Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
wusste.
»Holmes!«, rief Jonathan. »Hören Sie sofort auf!« Er drängte sich an einer fülligen Dame mittleren Alters vorbei, die, eine Hand entsetzt vor den Mund geschlagen, an der Wand lehnte und mit bleichem Gesicht auf die Kämpfenden starrte. »Holmes! Er ist es nicht!«
Eine Wolke von Alkohol wehte ihm entgegen, als er, ohne zu zögern, den Magier an den Schultern packte und versuchte, ihn von seinem Gegner wegzureißen. Randolph stürzte hinzu und griff ebenfalls ein. Zu zweit rangen sie darum, die Kämpfenden zu trennen.
»Jonathan!«, rief eine weibliche Stimme, die ihm leider allzu bekannt war, voller Entsetzen aus.
Er wandte den Kopf und sah Elisabeth, die mit einigen anderen Gästen, darunter auch ihrem Vater, von dem Tumult angelockt, im Gang aufgetaucht war. »Was geht hier vor?«, rief die junge Frau fassungslos.
»Ich kann es erklären!«, rief Jonathan zurück, während er zu verhindern versuchte, dass Holmes sich losriss und wieder auf Delacroix losging. »Ich …«
»Bleiben Sie, wie Sie sind!« Der Fotograf mit seinem Stativ drängte sich durch die Gäste. Er stellte es ab und hob die Lampe mit dem Blitzlichtpulver.
»Nein, warten Sie!«, rief Jonathan und hob abwehrend die Hand.
»Und nun bitte recht freundlich.«
»Das ist wirklich nicht …«
Es gab eine dumpfe Verpuffung, und für einen Sekundenbruchteil erhellte ein weißes Gleißen den Flur. Nachbilder des Blitzes tanzten vor Jonathans Augen, als es wieder dunkel wurde.
»Was ist denn hier für ein Auflauf?«, fragte eine herrische Stimme von der Tür zum Ballsaal aus. Die Schaulustigen traten zur Seite, und César Ritz kam zum Vorschein, begleitet von dem Saaldiener, den sich Holmes bereits bei ihrem Eintreffen zum Freund gemacht hatte. »Meine Herren, das ist ein Skandal! Schämen Sie sich nicht, sich in der Öffentlichkeit derartig gehen zu lassen?«
»Ich bin unschuldig«, wehrte sich Delacroix schwer atmend. »Dieser Wahnsinnige hat mich überfallen.«
»Er ist der Teufel«, erklärte Holmes den Anwesenden mit schwerer Zunge. »Er verbirgt es nur gut.« Er schwankte und musste sich an Jonathan abstützen.
»Lassen Sie es gut sein, Holmes«, raunte dieser. »Es ist schon schlimm genug, was Sie angestellt haben.«
Der Hoteldirektor wandte sich an den Saaldiener. »Mister Stevens, entfernen Sie diese Störenfriede aus meinem Hotel. Ich will sie hier nie wieder sehen!«
»Jawohl.« Der Portier verbeugte sich, klatschte in die Hände und rief damit einige Kellner zu sich. Dann sah er Jonathan, Randolph und ganz besonders Holmes auffordernd und mit nicht geringer Befriedigung in der Miene an. »Darf ich bitten, oder müssen wir nachhelfen?«
»Nein, nicht nötig. Wir gehen«, sagte Jonathan, und an die Anwesenden gewandt, fügte er hinzu: »Bitte verzeihen Sie alle diesen … Zwischenfall. Mein Begleiter scheint … nicht ganz bei sich zu sein.« Er musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht einige unfreundlichere Worte über Holmes herausrutschten, die ihm so durch den Kopf gingen.
»Mister Kentham, ich weiß nicht, was ich darüber denken soll.« Der Vorwurf in Elisabeths Augen war schlimmer als alle Schmach, die ihm Holmes’ Ausbruch vor der versammelten Londoner Gesellschaft ansonsten zugefügt hatte. Die plötzliche Kühle in ihrer Stimme versetzte ihm einen Stich in der Brust.
»Bitte denken Sie nichts Schlimmes von mir, Miss Holbrook«, bat er verlegen. »Warten Sie bis morgen. Ich werde Ihnen alles erklären.«
»Das werde ich zu verhindern wissen«, mischte sich Elisabeths Vater ein und stellte sich mit empörter Miene vor seine Tochter.
»Kommen Sie endlich!«, drängte der Saaldiener.
Holmes warf ihm einen trüben Blick zu. »Clarimonde«, lallte er. »Clarimonde.«
Schneller als gedacht fanden sich Jonathan, Holmes und Randolph auf der Straße vor dem Hotel wieder. Während Randolph Holmes festhielt, damit dieser nicht zum Eingang des Savoy zurückspazierte, schlug Jonathan fassungslos die Hände vors Gesicht. »Es ist alles aus«, murmelte er tonlos. »Ich wollte doch nur einen netten Abend mit Elisabeth verbringen. Vielleicht ein wenig tanzen. Ihren Vater kennenlernen. Stattdessen gerate ich in eine Schlägerei und bekomme Hausverbot im Savoy. Und dabei habe ich mir gar nichts zuschulden kommen lassen. Ich bin das Opfer eines Komplotts.« Er drehte sich zu Holmes um, und auf einmal schrie er: »Eines Komplotts von Ihnen, mein Leben zu ruinieren! Sie wussten, was mir dieser Empfang bedeutet! Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher