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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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sich um einen entzündeten Blinddarm.«
    Tessia nickte. Eine gefährliche Erkrankung. Ihr Vater würde vielleicht eine Operation versuchen müssen, um das Organ zu entfernen, und die Gefahr einer Entzündung war groß. Der Junge konnte ohne weiteres sterben.
    Nachdem sie die Hauptstraße erreicht hatten, gingen sie zu einem der letzten Häuser im Dorf hinunter, das Jornen, dem Schmied, gehörte. Die Werkstatt des Mannes lag ein kleines Stück hinter seinem Haus, unten an einem der Bäche, die in den Fluss mündeten. An den meisten Tagen wehte der Wind den Rauch seiner Esse von den Häusern weg, aber gelegentlich hüllte der von den Dorfbewohnern so genannte »Rauchwind« mit bläulichen, metallisch riechenden Wolken den halben Ort ein.
    Tessias Vater trat vor die Tür und klopfte an. Im Haus wurden schnelle Schritte laut, dann wurde die Tür geöffnet, und zwei kleine Kinder blickten zu ihnen auf - ein Mädchen und ein Junge. Das Mädchen rannte zurück ins Haus und rief: »Sie sind da! Sie sind da!« Der Junge griff nach Verans Hand und führte ihn nach oben, wo Jornen und Possa, seine Frau, warteten. Ein Säugling lag in den Armen der Frau.

    »Er ist hier drin«, sagte der Schmied und zeigte auf ein Schlafzimmer.
    Es war ein winziger Raum mit drei Etagenbetten. Jaden, ein Junge von etwa zwölf Jahren, lag zusammengerollt in dem unteren Bett und stöhnte laut.
    Tessia beobachtete, wie ihr Vater Jaden untersuchte; er tastete sachte seinen Unterleib ab, maß den Rhythmus seines Herzens und seiner Atmung und stellte Fragen. Die beiden Kinder, die sie an der Tür begrüßt hatten, erschienen mit zwei älteren Jungen im Schlepptau. Einer der Neuankömmlinge hatte ein Seil um den Hals, an dem der andere ihn herumführte.
    »Was ist das?«, fragte Possa mit angespannter Stimme. »Was macht ihr mit diesem Seil?«
    »Wir spielen Herr und Sklave«, sagte einer der Jungen.
    Tessia und die Mutter tauschten einen entsetzten Blick.
    »Nimm es ab«, befahl Possa. »Wir sind keine Sachakaner. Wir versklaven niemanden. Das ist Unrecht.«
    Zu Tessias Erheiterung wirkten beide Jungen enttäuscht, als sie das Seil abnahmen.
    »Was ist mit dem Sklaven, den Lord Dakon hat?«, fragte der Junge, der das Seil um den Hals getragen hatte.
    »Er ist kein Sklave mehr«, erklärte Tessia sanft. »Er ist jetzt frei.«
    »Aber er benimmt sich trotzdem komisch«, erwiderte der andere Junge.
    »Das liegt daran, dass er es nicht gewohnt ist, frei zu sein. Und er kennt unsere Sitten noch nicht. Aber er wird sich mit ihnen vertraut machen. Tatsächlich ist er sehr nett, wenn man ihn kennenlernt.«
    Die Kinder blickten nachdenklich drein. Als Tessia ein Schniefen hörte, drehte sie sich um und sah einen zweifelnden Ausdruck auf Possas Gesicht. Die Frau wandte hastig den Blick ab. Veran stieß einen leisen Laut der Sorge aus. Dann richtete er sich auf und stieß sich dabei den Kopf an dem mittleren Etagenbett.
    »Hier habe ich nicht genug Platz zum Arbeiten. Können wir ihn irgendwo anders hinbringen?«

    »In die Küche?«, schlug der Schmied vor und sah seine Frau an. Sie schüttelte den Kopf. »Zu schmutzig. Im Keller ist mehr Platz.«
    Ihr Mann trat in das Schlafzimmer, hob seinen Sohn hoch und trug ihn die Treppe hinunter. Die Familie folgte ihm. Tessia und Veran gingen am Ende der kleinen Gruppe in den unteren Stock und durch den Flur in den hinteren Teil des Hauses.
    Als Tessia durch eine offene Tür schaute, erblickte sie einen Küchentisch, der sich schier bog unter Kochutensilien, Gefäßen und Körben, die bis zum Rand mit essbaren Pilzen gefüllt waren. Sie nickte vor sich hin, froh über Possas Widerstreben, Jaden in einen Raum zu bringen, der voller Schmutz und Unrat war. Vielleicht waren die Bemühungen ihres Vaters und ihres Großvaters, den Dorfbewohnern ein Gefühl für Hygiene zu vermitteln, doch nicht so nutzlos gewesen, wie sie es häufig geargwöhnt hatten.
    Wahrscheinlicher ist, dass sie nicht bei ihrer Arbeit gestört werden will, wenn es einen anderen Raum gibt, in dem wir ihren Sohn behandeln können.
    Sie gingen eine weitere Treppe hinunter und kamen in einen kalten Raum, der nach Feuchtigkeit und Schimmel roch. In der Mitte stand ein von der Zeit dunkel gewordener, alter und vollkommen verdreckter Holztisch. Mutlos betrachtete Tessia den Tisch, der ihr für ihren Zweck kaum geeigneter erschien als der in der Küche.
    »Hol die Lampe«, befahl der Schmied, aber in der Dunkelheit konnte Tessia nicht erkennen, an welches Kind

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