Magie
erwarten Euch«, sagte sie.
Als Tessia durch die Tür trat, sah sie zwei Frauen an einem kleinen, runden Tisch sitzen. Eine war älter, wenn auch vielleicht nicht ganz so alt wie Lord Gilar. Tessia vermutete, dass dies Lady Pimia war. Die jüngere Frau war klein und üppig, mit einem hübschen Gesicht. Beide blickten zu Tessia auf, dann erhoben sie sich, um sie zu begrüßen.
»Ihr seid Meisterschülerin Tessia?«, fragte die ältere Frau, wartete jedoch nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort: »Ich bin Lady Pimia, und dies ist Faynara. Bitte, setzt Euch. Ihr müsst halb verhungert sein. Die Diener sind bereit und werden unverzüglich den ersten Gang auftragen.«
Tessia ließ sich zu einem Stuhl geleiten. Als sie sich setzte, kehrten die beiden Frauen zu ihren Plätzen zurück. Tessia sah sich im Raum um, wenn auch eher, um ihren Argwohn zu bestätigen, als um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen. Es gab weder andere Stühle noch Tische.
»Vielen Dank, dass Ihr das Bad für mich arrangiert habt, Lady Pimia«, sagte Tessia. »Werden Lord Gilar und Lord Dakon sich zu uns gesellen?«
Lady Pimia hob die Hand. »Nein, nein. Die Männer werden zusammen essen. Sie haben wichtige Dinge zu besprechen. Magie. Politik. Geschichte.« Sie zuckte abschätzig die Achseln, und Faynara schnitt eine Grimasse. »Wenn wir alle zusammen essen würden, kämen wir kaum zu Wort.«
Ein Stich der Enttäuschung durchzuckte Tessia. War es üblich, dass Meisterschülerinnen - oder sogar Magierinnen - von »wichtigen Gesprächen« ausgeschlossen wurden? Eifersucht und Ärger stiegen in ihr hoch. Warum sollte Jayan Gelegenheit bekommen, über Magie zu sprechen, und sie nicht? Nun, ich kann nicht wissen, ob Jayan dort ist. Möglicherweise unterhalten sich nur Gilar und Dakon über Dinge, über die Magier eben schwatzen, während Jayan irgendwo allein speist.
»Also, wie ist es gekommen, dass Ihr Meisterschülerin eines Magiers wurden?«, fragte Faynara.
Ohne Vorwarnung blitzte vor Tessias innerem Auge Takados lüsternes Gesicht auf. Sie ignorierte das Bild ebenso wie die Verachtung, die es weckte. »Durch Zufall. Ich wusste nicht einmal, dass ich Magie benutzt hatte, bis Meister Dakon mich darauf aufmerksam machte, und er war sich nicht sicher, bis er mich geprüft hat.«
»Ihr seid ein Naturtalent!«, rief Faynara mit einem entzückten Lächeln. »Was für ein Glück für Euch. Was habt Ihr denn vorher getan?« Eine winzige Falte war zwischen Lady Pimias Augenbrauen erschienen.
»Ich habe meinem Vater geholfen, der Heiler ist.« »Ah«, sagte Pimia anerkennend. »Das erklärt, warum Ihr eine so gepflegte Sprache habt.«
»Ich verfüge auch über magische Fähigkeiten«, erklärte Faynara stolz.
Tessia sah das Mädchen voller Interesse an. »Wie viele Jahre habt Ihr schon gelernt?«
»Oh, ich bin nur eine latente Magierin.« Faynara zuckte die Achseln.
Tessia runzelte die Stirn. »Eine latente Magierin?«
»Wir haben beschlossen, Faynaras Kräfte nicht zu entwickeln«, sagte Lady Pimia und lächelte ihre Tochter an. »Sie hatte kein Interesse daran, Magierin zu werden, aber ihre Fähigkeit sollte für eine schöne Auswahl an Verehrern sorgen. Ihr älterer Bruder ist als Meisterschüler bei Lord Ruskel vom Lehen Felgar.«
»Also... schreckt das Erlernen von Magie Verehrer ab?«, fragte Tessia zögernd.
Die beiden Frauen lachten leise. »Vielleicht«, sagte Pimia. »Aber vor allem würde das Erlernen von Magie einen zu großen Teil von Faynaras Zeit in Anspruch nehmen; und sie würde nur wenig davon profitieren, abgesehen von einigen nützlichen Tricks. Sie ist besser dran, wenn sie die Künste der Führung eines Haushalts lernt und eine gute Ehefrau wird.«
»Man kann nicht nur wegen einiger nützlicher Tricks Magierin werden«, fügte Faynara hinzu und verzog das Gesicht. »Man muss den Weg bis zu Ende gehen. Das kostet Jahre. Es hat keinen Sinn, zu heiraten und Kinder zu bekommen, bevor man fertig ist, und man muss hingehen, wohin auch immer der Meister geht.«
Tessia dachte über Jayans Meinung nach - dass ein Magier die Pflicht hat, sein Volk und sein Land zu schützen. Sie fragte sich, was er von Faynaras Entschluss halten mochte, die Chance, Magierin zu werden, auszuschlagen. Gilars Tochter würde im Falle eines Angriffs auf Kyralia niemandem von Nutzen sein.
Oder vielleicht doch? Als latente Magierin würde sie eine mächtige magische Quelle sein. Während die junge Frau die Vorteile ihrer Entscheidung auflistete,
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