Magie
Spaltfläche nach oben. Sie schoben sie nebeneinander über den angeschwollenen Fluss, sodass nur noch ein schmaler Spalt zwischen ihnen blieb. Dann begann sich dort, wo die Stammhälften am diesseitigen Ufer auflagen, die Erde zu bewegen, bis das Holz so tief eingesunken war, dass es mit der Straße auf eine Ebene lag.
Jayan überquerte die neue Brücke und balancierte am anderen Ende, während er den Prozess am gegenüberliegenden Ufer wiederholte.
Eines Tages werde ich auch in der Lage sein, das zu tun, ging es Tessia durch den Kopf. Sie haben offensichtlich Gewalt angewandt, um den Baumstamm zu bewegen, aber welche Art von Magie haben sie benutzt, um ihn zu spalten? Oder um ihn überhaupt
zu fällen? Die Enden des Baumstamms waren nicht geborsten oder verbrannt. Sie hatte offensichtlich noch eine Menge zu
lernen. Plötzlich war das Wissen, dass sie eines Tages in der Lage sein würde, Magie auf so beeindruckende und nützliche Weise zu benutzen, aufregend und sehr reizvoll. Es geht also doch nicht nur ums Kämpfen.
Jayan kehrte zu Dakon zurück, dann drehten die beiden sich zu ihr um. Dakon deutete mit dem Kopf vielsagend auf den Wagen. Sie begriff, dass er die Absicht hatte, die neue Brücke als Erster zu überqueren, um zu demonstrieren, dass sie sicher war. Die Menschen gingen auf ihre Wagen zu, und schon bald würde sich vor beiden Enden der Brücke eine Schlange bilden.
Sie blickte auf den Schmied hinab. Mit Magie konnte sie ihn trocknen und aufwärmen, aber in dem Zustand, in dem er sich befand, würde ihn dies nur noch weiter verängstigen. Sie schaute zu dem Mann auf, der sich erboten hatte, ihn in sein Haus zurückzubringen.
»Hast du irgendwelche Decken?«
Der Mann sah ihr in die Augen, dann nickte er. »Ich hole wohl besser meinen Wagen.« Dann verzog er das Gesicht und schaute zum Fluss hinüber. »Und den Jungen sollte ich auch wohl besser holen«, fügte er hinzu.
Sie schenkte ihm ein grimmiges Dankeslächeln. »Tu es schnell, dann kann ich vielleicht dafür sorgen, dass du uns sofort über die Brücke folgen kannst.«
Er eilte davon. Tessia ging auf den Wagen zu. Obwohl sie den Schmied lieber selbst nach Hause begleitet und dafür gesorgt hätte, dass er vernünftig behandelt wurde, schien der Mann doch in guten Händen zu sein. Sie war nicht die ortsansässige Heilerin, und der Mann hatte keine ernsten Verletzungen. Ihr Vater wusste ebenfalls, wann er beharrlich sein und wann er den Leuten erlauben musste, sich selbst zu versorgen.
Trotzdem, wenn Dakon bereit war, ein wenig zu warten, würde der Schmied früher nach Hause kommen. Und wenn sein Helfer die Brücke gleich hinter ihnen überquerte, würde er wahrscheinlich hinter ihnen bleiben, bis er von der Straße abbog. Sollte sich der Zustand des Kranken verschlimmern, würde sie in der Nähe sein und ihm noch helfen können.
12
A lles, was Tessia sehen konnte, waren die Lichtkugel, die über ihnen schwebte, der Wagen, seine Passagiere, die Pferde, die ihn zogen, und der Flecken Erde, über den sie gerade hinwegfuhren. Nichts durchbrach die Dunkelheit zu beiden Seiten, obwohl gelegentlich ein winziges Augenpaar aufblitzte und wieder verschwand. Wäre da nicht das endlos sich hinziehende Band der gefurchten Straße gewesen, das im Lichtkegel unter ihnen hinwegzugleiten schien, hätte sie sich gefragt, ob sie sich überhaupt bewegten.
Einige Stunden zuvor hatten sie sich vor einem Laden in einem kleinen Dorf von dem Helfer des Schmiedes verabschiedet. Der Zwischenfall mit der Brücke hätte Tage zurückliegen können, zumindest kam es Tessia so vor.
Das Reisen war nicht so aufregend, wie es hätte sein sollen, überlegte sie. Lange Phasen des Unbehagens und der Langeweile waren damit verbunden. Und Hunger. Die Verzögerung an der zerstörten Brücke bedeutete, dass sie im Dunkeln reisen mussten, und normalerweise hätten sie inzwischen bereits ihr Abendmahl zu sich genommen.
Die Abende waren im Allgemeinen erheblich angenehmer. In der ersten Nacht hatten sie bei einem Dorfmeister gewohnt. Jedes Dorf und jede Stadt hatten einen Meister, der die Arbeit der Einheimischen überwachte, und die Häuser, in denen sie lebten, besaßen einige zusätzliche Räume, falls der ansässige Lord oder reisende Lords zu Besuch kamen. In der nächsten Nacht waren sie bei einem Stadtmeister von Lord Gilar untergekommen, und heute Nacht würden sie bei Lord Gilar selbst wohnen.
Plötzlich richtete Jayan sich auf seinem Platz auf. Noch vor wenigen
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