Magie
Ausbleiben einer Antwort auf sein Signal dahingehend deuten würde, dass Hanara tatsächlich befreit worden war. Oder das Dorf verlassen hatte. Er würde vielleicht aufgeben und fortgehen.
Hanara hätte um ein Haar laut aufgelacht.
Was wird er dann tun? fragte er sich.
Takado schätzte es nicht, Magie zu vergeuden, daher würde er versuchen, einen Konflikt zu vermeiden. Er würde mit der Absicht, Lord Dakon zu bitten, ihm Hanara zurückzugeben, ins Dorf kommen.
Lord Dakon würde sagen, dass es an Hanara sei, diese Entscheidung zu treffen. Es war nur allzu leicht, sich diesen Augenblick vorzustellen. Takado würde Hanara ansehen. Lord Dakon würde das Gleiche tun. Genau wie alle anderen im Dorf. Sie würden alle wissen, dass eine Weigerung Hanaras schreckliche Konsequenzen nach sich ziehen musste. Wenn Takado das Dorf angriff und irgendjemand dabei starb, würden alle Hanara die Schuld geben.
Aber Lord Dakon war nicht im Dorf. Er würde nicht erscheinen, um Takado entgegenzutreten. Wenn Takado begriff, dass kein Magier da war, der Mandryn schützte, was würde er tun?
Er wird mich töten, weil ich ihm nicht gehorcht habe.
Würde er dann fortgehen? Oder würde er, nachdem er bereits einen von Lord Dakons Leuten getötet hatte, auch die Dorfbewohner angreifen? Es war möglich, dass die Dorfbewohner trotz ihrer Abneigung gegen Hanara versuchen würden, ihn um Lord Dakons willen zu schützen. Wenn sie es taten, würden sie sterben.
Ich habe nur eine einzige Alternative: Ich muss zu Takado gehen.
Dann würde Takado seine Gedanken lesen und erfahren, dass Lord Dakon fort war. Würde er das Dorf trotzdem angreifen? Nicht, wenn er einen Konflikt vermeiden wollte.
Außerdem wird er aus meinen Gedanken auch erfahren, dass ein anderer Magier in der Nähe ist und bereit, Mandryn falls nötig zu verteidigen.
Hanara brachte ein Lächeln zustande, das jedoch schnell verblasste. Das Problem war, dass Takado dies nur erfahren würde, wenn er Hanaras Gedanken las. Die einzige Information, die Takado davon abbringen konnte, ins Dorf zu kommen, um Hanara zurückzuholen, war auch die einzige Information, die er nur von Hanara erhalten konnte.
Das stimmt nicht ganz. Er könnte es von anderen Dorfbewohnern erfahren, falls er Grund hätte, mit ihnen zu reden oder ihre Gedanken zu lesen.
Aber Takado würde sich niemals dazu herablassen, mit Vertretern des gemeinen Volkes zu reden, und sollte er die Gedanken eines der Menschen hier lesen, würde man das als kriegerischen Akt ansehen. Das würde er nur dann tun, wenn er beschlossen hatte, das Dorf anzugreifen, und in diesem Fall würde er schnell handeln und keine Zeit mit dem Lesen von Gedanken verschwenden. Hanara seufzte und widerstand dem Drang, sich aufzurichten und durch das Fenster des Heubodens zu schauen, um festzustellen, ob das Signal noch immer in der Ferne blinkte.
Hat außer mir noch jemand etwas bemerkt?
Er hatte weder die Männer in den Ställen noch die Leute im Dorf darüber sprechen hören. Wenn sie das Signal gesehen hätten, wäre irgendjemand der Sache gewiss nachgegangen. Sie würden Takado nur dann finden, wenn er gefunden werden wollte. Wenn sie nichts entdeckten, würden sie diesem anderen Magier, der Mandryn schützen sollte, dann überhaupt eine Warnung schicken? Wo ist dieser andere Magier überhaupt? Das Signal kam von den Hügeln rund um das Dorf. Nach dem, was Hanara während Takados Reisen gelernt hatte, waren Dörfern in den äußeren Lehen für gewöhnlich eine Tagesreise
voneinander entfernt. Abgesehen von den Dörfern gab es nur hie und da kleine Bauernhäuser und Hütten.
Er bezweifelte, dass dieser andere Magier in einem Bauernhaus lebte. Wo lebte er dann? Und falls Mandryn angegriffen wurde, wie lange würde es dauern, bis er eintraf?
Es musste eine Möglichkeit geben, das herauszufinden. Er ging zum Rand des Heubodens und blickte in die Ställe hinab. Eine Lampe stand auf einem Tisch, an dem die Diener gespielt hatten. Die Männer waren fort, und ihr Spiel war unvollendet geblieben.
Irgendwo hinter den Ställen konnte er leise Stimmen hören.
»Hanar!«
Er zuckte zusammen und schaute zu den Stalltüren, in denen der Stallmeister stand.
»Komm herunter«, befahl Ravern.
Hanara holte tief Luft, um sich zu beruhigen, dann stand er auf, klopfte sich Stroh von den Kleidern und kletterte die Leiter zum Stall hinunter. Er folgte dem Stallmeister ins Freie. Ravern führte ihn hinter das Gebäude, wo drei vertraute Gestalten standen, die
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