Magie
weicher.
Obwohl das Gesicht des Mannes typisch sachakanisch war - breit und braun -, unterschied es sich doch deutlich von dem seines Herrn. Es war feiner und kantiger, jugendlich, aber vernarbt. Sie war froh darüber, denn obwohl es unmöglich war, nicht an Takado zu denken, wann immer sie Hanara sah, weckte der ehemalige Sklave in ihr zumindest keine unangenehmen Erinnerungen an das Gesicht seines Herrn, wie er sie lüstern angestarrt hatte.
»Ich bin hier, um deine Verbände zu wechseln«, erklärte sie.
Er nickte. »Ihr habt nichts Beängstigendes gesehen«, erwiderte er, stand auf und zog seine Jacke aus. »Nichts wirklich Beängstigendes.«
Als ihr klar wurde, dass er die Worte der Jungen mit angehört hatte, seufzte sie und machte sich daran, die Verbände zu entfernen, die er um die Brust und die Schulter trug. »Wahrscheinlich nicht, aber sei nicht zu voreilig mit deinem Urteil. Ich habe mehr vom Inneren der Menschen gesehen als die meisten Kyralier. Viele abscheuliche Verletzungen und einige tödliche darunter, die ich wohl nie vergessen werde.«
»Die Toten sind nicht beängstigend. Sie können Euch nichts antun.«
»Aber sie riechen fast so übel wie die beiden da hinten.«
Er lächelte schwach, dann wurde er wieder ernst. »Ihr solltet ihnen nicht erlauben, so zu Euch zu sprechen. Ihr seid jetzt eine Magierin.«
»Eine Meisterschülerin«, verbesserte sie ihn. »Du hast wahrscheinlich recht. Aber andererseits hätte ich anklopfen oder rufen sollen, statt einfach hereinzuplatzen.«
»Ihr solltet es nicht nötig haben anzuklopfen.«
Sie sah ihn gelassen an. »Dies ist Kyralia. Man erwartet selbst von Magiern gutes Benehmen.«
Er schaute ihr für einen kurzen Moment in die Augen, dann senkte er hastig den Blick.
Die Wunden, die er davongetragen hatte, selbst der Schnitt, den ihr Vater gemacht hatte, um an seine gebrochenen Rippen heranzukommen, waren zu roten, erhabenen Narben verheilt.
Sie tastete die Stellen ab, an denen seine Knochen gebrochen gewesen waren, und fragte, ob sie ihm wehtue. Er schüttelte den Kopf und erweckte nicht den Anschein, als versuche er, irgendeine Reaktion zu verbergen.
»Für mich wirkst du vollkommen geheilt«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass du noch weitere Verbände brauchst. Aber gib acht, dass du nichts Schweres hebst oder Knochen, die gebrochen waren, über Gebühr beanspruchst.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist erstaunlich, wie schnell du gesund wirst. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob du unsere Hilfe überhaupt gebraucht hättest.«
»Meine Knochen wären schlecht verheilt, schief. Euer Vater hat das verhindert.« Er hielt inne. »Danke.«
Tessia lächelte, und ihr wurde leichter ums Herz. »Ich werde deinen Dank meinem Vater ausrichten.«
»Ihr wart ebenfalls daran beteiligt«, erklärte er und deutete auf die abgenommenen Verbände. »Ihr seid...« Er runzelte die Stirn und deutete vage auf die Stalltür. »Nicht wie...«
Sprach er über die Stalljungen, oder hatte er mit seiner Geste mehr umfassen wollen? Das Dorf vielleicht. Ein Stich der Sorge durchzuckte sie.
»Behandeln die Dorfbewohner dich gut?«, fragte sie.
Er zuckte die Achseln. »Ich bin ein Fremder.« »Ja, aber das ist keine Entschuldigung für... schlechtes Benehmen. Hanara.« Sie wartete, bis er aufsah und ihrem Blick standhielt. »Wenn jemand dir ein Unrecht antut, irgendetwas... Unkyralisches, dann sag es mir. Es ist wichtig. Da du jetzt wie ein Kyralier leben musst, nach unseren Gesetzen und Idealen, dürfen sie nicht anfangen, sich zu benehmen wie … wie Sachakaner. Hast du verstanden? Du brauchst dich nicht damit abzufinden, nur weil du es früher getan hast.«
Er sah sie an.
»Du verstehst mich doch, oder?«
Er nickte.
Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, dann knüllte sie die alten Verbände zusammen. »Ich muss gehen. Auf mich wartet mein Unterricht.«
Er nickte abermals und wirkte plötzlich bedrückt. »Wenn du willst, werde ich ab und zu herkommen und mit dir reden«, bot sie ihm an.
Obwohl seine Miene sich nicht veränderte, trat ein Ausdruck von Wärme in seine Augen. Als sie den Stall verließ, hatte sie das Gefühl, seine Blicke in ihrem Rücken spüren zu können.
Ich hoffe, ich bringe ihn nicht auf irgendwelche romantischen Ideen, dachte sie. Ich kann mir Mutters Entsetzen vorstellen. Sie wird es mir nur mit knapper Not verzeihen, dass ich nicht versuche, Lord Dakon zu betören, aber wenn mir ein ehemaliger sachakanischer Sklave Gedichte
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