Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
viel mehr die berühmte französische Küche, die hier geboten werden soll. Ich verspüre einen gewissen Appetit und wäre durchaus in der Stimmung, mich von einem fantasievollen Büfett verführen zu lassen.«
»Nun, diesbezüglich dürften Ihre Wünsche in Erfüllung gehen, nehme ich an«, sagte Jonathan. »Auguste Escoffier, der Chefkoch des Hauses, gilt als einer der ganz Großen seiner Zunft. Adlige und wohlhabende Bürger kommen extra zum Speisen von weit her. Sogar der Prince of Wales diniert hier gelegentlich.«
»Ich glaube, ich bleibe lieber draußen«, brummte Randolph vom Kutschbock aus. »Ich bin kein großer Freund der französischen Küche. Außerdem komme ich mir in diesem Aufzug ziemlich lächerlich vor.« Er zupfte am Kragen seiner schwarzen Soutane.
»Unsinn! Wir haben uns nicht extra so herausgeputzt und mein mühsam geerbtes Geld diesem jüdischen Schacherer von einem Kostümverleiher in Covent Garden in den Rachen geworfen, damit Sie vor der Tür beim einfachen Volk sitzen bleiben«, widersprach Holmes, der für Jonathan einen Frack und für sich selbst die mit Orden behängte Ausgehuniform eines Adligen besorgt hatte. »Wir gehen da jetzt hinein und helfen Jonathan, seine Angebetete zu erobern.«
Gott bewahre! , stöhnte Jonathan innerlich. »Ihnen ist schon bewusst, dass die Einladung mir und einer Begleitperson, womit vermutlich weibliche Begleitung gemeint war, gilt?«
»Keine Sorge, das regele ich schon«, versprach Holmes ihm mit selbstsicherem Lächeln.
Sie stellten ihre Kutsche außerhalb des Hotelgeländes am Strand ab und spazierten dann zu dritt auf das reichverzierte Eingangsportal zu. Ein Portier in einer dunkelblauen Uniform erwartete dort die Gäste.
»Zum Empfang des französischen Botschafters?«, fragte Holmes mit gekonnt herablassendem Blick.
Der Portier nickte ihnen zu. »Bitte kommen Sie, meine Herren. Ein Page wird Sie dorthin geleiten.« Er übergab die drei einem ernst dreinblickenden Jungen, der sie schweigend durch die eleganten Marmorgänge des Hotels führte, bis sie einen Ballsaal erreichten, durch dessen geöffnete Türen Musik und Stimmengemurmel auf den Korridor hinausdrangen.
Ein befrackter Saaldiener trat ihnen entgegen. »Guten Abend, die Herren!«, begrüßte er sie steif, während seine Augen sie aufmerksam musterten. »Ihre Einladungskarten, wenn ich bitten dürfte.«
»Hier, bitte!« Jonathan reichte ihm die Karte, die er von seinem Chefredakteur bekommen hatte. »Diese beiden Herren begleiten mich.«
»Bischof Brown aus Chelmsford, und mein Name ist Sir John Zeus von Holmeness«, stellte Holmes sich und Randolph selbstbewusst vor.
Der Saaldiener blinzelte milde irritiert und warf einen Blick in eine flache Kladde, die neben ihm auf einem kleinen runden Stehtisch lag. »Ich bitte um Verzeihung, aber Ihre Namen stehen nicht auf der Einladungsliste.«
»Oh, das ist kein Wunder«, bekannte Holmes. »Wir sind nicht angemeldet, aber Mister Kentham hat uns im Club von diesem außerordentlichen Ereignis berichtet, das wir uns natürlich auf keinen Fall entgehen lassen wollen. Das ist doch sicher kein Problem. Denn wissen Sie …« Er beugte sich vor und flüsterte dem Saaldiener etwas ins Ohr.
Über die Miene des Mannes huschte ein Ausdruck des Erschreckens, direkt gefolgt von Empörung. »Was meinen Sie damit, mein Herr?«, verlangte er zu wissen.
Holmes sagte es ihm.
Der Saaldiener erstarrte und zwinkerte zwei-, dreimal heftig. Dann neigte er mit leicht gequält wirkendem Gesichtsausdruck den Kopf. »Selbstverständlich. Es ist kein Problem. Bitte treten Sie ein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.« Mit einer angedeuteten Verbeugung gab er den Weg frei.
»Was haben Sie ihm gesagt?«, fragte Jonathan leise, während sie einen großen Saal mit arkadenartig verzierten Wänden und prunkvollen Lüstern betraten.
»Dass ich sein kleines Geheimnis kenne und er doch sicher nicht möchte, dass die Hoteldirektion ebenfalls davon Kenntnis erhält«, erwiderte Holmes.
»Welches kleine Geheimnis?«
»Clarimonde.«
»Wer ist Clarimonde?«
Holmes zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Mehr als den Namen konnte ich auf die Schnelle nicht aus seinem schuldbewussten Geist herauslesen. Aber was macht das schon? Wir sind drin, und nur darauf kommt es an.« Er grinste Jonathan zufrieden an.
Der schüttelte ungläubig den Kopf, enthielt sich aber jedes weiteren Kommentars. Auch wenn man Holmes’ Methoden nicht mochte – man
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