Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
lächelte. „Das macht nichts. Dieser Abend war schön, doch ich bin müde und muss mich ausruhen.“ Ihr Blick heftete sich auf Lorgyn.
„Ja, die Reise steckt uns noch ganz ordentlich in den Knochen“, murmelte er.
„Nächstes Mal spielen wir bis zum Ende“, sagte Aluna und stand auf.
Zusammen verabschiedeten sich von Gerom, Jasko, Arlo und den beiden anderen und verließen die Perle.
Die Nachtluft schnitt sofort in ihre Gesichter.
„Was ist?“, fragte Aluna besorgt.
„Habe an Bjarim gedacht.“
Sie gab ihm einen Kuss, nahm ihn an der Hand, und zusammen gingen sie zügig durch Eisbach, denn die Kälte war grausam. Als sie beim Tempel waren, hielt Aluna plötzlich an und hustete so stark, dass sie kaum Luft bekam.
Blut tropfte aus ihrem Mund in den zerwühlten Schnee.
Lorgyns Herz schrie auf, und die abgehackten, reißenden Laute waren so schlimm, dass er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
„Hilf mir!“, keuchte Aluna. „Bitte!“
„Ich kann nicht“, sagte er. Es würde noch ein, zwei Tage dauern, bis er überhaupt wieder ans Zaubern denken könnte.
Aluna wimmerte, und sie sank auf die Knie, der Körper vornübergebeugt, und hustete weiter.
Er wusste nicht, was er lieber getan hätte: geweint – oder irgendetwas kurz und klein geschlagen. Er war so machtlos. Ihm blieb lediglich, hier zu stehen, auf der leeren Hauptstraße, der schneidenden Kälte ausgesetzt, und zu warten, bis der Anfall sich legte.
Irgendwann röchelte sie nur noch. Immerhin hatte dafür das Husten aufgehört. Er half ihr auf die Beine. Sie lehnte sich gegen ihn, er schlang den Arm um sie, und mit seiner Hilfe gelang es ihr, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis sie Niams ehemaliges Haus erreichten.
Der Mond leuchtete auf das Dach und die Grabsteine, tauchte die Szenerie in geisterhaften Schein. Lorgyn fummelte nach dem Schlüssel. Da hob Aluna den Kopf und sah sich um.
„Wir wohnen auf einem Begräbnisfeld“, schauderte sie.
„Ein anderes Haus gab es nicht.“
Ein Moment des Schweigens, dann nickte sie.
Mit seinen kältesteifen Fingern benötigte Lorgyn drei Anläufe, bis er mit dem Schlüssel das Schloss traf. Knarrend schwang die Tür auf, und ein Schwall warmer Luft strich über seine tauben Wangen.
Aluna seufzte auf, und er half ihr zum Bett, wo sie sofort niedersank. Sie lag da wie hingegossen, als besäße sie weder Muskeln noch Fleisch. Ihre Augen fielen zu, und binnen Kurzem war sie eingeschlafen. Ihre Atemzüge klangen viel gequälter als vorige Nacht.
Morgen würde Lorgyn zu Duria gehen und sie um Hilfe bitten, und dann würde er Aluna mit zu den Quellen nehmen. Sie musste durchhalten, irgendwie!
Er nahm den Lederbeutel von seiner Schulter und legte ihn auf den Tisch.
Ihn öffnen?
Nein. So müde, wie er war, würde das nichts bringen. Er gähnte, dass sein Kiefer knackte, dann stocherte er mit einem Eisenstab in der Glut der Feuerstelle herum, legte zwei Scheite nach und bettete sich neben Aluna.
Mit dem Handrücken rieb er sich über die Stirn. Morgen hatte er schon wieder einiges vor: Duria aufsuchen, mit Aluna zu den Quellen gehen, Jasko beim Saubermachen helfen. Vor Abend würde er mit seinen Forschungen nicht beginnen können. Hoffentlich brachte Jasko ein paar Tiere mit.
Bei diesem Gedanken stand er auf, entzündete die Öllampe und stieg die enge Treppe in den Keller hinab. Kalt wie in einer Höhle. Langsam schwenkte er die Lampe. Das Licht sprühte von den rostigen Werkzeugen an der Wand über die Stützbalken zum Tisch. Hier würde sich Alunas Schicksal besiegeln.
Fröstelnd stieg er zurück in den Wohnraum, löschte die Lampe und glitt unter das Laken, seine Gedanken in Aufruhr.
Er dachte an seine Heimatstadt Jalsur, an die Akademie, an seinen Freund Pergin, von dem er sich nicht einmal verabschiedet hatte.
Zuletzt, als seine Lider endlich schwer wurden, erinnerte er sich abermals an das letzte Gespräch mit Bjarim.
Sei dir stets deiner Macht bewusst. Missbrauche sie nicht. Iros hat dir eine Kraft gegeben, über die kein anderer Magier verfügt. Gehe weise damit um.
„Ich will ihr nur helfen“, murmelte Lorgyn.
Alunas pfeifender Atem begleitete ihn in den Schlaf, und er träumte von röchelnden und keuchenden Menschen, die ihre Lungen ausspien und erstickten.
***
Pergins Stiefel pochten dumpf auf den dunklen Bodenplatten, als er den Korridor zu seinem Amtszimmer entlangschritt. Bevor er eintrat, blieb er einige Momente davor stehen, die Augen auf die Plakette
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