, ob es wahr ist, dass alle Jungen größer werden, wenn sie älter werden. Sieht nicht so aus, als wäret ihr viel gewachsen, seit mein Vater und ich euch behandelt haben. Was hattet ihr noch gleich? Warzen...?«
Sie zuckten zusammen.
»Wir können sie größer machen«, erklärte Birren ihr grinsend. »Du würdest es mit der Angst bekommen.«
Sie schnaubte verächtlich. »Ich habe, wenn ich meinem Vater geholfen habe, weit beängstigendere Dinge gesehen. Wo ist Hanara?«
Ullan setzte zu einer frechen Antwort an, aber Birren brachte ihn mit einem leisen Zischen zum Schweigen, dann deutete er mit dem Kopf auf das Ende des Gebäudes. Hanara saß an einem Tisch und putzte einen Sattel. Sie trat zu ihm. Um ihn herum lagen weitere Geschirre und Werkzeuge, die darauf warteten, geflickt oder gereinigt zu werden. Er blickte von seiner Arbeit auf, und seine Miene wurde ein wenig
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