Magie
passiert, das wirklich gefährlich oder unerfreulich gewesen wäre.«
»Nein?«, erwiderte Jayan, dessen Gesichtsausdruck deutlich zeigte, dass er anderer Meinung war.
»Das heißt, nichts, das beabsichtigt gewesen wäre und nicht anschließend eine gute Geschichte ergeben hätte.«
Als Tessia die Augenbrauen hochzog, grinste Dakon. »Nun, da war diese Reise, während der ich Jayan geholfen habe, Feuerbälle zu üben...«
10
T essia schlüpfte durch die Vordertür von Lord Dakons Haus in die hell erleuchtete Empfangshalle. In letzter Zeit bestand der Magier darauf, dass sie den Haupteingang benutzte, wobei er darauf hinwies, dass er und Jayan ihn ebenfalls benutzten
und dass die Dorfbewohner denken würden, er behandele sie nicht ihrem neuen Rang entsprechend, wenn sie weiter den Dienstboteneingang benutzte. In diesem Teil des Hauses war alles viel eleganter. Eine Treppe, so breit, dass zwei oder drei Menschen nebeneinander gehen konnten, führte in den nächsten Stock hinauf. Breite Öffnungen zu beiden Seiten lockten Besucher in Nebenflure, von denen aus sie Zugang zum Speisezimmer und zu einem repräsentativen Wohnraum hatten.
Als Tessia die Tür schloss, kam Keron gerade aus einem der Flure, lächelte sie an, nickte höflich und zog sich dann wieder zurück. Tessia ging zur Treppe hinüber.
Oben hielt sie inne. Dakon hatte ihr den Vorschlag gemacht, ihr letztes Abendessen vor ihrer Abreise aus Mandryn mit ihren Eltern einzunehmen. Die beiden hatten ihre Aufregung über die bevorstehende Reise auf die jeweils für sie typische Art und Weise bekundet - ihre Mutter war in Entzückungsrufe ausgebrochen, und ihr Vater hatte ihr leise Ratschläge erteilt, wie man sich in der Stadt benahm. Es war schön gewesen, aber auch anstrengend. Sie fühlte sich versucht, sich in ihr Zimmer hinaufzustehlen und zu Bett zu gehen.
Aus der Tür der Bibliothek strömte Licht, und Stimmen drangen an ihre Ohren. Statt sich auf den Weg zu ihrem Zimmer zu machen, schlenderte Tessia auf die Tür zu. Trotz ihrer Müdigkeit bezweifelte sie, dass sie einschlafen würde. Wahrscheinlich würde sie wach liegen, so wie sie es während der beiden letzten Nächte getan hatte, und an die vor ihr liegende Reise denken und daran, was in der Stadt vielleicht geschehen würde. Außerdem hatte Dakon vielleicht letzte Anweisungen für sie.
Als sie in die Tür trat, blickten Dakon und Jayan auf. Beide Männer hielten Bücher in der Hand, aber da sie zuvor Stimmen gehört hatte, vermutete sie, dass die beiden ihre Lektüre unterbrochen hatten, um miteinander zu reden. Der Magier lächelte, aber auf Jayans Stirn erschien eine Falte, die sich alsbald wieder glättete.
»Ah, Tessia«, sagte Dakon. »Wie war der Abend bei deinen Eltern?«
»Schön, Lord Dakon. Sie hatten viele Ratschläge für mich.« Sie zuckte die Achseln. »Ich bin mir nicht sicher, wie nützlich sie sein werden, selbst wenn sie in der besten Absicht erteilt wurden.«
Er kicherte. »Davon bin ich überzeugt. Deine Mutter war nie in Imardin, nicht wahr?«
»Nein. Vater war dort, aber das ist schon mehr als zehn Jahre her. Das scheint ihm jetzt zu schaffen zu machen. Ich fürchte, Ihr habt ihn da auf eine Idee gebracht.«
»Hm. Vielleicht hätte ich ihn einladen sollen, sich uns anzuschließen. Ich nehme an, dafür ist es jetzt zu spät.«
Sie hielt den Atem an. Es wäre wunderbar gewesen, mit ihrem Vater nach Imardin zu reisen. Es hätte ihm Spaß gemacht, davon war sie überzeugt. Aber es war sehr wahrscheinlich, dass er die Möglichkeit abgelehnt hätte, weil der Heiler das Dorf nicht alleinlassen wollte.
Ein kurzes Schweigen folgte. Sie überlegte, was sie sagen konnte. »Muss sonst noch etwas getan werden, bevor wir morgen früh aufbrechen?«
Dakon schüttelte den Kopf, aber als er sie ansah, wurde seine Miene nachdenklich. »Eine Sache wäre da noch.« Er hielt inne. »Jetzt, da du die Kontrolle über deine Macht gewonnen hast, wird es Zeit, dass wir mit dem Ritual höherer Magie beginnen.«
Tessia blinzelte, dann stiegen prickelnde Aufregung und Furcht in ihr auf. »Heute Abend?« Ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Jetzt?«
»Ja.«
»Nun denn.« Sie trat in den Raum. »Wie... funktioniert es?«
»Vielleicht wäre es einfacher, es ihr zu zeigen«, schlug Jayan vor. Tessia zuckte überrascht zusammen. Sie hatte beinahe vergessen, dass er ebenfalls im Raum war.
Dakon drehte sich zu dem Meisterschüler um. Die beiden tauschten einen undeutbaren Blick, dann nickte
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