Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
Geste. „Ist mir auch völlig egal! Fakt ist, dass diese Kadaver schrecklich stinken, Ratten anziehen und Kasper gefährden. Sie müssen weg! Mein Gärtner hat sich geweigert, und ich will nicht, dass Velarim diese Kadaver anfasst und danach das Geschirr.“
Pergin stutzte. „Sie meinen, ich …?“
„Sie sind sein Freund!“ Kusidilas straffte die Schultern und reckte das Kinn vor.
„Ich habe damit überhaupt nichts zu tun!“
„Ihr wollt doch“, sagte Kusidilas, jetzt viel leiser, „dass Velarim seine Ausbildung beendet – oder etwa nicht? Es könnte nämlich passieren, dass Velarim plötzlich auch abends so viel zu tun hat, dass … Na, Ihr versteht schon.“
War das zu glauben? Pergin musste aufpassen, dass ihm nicht die Kinnlade hinunterklappte. Was war dieser Kerl für ein Aas! Einen Moment lang maßen sie sich stumm, ein Duell der Blicke, das letztendlich in Kusidilas den Sieger fand, weil Pergin nicht wollte, dass am Schluss Velarim die Sache ausbadete.
„Ich werde mich darum kümmern“, knirschte er. „Ihr hört von mir.“ Ohne zu warten schnellte er herum und stampfte davon, sein Hals so eng vor Zorn, dass er kaum Luft bekam. Draußen auf der Straße brauchte er einige Momente, bis er wieder klar im Kopf war. Gut, er würde das in die Hand nehmen. Mit genug Geld ließ sich alles regeln. Irgendjemand würde sich schon finden, der das wegmachte.
In der Tanzmaid suchte er sich einen freien Tisch und bestellte sein Lieblingsessen, Rehrücken in Wacholdersoße mit gut angebratenen Kartoffeln. Besser wurde seine Laune dadurch nicht. Mechanisch kaute er auf dem Fleisch herum, konnte den Geschmack kaum würdigen, da ihn das Tiergrab nicht losließ. Egal wie er die Sache drehte und wendete, er kam nicht einmal zum Ansatz einer Erklärung.
Reinweg gar nichts aus Lorgyns Verhalten ließ den Schluss zu, dass er so eine abartige Neigung besaß. Natürlich musste das nichts heißen, aber es passte einfach nicht zu Lorgyns Charakter, dass er Energie auf etwas verschwendete, das keinen offensichtlichen Nutzen einbrachte. Wenn er etwas tat, dann mit einem Plan, einem Ziel. Einfach aus einer dunklen Begierde heraus Tiere töten? Nein, nicht Lorgyn. Andere würden ihm das vielleicht zutrauen, die ihn nur als stillen Einzelgänger kannten, der ab und an zu Zynismus und milder Arroganz neigte. Pergin kannte auch den anderen Lorgyn. Den strebsamen Forscher, den belesenen und beredten Gesprächspartner, der unermüdlich über diese oder jene magische Ungereimtheit philosophieren konnte, den glücklichen Ehemann, den guten Freund, der sich auch mal in eine schummrige Taverne hockte und feierte.
Pergin seufzte und schob die Speiseplatte von sich. Er hatte gerade mal die Hälfte gegessen. Bald musste er zu Großmeister Tralvis und ihm verständlich machen, dass er über Lorgyns Verbleib weiterhin nichts in Erfahrung gebracht hatte, und das schlug ihm auf den Magen.
Sein letzter wirklicher Trumpf war möglicherweise Ontis, ein renommierter Heiler, bei dem Aluna in Behandlung gewesen war. Der war allerdings noch außer Landes wegen irgendeiner Konklave, um sich mit Gleichgesinnten über neuartige Heilverfahren auszutauschen. Hoffentlich hatte der eine Ahnung, wohin es Lorgyn verschlagen haben könnte.
Pergin seufzte.
***
Jetzt, mit Aluna an seiner Seite, revidierte Lorgyn seine Meinung vom Vortag über die lächerliche Wegstrecke zwischen Eisbach und den Heilenden Quellen. Sie ging so langsam, dass er meinte, überhaupt nicht vom Fleck zu kommen. Natürlich, sie konnte nichts dafür. Trotzdem regte es ihn auf. Nicht Aluna selbst oder die Tatsache, dass sie langsam ging – in Jalsur waren sie oft ein oder zwei Stunden spazieren gegangen, Arm in Arm und auch nicht viel schneller –, sondern weil es Zeit kostete. Es war bereits Mittag. Den Vormittag hatte er damit zugebracht, Duria zu suchen. Er fand sie bei den Heilenden Quellen und überredete sie, ihn zu begleiten, um Aluna nach dem Anfall gestern Nacht auf die Beine zu helfen. Danach eilte er zu Jasko und bat ihn, erst gegen Spätnachmittag zu kommen. Zumindest eine gute Nachricht gab es: Jasko kannte jemanden mit einem frischen Wurf Katzen.
Endlich erreichten sie die Heilenden Quellen, und Lorgyn steuerte das erstbeste Badehaus an. Am säulengestützten Eingangsportal hielt sie ein Mann mit weißem Haarkranz und trüben Augen auf.
„Seid Ihr angemeldet?“
„Nein“, erwiderte Lorgyn, „wir sind das erste Mal hier.“
„Der Eintritt beträgt
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