Magie
»Aber im Krieg können Menschen sich freiwillig als Quellen zur Verfügung stellen.«
»Arrangiert Ihr bei Euren Spielen manchmal beide Seiten so, als seien sie sachakanische Magier?«
»Ja«, antwortete Dakon.
»In welcher Hinsicht unterscheidet sich diese Taktik von der anderen? Müsst Ihr die Quellen aus dem Spiel nehmen, sobald sie erschöpft sind?«
»Nicht unbedingt, obwohl man, wenn man ›Sachakaner‹ spielt, Quellen töten und seinem Magier zusätzliche Punkte verschaffen darf. Sachakanische Magier sind weniger geneigt,
ihre Quellen zu töten, als die Gerüchte es uns glauben machen wollen. Quellen sind in einem längeren Kampf immer noch wertvoller, wenn sie am Leben bleiben und am nächsten Tag wieder benutzt werden können.«
»Aber nicht in einem kurzen Kampf.«
»Oder in einer verzweifelten Situation«, fügte Dakon hinzu.
»Warum gibt es in dem Spiel keine Nichtmagier? Gewöhnliche Leute... oder Krieger?«
»Gewöhnliche Waffen nützen gegen Magier nicht viel«, erklärte Jayan.
»Nicht, bevor der Gegner nicht erschöpft ist«, wandte sie ein. »Wenn Waffen immer nutzlos wären, warum stellen die einfachen Leute dann welche her und lernen, sie zu benutzen?«
»Die einfachen Leute sind in der Schlacht eine potenzielle Kraftquelle«, antwortete Dakon ihr. »Man hält sie am besten außerhalb der Reichweite des Gegners. Nichtmagier, die gewöhnliche Waffen benutzen, sind im Allgemeinen Wachen, deren Aufgabe hauptsächlich darin besteht, gewöhnliche Menschen zu beschützen oder in Schach zu halten. Kyralia hat schon seit Jahrhunderten keine Soldaten zu seiner Verteidigung mehr. Sie spielten noch eine Rolle, solange es nur wenige Magier gab und deren Dienste teuer bezahlt werden mussten. He!«
Jayan machte es sich zunutze, dass Dakons Aufmerksamkeit abgelenkt war, und führte einen Schlag gegen einen von Dakons Magiern. Dakon schaffte es nicht, seinen Schild rechtzeitig zu stärken; der Spielstein leuchtete auf und begann zu schmelzen. Seufzend und ohne auf Jayans triumphierendes Grinsen zu achten, nahm er die Figur aus dem Spiel, formte sie sorgfältig neu, solange sie noch heiß war, und hielt sie zum Abkühlen hoch, bevor er sie wieder in die Schachtel legte.
»Lord Dakon.«
Tanner hatte gesprochen. Dakon blickte auf. Der Kutscher deutete mit dem Kopf auf etwas vor ihm an der Straße. Als Dakon an dem Mann vorbeiblickte und die Szene in sich aufnahm, der sie sich näherten, sackten seine Schultern herunter.
Jayan drehte sich um, schaute hinter sich und wandte sich dann wieder Dakon zu. Ohne ein Wort zu sagen, legten sie die Figuren in die Schachtel zurück, räumten die »Hindernisse« beiseite und stiegen, als der Wagen langsam stehen blieb, aus.
Sobald der Wagen stand, erhob Tessia sich, um besser sehen zu können, was vor ihr lag. Ein Bach oder ein kleiner Fluss kreuzte, angeschwollen vom Regen, ihren Weg. Das Wasser floss sehr schnell und bildete Wirbel an den zerbrochenen Holzverstrebungen einer Brücke und den Überresten der Wagen, die die Brücke gerade befahren haben mussten, als diese nachgegeben hatte.
Zu beiden Seiten des Flüsschens liefen Menschen umher, was darauf schließen ließ, dass die Brücke schon vor einiger Zeit eingestürzt war; viele Reisende waren inzwischen eingetroffen, um feststellen zu müssen, dass ihnen der Weg versperrt war. Die meisten waren Einheimische, vermutete Tessia. Sie alle starrten Dakon und Jayan an, zweifellos weil sie ihre teure Kleidung bemerkt hatten. Mehrere Karren standen in einer Reihe auf der Straße - die meisten am gegenüberliegenden Ufer -, voll beladen mit verschiedenen Waren. Tessia bemerkte sogar eine kleine Herde von Rebern, deren wolliges Fell tropfte. Die Unterleiber der Tiere waren dunkel vom Schlamm.
Plötzlich spürte sie ein sanftes, aber beharrliches Tropfen auf ihren Schultern und ihrem Kopf. Als kalte Feuchtigkeit ihr Kleid durchdrang, umgab sie sich selbst, Tanner und Malia hastig mit einem Schild, der sie vor dem Regen schützte. Dakon und Jayan gingen auf die eingestürzte Brücke zu und nahmen ihre eigenen Schilde mit.
Sollte sie ihnen folgen? Sie konnte nichts tun, das die beiden anderen nicht besser erledigen konnten. Aber es war möglich, dass jemand verletzt worden war. Nachdem sie sichergestellt hatte, dass Malia noch immer von einem Schild geschützt wurde, machte Tessia Anstalten, aus dem Wagen zu steigen.
»Ooh, Lady Tessia, solltet Ihr wirklich aussteigen?«, fragte
Malia ängstlich. »Was ist,
Weitere Kostenlose Bücher