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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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vermochte er durchaus das eine oder andere Ass aus dem Ärmel zu zaubern, um ihre finsteren Absichten zu durchkreuzen. Andererseits würde er sich damit um die Möglichkeit bringen herauszufinden, was hinter dieser ganzen Sache steckte.
    Vor ihm, am Ende der Straße, kam der Fleischmarkt am Smithfield in Sicht, und der Anblick des lang gestreckten Bauwerks mit seiner zentralen Grand Avenue und den beiden sich nach Osten und Westen erstreckenden Markthallen brachte den Lordmagier auf eine Idee. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er schneller. Er baute darauf, dass seine Schatten ihm folgen würden. Und wenn sie das taten, würden sie eine unangenehme Überraschung erleben.
    Der Fleischmarkt gehörte zweifellos zu den größten Warenumschlagplätzen der Stadt. Er war vor ziemlich genau dreißig Jahren errichtet worden, nachdem ein Parlamentsentscheid dem jahrhundertelangen und zuletzt gefährlich ausufernden Handel mit lebenden Tieren auf dem Smithfield mitten in London aus hygienischen Gründen einen Riegel vorgeschoben hatte. Entworfen hatte den Bau der Architekt Horace Jones, ein alter Bekannter Dunholms. Die beiden hatten sich zur etwa gleichen Zeit im Rahmen von Restaurierungsarbeiten an der Guildhall, in deren geheimen Kellern der Orden residierte, kennengelernt. Jones war ein guter Freund gewesen, und Dunholm bedauerte sehr, dass er bereits vor neun Jahren, nur ein knappes Jahr nach seinem wohlverdienten Ritterschlag durch Queen Victoria, verstorben war.
    In den letzten zwei Jahrzehnten waren um das Hauptgebäude, das im italienischen Stil gehalten war und von vier achteckigen Türmen geziert wurde, mehrere Anbauten entstanden, darunter ein Geflügel-, ein Fisch- und ein Gemüsemarkt. Morgen für Morgen boten Scharen von Händlern hier ihre Waren feil, die mit Kutschen, aber auch über einen unterhalb der Markthalle verlaufenden Schienenstrang per Bahn angeliefert wurden, und aus der ganzen Stadt kamen die Menschen, um hier einzukaufen. Jetzt allerdings, in den späten Abendstunden vor Mitternacht, lag die ganze Anlage dunkel und verlassen da, wie Dunholm sich mit einem Wechsel in die Normalsicht überzeugte. Es würde keine unliebsamen Zeugen geben. Genau so, wie er es wollte.
    Als er sich der riesigen tunnelartigen Halle der Grand Avenue näherte, deren gewölbtes Dach von weit geschwungenen gusseisernen Trägern gestützt wurde und deren Stirnseite mit ihrem Dreiecksgiebel und den Steinfiguren an einen antiken Tempel erinnerte, bemerkte Dunholm aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf dem Dach der östlichen Markthalle. Irritiert hielt er inne und kniff die Augen zusammen. Doch er konnte nichts entdecken. Wieder öffnete er seinen Geist und ließ die Wahrsicht sein normales – und bei Nacht alles andere als perfektes – Sehvermögen überlagern. Was er dort sah, ließ ihn überrascht die Augenbrauen heben.
    Jeder der vier Ecktürme des Fleischmarkts wurde von jeweils vier steinernen Greifen bewacht, die unterhalb des grün angelaufenen kuppelförmigen Daches hockten. Sie waren auf persönliches Betreiben von Jones dort angebracht worden. Ein befreundeter Bildhauer hatte sie angefertigt, und der Architekt hatte sie stets die Bewacher seines Werks genannt.
    Für gewöhnlich umgab diese Statuen eine so schwache Fadenaura, wie sie auch jedem anderen Steinbrocken innewohnte, sofern er nicht von dichtem Moos bewachsen oder von irgendwelchem Kleingetier bevölkert wurde. Doch genau wie die Häuserfassaden hatte auch die Statuen an diesem ungewöhnlichen Abend ein unheimliches Eigenleben erfasst. Dunholm sah, dass sich Fäden von einer Stärke, die beinahe an ein aus dem Tiefschlaf erwachendes Bewusstsein gemahnten, von den Körpern der Greifen tastend in die milde Nachtluft ausbreiteten. Das ist nicht gut, gar nicht gut , durchfuhr es ihn. Er musste seine Verfolger loswerden und danach schnellstmöglich in die Bibliothek, um ein paar Nachforschungen anzustellen, die Licht auf dieses seltsame Geschehen werfen mochten.
    Er passierte die beiden Gaslaternen am Eingang der Grand Avenue und tauchte in die Dunkelheit des etwa zweihundertfünfzig Fuß messenden Durchgangs ein, der auf der Südseite auf eine kleine parkartige Rotunde hinausführte. Sein Ziel war einer der beiden auf der Hälfte des Weges liegenden Eingänge zu den weitläufigen Flügeln des Marktes. Über den Umstand, dass die beiden Markthallen um diese Uhrzeit zweifellos verriegelt waren, machte er sich keine Gedanken. Türschlösser zu manipulieren

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