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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sich. »Ich will dir zuerst die gute Nachricht sagen: Wir haben einen Zug nach London. Er fährt in ungefähr einer halben Stunde ab. Die schlechte ist, dass es sich um einen Güterzug handelt und wir mit den Notsitzen auf dem Tender vorliebnehmen müssen.«
    »Wieso fahren wir mit einem Güterzug?«, fragte Kendra verwundert.
    »Ganz einfach«, erwiderte ihr Großvater. »Weil unsere Barschaft bedauerlicherweise zu einer sehr überschaubaren Summe zusammengeschmolzen ist. Ich hatte bei unserer Abreise nicht damit gerechnet, dass wir gezwungen sein würden, eine Kutsche zu kaufen, dann am Loch Lomond zu übernachten, eine Kutschfahrt nach Carlisle zu bezahlen und dort eine weitere Nacht Quartier zu beziehen. Ich habe am Fahrkartenschalter der Bahn unser Billett vorgezeigt und mich darüber aufgeregt, dass wir bis London bezahlt haben, aber nur bis Beattock gekommen sind, aber der Mann dort murmelte nur etwas von höherer Gewalt und gab mir eine Adresse in Crewe, wo wohl die Verwaltung der London and North Western Railway sitzt. Dorthin soll ich meine Beschwerde bitte schriftlich richten.« Giles schüttelte den Kopf. »Wenn die Lage nicht so ernst wäre, würde ich laut lachen. Die Welt balanciert auf einem Bein am Rande eines Abgrunds, in dessen Tiefen das Chaos tost, und mir erzählt so ein kleinlicher Schalterangestellter, dass ich einen Brief irgendwo ins hintere Nordwestengland schicken müsse, wenn ich das Geld für eine ausgefallene Fahrt zurückerhalten möchte.«
    »Gräm dich nicht, Großvater«, tröstete ihn Kendra und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn wir einen Güterzug nehmen müssen, um nach London zu gelangen, dann nehmen wir eben einen Güterzug. Immerhin laufen wir auf diese Weise nicht Gefahr, dass sich wieder ein Spion zu uns in den Zug schleicht. Und schlimmer als diese Kutsche des Gastwirts aus Bridge of Orchy kann es kaum werden.«
    Ihr Großvater lächelte und tätschelte ihr die Hand. »Du hast natürlich recht, Kendra.«
    Sie packten ihre Sachen und bezahlten am Empfang das Zimmer. Anschließend gingen sie durch die Straßen der Stadt, die durch ihre günstige Lage zwischen Glasgow und Edinburgh im Norden und Manchester, York und London im Süden ein geschäftiger Eisenbahnknotenpunkt war und Händler aus dem ganzen Umland anzog. Doch das Geld blieb entweder nicht in Carlisle, oder es wurde in die Tuchfabriken oder Maschinenwerke gesteckt, die hier angesiedelt waren. Sie und die geradezu festungsartige Bauweise vieler Gebäude, die aus Carlisles umkämpfter Vergangenheit herrührte, sorgten dafür, dass die Stadt einen noch bedrückenderen und trostloseren Eindruck auf Kendra machte als Glasgow.
    Am Bahnhof angekommen, führte Giles Kendra zu einem abseits liegenden Gleis, auf dem ein Zug mit ungefähr zwanzig Waggons stand. Die eine Hälfte bestand aus geschlossenen Güterwagen aus festen, vernagelten Holzbohlen, die andere aus offenen Wagen, auf denen Kohle und Baumstämme transportiert wurden. An der Spitze des Zuges stand eine schwarz lackierte Dampflokomotive, auf deren Kessel und Führerhausverkleidung weiße und rote Linien zur Verzierung gemalt worden waren. Auf einer roten Plakette am Führerhaus prangte in goldenen Lettern die Zahl 115. Hinter der Lok hing ein etwa halb so langer Tender mit Wasser und Kohle.
    Zwei Männer in schmutziger Eisenbahnerkleidung standen neben der Lokomotive und rauchten. Einer der beiden war lang und dürr, der andere klein und von ziemlich kräftiger Statur. Wie sie so beisammenstanden, wirkten sie wie Karikaturen aus den Illustrierten, die Kendra an den Zeitungsständen von Glasgow gesehen hatte. Als die beiden Kendras Großvater erblickten, hoben sie die Arme und winkten. »Hallo!«, rief der Größere. »Auf die Minute pünktlich. Das lob ich mir. Dann können wir ja sofort abfahren.«
    Er nahm die Mütze ab und deutete eine Verbeugung in Kendras Richtung an. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Miss McKellen. Mein Name ist Willie Brisling, das ist mein Heizer Gordon Bagley. Gordon!« Er gab seinem Kompagnon einen Ellbogenstoß in die Seite, woraufhin dieser, der Kendra bis dahin nur mit großen Augen angestarrt hatte, ebenfalls seine Mütze vom Kopf riss.
    »Ich freue mich ebenfalls«, sagte Kendra und hielt beiden Männern die Hand hin, die diese verdutzt schüttelten. »Und danke, dass Sie uns mitnehmen. Es ist dieser Tage nicht so leicht, einen Zug zu finden, der einen auch tatsächlich ans Ziel bringt.«
    »Oh, da machen Sie sich mal

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