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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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Dakon langsam. »Ja, das wäre möglich.«
    Er erhob sich von seinem Platz und trat zwischen die Sessel.
Jayan legte sein Buch beiseite, gähnte und stand auf. Er lächelte schwach, dann legte sich ein Ausdruck, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, auf sein Gesicht. Er wirkte älter und würdevoller. Schließlich trat er vor Dakon und senkte den Blick. Dann kniete er nieder und hob die Hände auf die Höhe seines Kopfes.
    Ein Schauder überlief Tessia. Jayan war nicht mehr nur ein hochmütiger junger Mann, sondern ein unterwürfiger, gehorsamer Meisterschüler. Dakon war nicht länger der gütige Lord des Lehens und des Dorfes, sondern der Meistermagier. Dies ist die Welt der Magier, die gewöhnliche Menschen nicht zu sehen bekommen , ging es ihr durch den Kopf. Eine Welt, die sie bisher für sich behalten hatten. Eine Welt, von der sie ein Teil war. Der Gedanke erschien ihr unwirklich. Unglaublich. Aber vielleicht würde sie, nachdem sie an dem Ritual teilgenommen hat, ein wenig mehr das Gefühl haben, in diese Welt zu gehören.
    Dakon griff in sein Hemd und zog etwas Kleines, Schmales daraus hervor. Als er es auseinanderschob, begriff Tessia, dass es sich um eine winzige Klinge handelte. Dakon berührte die Innenflächen von Jayans Händen kurz mit der Messerspitze. Wenn es wehtat, wusste Jayan den Schmerz gut zu verbergen. Dann steckte der Magier das Messer wieder ein, legte seine Hände auf die Jayans und schloss die Augen.
    Tessia hielt den Atem an. Ihr Herz schlug immer noch sehr schnell. Einen Moment später hob Dakon die Hände, lächelte und murmelte etwas. Der Ritus war vorüber.
    Das war es , dachte sie. Nein, natürlich ist das nicht alles. Wenn es um Magie geht, steckt immer viel mehr dahinter.
    Jayan stand auf, klopfte sich versonnen mit dem Handrücken die Knie seiner Hose ab, dann zog er ein Tuch aus seiner Kleidung hervor und wischte sich die Hände ab. Er schaute sie an und zuckte die Achseln. »Siehst du? Es ist nichts dabei.«
    Nichts, das man mit bloßem Auge sehen könnte, dachte sie ironisch. Aber es war beruhigend zu sehen, dass er das Ritual wohlgemut überstanden hatte. Sie unterdrückte ein plötzliches Widerstreben, schluckte ihre Nervosität hinunter und
trat vor. Jayan machte ihr Platz, und Dakon schenkte ihr sein gewohntes, ermutigendes Lächeln. Sie stellte sich vor ihn hin und schaute hoch, dann wandte sie den Blick wieder ab, als ihr klar wurde, dass es, je länger sie den nächsten Teil hinauszögerte, umso unangenehmer werden würde. Hastig ließ sie sich auf die Knie nieder, hob die Hände, hielt den Blick gesenkt und versuchte, sich nicht vorzustellen, dass sie genauso unterwürfig wirkte, wie Jayan es getan hatte.
    Unterwürfig und doch respektvoll, ging es ihr plötzlich durch den Kopf. Ich nehme an, dem Ritus wohnt eine gewisse Würde inne. Ich frage mich, wie die Sachakaner es tun. Wahrscheinlich haben sie überhaupt kein Ritual. Sie entreißen ihren Sklaven einfach nur die Macht, wann immer sie es wollen. Also ist es etwas Gutes, dass es für alle kyralischen Magier ein Ritual gibt. Ein Zeichen von Respekt den Meisterschülern gegenüber...
    Sie spürte ein Brennen in einer Handfläche und widerstand dem Drang aufzublicken. Der zweite kurze Stich kam. Dann lagen Dakons Hände auf ihren.
    Als Nächstes stellte sich ein schwaches Schwindelgefühl ein. Dann war das Gefühl plötzlich nicht mehr so schwach. Sie spürte, dass sie zur Seite kippte, und versuchte, das Gleichgewicht zu halten, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. Hände packten sie an den Schultern und stützten sie. Das Gefühl von Schwäche wurde deutlicher, und als sie sich konzentrierte, spürte sie, dass ein anderer Wille nach ihrer Macht griff. Obwohl sie Dakons Präsenz spürte, leistete sie instinktiv Widerstand... vergeblich. Zum ersten Mal, seit sie die Kontrolle über ihre Macht gewonnen hatte, entzog sie sich ihrem Willen.
    Dann bekam sie abrupt die Kontrolle zurück. In ihrem Versuch, das Gleichgewicht wiederzugewinnen, schoss sie über das Ziel hinaus und drohte in die entgegengesetzte Richtung zu fallen.
    »Keine Bange. Du wirst noch lernen, wie du verhindern kannst umzufallen.«
    Die Stimme gehörte Jayan und erklang hinter ihr. Er war es, der sie stützte. Plötzlich wollte sie nur wieder auf den Beinen sein und alles andere tun, als auf dem Boden zu knien und
sich darauf zu verlassen, dass Jayan sie aufrecht hielt. Sie entschlüpfte seinem Griff, stand auf und streckte die Hand nach einem Sessel

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