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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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gerichtet.
    Magister Arcanae Lorgyn de Daskula.
    Er schloss die Tür auf und betrat das Zimmer. Regale mit Büchern, dazwischen, wie die letzte Bastion zwischen der bibliophilen Flut, der schwere Schreibtisch aus Roteiche. Die jenseitige Wand dominierte ein großflächiges Fenster mit zurückgebundenen Vorhängen, das einen Panoramablick auf den Akademiegarten bot, den man bei gutem Wetter oft den Studiensälen vorzog. Jetzt lag dort eine hauchdünne weiße Schicht. Vergangene Nacht hatte es das erste Mal geschneit. Pergin mochte Schnee, aber er hasste Kälte, und da das eine nicht ohne das andere ging, konnte er auf Schnee gerne verzichten.
    Er ging in das kleine Nebenzimmer, in dem ebenfalls die Bücher herrschten – viele davon alter Bestand von Bjarim – und legte den schweren Wintermantel ab. Dann strich er die violette Robe glatt, die ihn als Magister Arcanae auswies. Zumindest vorübergehend. Der Talar saß nie richtig, war immer ein bisschen zu weit, zu groß. Zumindest empfand er das so, auch wenn er etwas breiter gebaut war als Lorgyn. Das Amt brachte die Weite mit sich, die Verantwortung, die Großmeister Tralvis nach Lorgyns Verschwinden in einem Blitzzeremoniell auf Pergins Schultern abgeladen hatte.
    Er verließ den Nebenraum und stellte sich vor das Fenster. „Komm endlich zurück!“ Eine Schmelze aus Wut, Bestürzung und Enttäuschung sammelte sich in seiner Brust, wenn er an Lorgyn dachte. Und das geschah jeden Tag. Seit fünf Wochen war er fort. Spurlos. Als hätte es ihn nie gegeben.
    Ich trage sogar seine Sutane, schwirrte es durch Pergins Kopf. Er schluckte. Verglichen mit Lorgyns arkaner Stärke war er ein Lagerfeuer, das sich mit Iros´ Himmelsglut messen wollte. Er hatte das sofort erkannt - und akzeptiert. Andere hatten Lorgyn seine Kraft geneidet. Pergin nicht. Und deswegen wurden sie Freunde. Pergin reichte es, Lorgyns Adlatus zu sein. Sein Leben war schön: Er verdiente ordentlich, war gut gelitten, hatte an der Akademie seine Stellung und daheim eine Frau, die er über alles liebte. Von ihm aus hätte es ewig so weitergehen können.
    Jammer nicht rum und mach deine Aufgabe, ermahnte er sich. Er wandte sich ab und ließ sich in das Leder des Stuhls sinken, das ihn mit einem weichen Knarzen aufnahm. Heute würde er den Fröschen, wie man die Neulinge an der Akademie nannte, zeigen, wie man den Askat verfeinerte, das kontrollierte Verbrennen aufgestauter magischer Energie. Menschen mit magischer Begabung, die nicht an einer Akademie unterwiesen wurden, verfügten nicht über diese feine Technik. Bei ihnen brach sich diese Ballung arkaner Kraft mit einem Schlag Bahn, egal wo sie waren, egal wer bei ihnen war. So manch niedergebranntes Haus ging auf ihre Kappe.
    Pergin sah auf den Tisch. Ein Pergament und ein Brief lagen dort. Das war – Iros sei gedankt – nicht sonderlich viel Korrespondenz.
    Als erstes las er das Papier. Es war von Tralvis, dem Großmeister der Akademie.

    Kommt nach dem Mittagsmahl zu mir. Wichtig.

    Wichtig war bei Tralvis alles – und wenn es nur um die richtige Temperatur seines Blasentees ging. Seit den zwei Wochen, in denen Pergin Lorgyns Posten innehatte, hatte Tralvis ihn bereits dreimal zu sich gerufen, immer aus demselben Grund: Wo ist Lorgyn? Und jedes Mal hatte er antworten müssen: Ich weiß es nicht.
    Und jedes „Ich weiß es nicht“ peitschte Tralvis´ Zorn in neue Höhen. Kaum zu glauben, wie viel Energie in diesem klapprigen Körper steckte - ohne Mühe konnte er einen ganzen Saal zusammenschreien, und das mehrere Minuten lang.
    Der Brief hatte nichts mit der Akademie zu tun. Er war von Hochrichter Kusidilas, jenem Mann, der Lorgyns Stadthaus erworben hatte. Pergin hatte nicht schlecht gestaunt, als er seinerzeit an der Tür klopfte und ihm jemand völlig Fremdes öffnete. Ohne es auf irgendeine Weise anzudeuten, hatte Lorgyn seine Zelte in Jalsur abgebrochen und war auf und davon, fast so, als wäre er auf der Flucht.
    Und damit liege ich nicht ganz falsch.
    Lorgyn war auf der Flucht vor dem Tod – ein Rennen, das man nicht gewinnen konnte. Der Gedanke machte Pergin traurig. Verdammt, was hatten sie für eine schöne Zeit gehabt! Seit Alunas Krankheit hatte sich alles geändert. Wie vom Wahnsinn befallen hatte Lorgyn alles an Wissen über Heilmagie zusammengerafft. Tagein tagaus übte er, aber selbst mit seiner Kraft machte man die langjährige Erfahrung der Heilmagier in Jalsur – und hier gab es ein paar sehr angesehene – nicht einfach

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