Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Stand der Dinge um sich geschart hatte. Vielleicht Whitby, möglicherweise der junge Earl of Greyford. Beide waren rastlos, machtversessen – und bedauerlicherweise durchaus talentiert.
»Sie können nicht entkommen, Dunholm.«
Der Erste Lordmagier entschied, dass er diesem redseligen Gecken lange genug zugehört hatte. Es wurde Zeit für drastischere Maßnahmen. Im Vorbeigehen riss er eine der Gasleitungen, die an den Innenseiten der den Mittelgang säumenden Säulen zu den Lampen emporliefen, aus ihrer Verankerung. Im Weiterrennen griff er in seine Westentasche, zog eines seiner Schwefelhölzer hervor, mit denen er normalerweise seine Pfeife anzustecken pflegte, und riss dieses an dem rauen Handlauf des Geländers an.
Im nächsten Moment drehte er sich halb um und schnippte das brennende Zündholz seinem Verfolger entgegen. An einem Zielfaden entlangwirbelnd, schoss es auf den Mann zu und erreichte die herausgerissene Gasleitung, einen Lidschlag bevor dieser sie passiert hatte.
Mit einem Knall fing das aus der offenen Leitung ausströmende Gas Feuer und hüllte Dunholms unbekannten Häscher in eine Flammenwolke ein. Schreiend brach er die Verfolgung ab.
Doch Dunholm kam keine zehn Schritte weiter, da flog aus dem Mittelgang zu seiner Linken ein Schatten an ihm vorbei, und jemand schwang sich direkt vor ihn auf den Metallsteg. Da die Männer ihre Auren noch immer getarnt hielten, riskierte er einen kurzen Blick in die Normalsicht, in der Hoffnung, einen seiner Gegner zu identifizieren. Alles, was er sah, war ein mittelgroßer Mann in einem dunklen Mantel, dessen untere Gesichtshälfte von einem Tuch verdeckt wurde. Außerdem trug dieser einen Bowler auf dem Kopf, den er tief in die Stirn gezogen hatte. Allem Anschein nach waren die vier wirklich in Sorge, dass Dunholm sie erkennen könne, so als fürchteten sie, ihr Verrat würde noch schwerer wiegen, wenn sie sich offen zu ihm bekannten. Der Erste Lordmagier wollte lieber gar nicht darüber nachdenken, was das über die Tiefe des Risses aussagte, der zwischen den Fraktionen des Ordens in den letzten Wochen und Monaten aufgeklafft war.
Sein schattenhafter Angreifer hob einen Stock, und mit einem Schnappen fuhr eine kurze, im Mondlicht silbrig glänzende Klinge aus dem Schaft hervor.
Ein jüngerer – und dümmerer – Mann hätte sich vielleicht auf ein wildes Fechtduell eingelassen. Aber Dunholm hatte für solche Spielereien weder die Zeit noch das Verständnis. Stattdessen hob er die Hände und ließ zwei der schräg über ihnen liegenden Dachfenster zerbersten. Von dem Regen aus Glassplittern einen Moment abgelenkt, reagierte der Angreifer nicht schnell genug, als der Erste Lordmagier mit Wucht die Arme ausstreckte und ihm ein Fadenbündel entgegenschleuderte, das ihn an der Brust traf und nach hinten warf.
Der Stock mit der Klinge wurde dem Mann aus der Hand geprellt und verschwand klappernd in der Dunkelheit zu ihren Füßen. Der Unbekannte rang noch immer nach Atem, als Dunholm über ihn hinwegstieg und seine Flucht fortsetzte.
Am Ende der Halle mündete der Metallsteg in eine Querverbindung, die an der Wand entlangführte. Zur Linken konnte man über eine Wendeltreppe wieder nach unten steigen, rechts befand sich nach wenigen Schritten eine Tür. Ein rascher Blick über das Geländer ließ Dunholm erkennen, dass sich dort unter ihm noch immer mindestens eine Person bewegte. Auch die Männer, die er auf dem Steg für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt hatte, waren schon wieder auf den Beinen. Er wandte sich daher nach rechts und stürzte auf die Tür zu, von der er hoffte, dass sie nicht verriegelt war – wenngleich auch das keinen großen Unterschied gemacht hätte.
Das Glück war ihm hold. Die Tür erwies sich als unverschlossen. Er huschte hindurch und verknotete mit ein paar hastigen Bewegungen die Fäden der Tür mit dem Rahmen, um es seinen Verfolgern ein wenig schwerer zu machen, ihm nachzukommen. Anschließend eilte er einen kurzen Gang hinunter, von dem rechter Hand zwei Türen abgingen, die vermutlich zu Kontoren der Marktbetreiber führten. Am Ende des Korridors öffnete sich ein Treppenhaus, von dem Dunholm annahm, dass es nach oben in einen der Ecktürme des Fleischmarkts führte. Doch da er eine abenteuerliche Flucht über das Dach des weitläufigen Gebäudes unbedingt vermeiden wollte, wandte er seine Schritte abwärts, in der Hoffnung auf eine Tür, die ihn zurück auf die nächtliche Straße
Weitere Kostenlose Bücher