Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
führen würde. Vielleicht gelang es ihm, in der Long Lane oder etwas weiter östlich, in der Aldersgate Street, eine Droschke aufzutreiben und damit zu entkommen, bevor die Verschwörer begriffen, wohin er entschwunden war. Und wenn ich erst in der Guildhall bin, werde ich ein paar Leuten ein paar unangenehme Fragen stellen , schwor er sich grimmig.
Und in der Tat fand Dunholm im Erdgeschoss eine Tür. Sie war abgeschlossen, wie es um diese Uhrzeit nicht anders zu erwarten gewesen war, aber das stellte für ihn kein großes Problem dar. Taschenspielereien waren sein Geschäft – nun, zumindest sein Nebenerwerb –, und selbst wenn er nicht die Magie auf seiner Seite gehabt hätte, wäre er vermutlich imstande gewesen, ein derart einfaches Schloss aufzubrechen. Dass er solche Tricks beherrschte, hielt er selbstverständlich vor seinen Ordensmitstreitern geheim. Es galt schließlich, eine distinguierte Fassade zu wahren.
In die Normalsicht zurückwechselnd, trat er auf die Straße hinaus und sah sich rasch um. Sie war menschenleer. Als sein Blick über den knapp zweihundertfünfzig Fuß entfernten Nordostturm des Fleischmarkts glitt, runzelte er kurz die Stirn. Irgendetwas störte ihn an dem Anblick, aber er vermochte nicht zu sagen, was. Das Gepolter, das aus dem Obergeschoss des Turms drang, aus dem er soeben hervorgetreten war, erinnerte ihn derweil daran, dass er noch nicht in Sicherheit war und daher besser in Bewegung blieb, statt herumzustehen und zu grübeln.
Rasch überquerte er die Long Lane, die den kleinen Park des West Smithfield mit der Aldersgate Street verband und hastete im Schatten der Gebäude die Straße hinunter. Trotz der kühler werdenden Nachtluft schwitzte er, und in der Herzgegend machte sich ein Stechen bemerkbar, das ihm überhaupt nicht gefiel.
Der Schuss war nicht mehr als ein Zischen in seinem Rücken.
Plötzlich spürte er einen heißen Schmerz zwischen den Schulterblättern und wurde nach vorne getrieben. Er ächzte und stolperte gegen die Mauer des nächsten Gebäudes. Sie haben auf mich geschossen , dachte er fassungslos. Diese Unholde schießen mich einfach nieder. Das widersprach allen ungeschriebenen Gesetzen, die unter Magieanwendern herrschten.
Direkt vor ihm, nur zwei Schritte entfernt, lag ein Durchgang, der in ein Gewirr von Gassen südlich der Long Street führte. Unter Aufbietung aller Willenskraft taumelte er darauf zu. Er wollte sich gerade um die Ecke schieben, als wieder ein Zischen zu hören war. Auch diese Kugel traf.
Mit einem dumpfen Keuchen brach er zusammen und fiel vornüber auf das Kopfsteinpflaster. Obwohl es ihm höllische Schmerzen bereitete, rollte er sich halb auf den Rücken, um seinem Attentäter in die Augen sehen zu können. »Zeig dich, wer immer du bist, Mörder!«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Aus dem Schatten des Fleischmarktbaus trat ein Mann hervor und überquerte gemächlich die Straße, um sich Dunholm zu nähern. In der Linken trug er ein seltsam schlankes Gewehr mit einem kolbenförmigen Metallschaft und einem verkürzten Lauf. Wie der Mann auf dem Metallsteg war auch er in einen dunklen Mantel gekleidet und hatte einen Schal über Mund und Nase geschlungen. Doch im Gegensatz zu dem anderen trug er keinen Bowler, sondern einen dunklen Lederhut mit breiter Krempe, und dort, wo sich seine Augen befinden sollten, war nichts als eine dunkle Fläche. Es dauerte ein wenig, bis Dunholm begriff, dass der Mann trotz der Dunkelheit eine Brille mit runden getönten Gläsern trug. Irgendwie kam ihm der Fremde seltsam bekannt vor.
Im Rücken des Mannes öffnete sich die Tür, durch die der Erste Lordmagier den Fleischmarkt verlassen hatte, und zwei weitere Gegner traten auf die Straße. Einer humpelte, als habe er sich am Bein verletzt. Einen winzigen Augenblick lang flackerte die Wahrsicht vor Dunholms Augen auf, und er erkannte in dem Kameraden des Verwundeten den Mann wieder, der, unter dem Dach der Grand Avenue wartend, den ersten Schlag gegen ihn geführt hatte. Er richtete seinen Blick auf den Bewaffneten und sog bestürzt die Luft ein, als die Fadenaura des Mannes seine Identität preisgab. »Ihr?«, keuchte er.
»Ganz recht, Lordmagier«, erwiderte der Angesprochene, während er vor ihm stehen blieb und den Schal vom Gesicht zog. »Ich. Das hättet Ihr nicht erwartet, oder? Nun ja, so sieht man sich wieder.« Er hob das schlanke, lautlose Gewehr. »Ich soll Euch Grüße von Wellington ausrichten. In dem neuen
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