Magie
und Stimmen über sich hören.
Zwischen den beiden Teilen der merkwürdigen Treppe führte ein schmaler Gang zu einer Tür am Ende, durch die sie in einen großen Raum gelangten. Als Tessia sich umsah, stellte sie fest, dass es sich bei den breiten Treppen tatsächlich um Sitzreihen handelte, die in Stufen rings um das Zentrum des Raums angeordnet waren. Es hatten bereits mehrere junge Männer Platz genommen, die sie und Kendaria mit unverhohlenem Interesse beäugten.
Die Backsteinwände sehen aus wie die Außenwände eines Hauses, dachte Tessia. Sie blickte auf. Ein von Balken getragenes Ziegeldach überdeckte den Saal. Dies muss einmal eine kleine Straße oder ein Garten gewesen sein. Sie haben den Bereich einfach abgedeckt. Was erklärte, warum es so kalt war.
In der Mitte dieses Saals befand sich ein ausladender, steinerner Tisch. Die Rillen, die für die Ableitung von Flüssigkeiten in den Stein geschnitten worden waren, weckten in ihr die Vermutung, dass dies der Seziertisch sein müsse. Auf einem anderen kleineren Tisch in der Nähe lagen mehrere Instrumente.
Den Verwendungszweck der meisten von ihnen kannte sie, und sie fragte sich, ob die übrigen eigens für Obduktionen benutzt wurden.
»Wir brauchen nicht zu bleiben, wenn Ihr es Euch anders überlegt habt«, murmelte Kendaria.
Als sie begriff, dass die Frau bemerkt hatte, wie sie die Instrumente betrachtete, lächelte Tessia. »Nein, ich freue mich darauf. Wo sollen wir sitzen?«
»Zuerst muss ich Euch Heiler Orran vorstellen. Es wird sicher kein Problem darstellen, dass ich Euch mitgebracht habe, vor allem da Euer Vater Heiler ist und Ihr seine Gehilfin wart, und wir haben unser Entgelt bezahlt. Aber es gehört sich, zu fragen und Euch vorzustellen.«
Sie führte Tessia zu zwei Männern, die etwa im Alter ihres Vaters waren. Die Männer unterhielten sich, soweit Tessia es erkennen konnte, über die Schwangerschaft der Ehefrau eines Kollegen. Lediglich müßiges Geplapper, aber obwohl die beiden Männer Kendaria und Tessia ansahen, als sie näher kamen, setzten sie ihr Gespräch fort, als wären die Frauen überhaupt nicht zugegen.
Kendaria wartete, den Blick auf das Gesicht des größeren Mannes gerichtet. Ihre Miene spiegelte Geduld und Entschlossenheit wider. Die beiden Männer tauschten weiterhin Klatsch aus - denn genau das war es, befand Tessia, als offenkundig wurde, dass die Schwangerschaft keine Probleme aufwarf, über die Heiler sich aus beruflichen Gründen Sorgen machen müssten.
Waren sie vorsätzlich unhöflich, indem sie Kendaria ignorierten? Je länger und törichter das Gespräch wurde, umso mehr wuchs in Tessia die Überzeugung, dass genau dies hier geschah. Aber die Frau blieb ruhig und erwartungsvoll und wandte den Blick keinen Moment von Heiler Orrans Gesicht ab. Zuerst war Tessia verwirrt, dann wütend über diese Behandlung und schließlich fasziniert. Offenkundig wurde sie hier Zeugin irgendeines gesellschaftlichen Spiels, und sie konnte sich der Frage nicht erwehren, warum die Männer das taten und wie die Regeln dieses Spieles aussahen.
Zu guter Letzt wurde das Gespräch der beiden Männer so idiotisch, dass es in verlegenes Schweigen mündete. Der größere Mann seufzte und drehte sich um, um Kendaria mit einem kalten Lächeln zu bedenken.
»Ah, ich sehe, Ihr habt beschlossen, Euch heute zu uns zu gesellen, Kendaria von Foden«, bemerkte er. Tessia unterdrückte den Drang zu lachen. Bei ihrer Ankunft hatte kein großes Gedränge geherrscht, aber jetzt hallte der Raum wider von den Stimmen der vielen Menschen dort.
»Das habe ich allerdings, Heiler Orran«, erwiderte sie. Sie deutete mit dem Kopf auf Tessia. »Ich habe eine Freundin von außerhalb mitgebracht: Meisterschülerin Tessia aus dem Lehen Aylen. Ihr Vater ist Heiler in Lord Dakons Diensten, und sie hat während des größten Teils ihres jungen Lebens als seine Gehilfin gearbeitet.« Sie lächelte. »Zumindest bis sie Lord Dakons Meisterschülerin wurde.«
Beide Heiler zogen die Augenbrauen hoch.
»Eine Magierin mit einem Anflug von Kenntnissen der Heilkunst«, sagte Heiler Orran. »Wie interessant. Wie heißt Euer Vater?«
»Heiler Veran«, antwortete Tessia.
Die beiden Männer runzelten nachdenklich die Stirn. »Ich habe nie von ihm gehört«, sagte der andere Heiler.
»Natürlich nicht«, erklärte Tessia. »Er hat nicht hier studiert, obwohl er der Universität von Zeit zu Zeit einen Besuch abgestattet hat. Sein Vater, Heiler Berin, war Mitglied der
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