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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Leben zum Erblühen brachte, unter den Fingern zu spüren. Und jetzt endlich, nach all der Zeit, würde er ihr, wenn auch auf andere Weise als gedacht, letztendlich doch erfüllt werden, denn wenn es eine Kraft gab, deren Schöpfungsmacht noch größer war als die der Sonne, dann – so wurde ihr in diesen Augenblicken klar – war es die Magie.
    Kendra schwamm noch näher und streckte die Arme aus. Fast da … , dachte sie. Nur ganz kurz öffnete sie die Augen, um sich zu orientieren, und sah nur noch funkelndes Weiß vor sich. Das Prickeln in ihrem Körper wurde immer stärker, und es fühlte sich beinahe schon unangenehm an, als würden Tausende von Ameisen unter ihrer Haut umherkrabbeln. Ein weiterer Schwimmzug brachte sie ins Licht hinein, ließ ihre ausgestreckten Finger die Grenze zwischen dem Wasser des Waldsees und dem Magiestrom überqueren, der aus unbekannten Tiefen emporstieg.
    Die chaotischen Energien trafen sie wie ein Blitzschlag.
    Ihre Augenlider flogen auf, und ihr Mund öffnete sich zu einem gellenden Schrei. Doch sie sah nichts, hörte nichts und gab keinen Laut von sich. All ihre Sinne wurden von der überwältigenden Macht der Magie überlastet, alle Sinneseindrücke davongespült. In rasender Abfolge wurde ihr Geist mit Bildern bestürmt, als habe er sich von ihrem Körper gelöst und um den ganzen Erdball ausgedehnt und als wäre sie nun imstande, alles Geschehen überall auf der Welt gleichzeitig wahrzunehmen. Aufbrechende Straßen, einstürzende Häuser, schreiende Menschen, züngelnde, glitzernde Flammen, ein Sturm der Magie, der orkanartig über die Lande brauste und alles, was er erfasste, veränderte, verwandelte, wunderschön und schrecklich zugleich.
    Kendra spürte, dass ihr kaltes Wasser in den Mund strömte und die Kehle hinunterrann. Voller Entsetzen gurgelte sie, und ihre Lungen verkrampften sich.
    Wuchernde Bäume, tastende Ranken, die über Straßen wucherten und sich um Brückenpfeiler schlangen, sie erstickten und niederrissen, dampfende Ungetüme, die sich von ihren eisernen Wegen erhoben, brummende, kreisende Starrvögel am Himmel, die Tod und Vernichtung herabregnen ließen, schnaufende Monstren, die aus den Meeren der Welt auftauchten.
    Sie würgte und rang nach Luft, aber es gab keine mehr. Wild begann sie, mit Armen und Beinen zu rudern, um an die Oberfläche zu gelangen. Doch sie fand nicht mehr zurück.
    … feingliedrige Elfen und Menschen fressende Trolle …
    Das Licht um sie herum fing an zu flackern.
    … Geschöpfe, halb Mensch, halb Tier, geisterhafte Wetterleuchten am Horizont, ein Aufbäumen all dessen, was einst Natur gewesen war …
    Die Wärme wich unvermittelt eisiger Kälte, die sich mit tausend Nadeln in ihren Leib bohrte. Die Verbindung zur Magie brach ab, und es wurde dunkel. Das ist das Ende , durchfuhr es Kendra. Überall war nur noch Wasser – Wasser, das ihr die Kraft aus den Gliedern sog, Wasser, das ihre Lungen füllte, Wasser, das ihr das Bewusstsein zu rauben drohte.
    Hilfe suchend streckte sie die Arme in die Richtung, von der sie hoffte, dass es oben war. Einen winzigen Augenblick lang glaubte sie, mit ihren Fingerspitzen die Wasseroberfläche zu durchbrechen und kühle, trockene Nachtluft zu spüren, aber bevor dieser irrwitzigen Hoffnung irgendein Handeln hätte folgen können, wurde sie an den Händen gepackt und kraftvoll emporgerissen. Für einen kurzen Moment schien sie zu fliegen, im nächsten schon fiel sie hinunter auf das weiche Ufergras am Rand des Waldsees. Sie krümmte sich zusammen und würgte einen Schwall Wasser hervor. Keuchend holte sie Luft und erlitt dabei einen Hustenanfall.
    »Dummes Kind!«, vernahm sie eine wütende Stimme an ihrer Seite. »Was schwimmst du hier oben mitten in der Nacht im See?«
    Kendra drehte den Kopf zur Seite, wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und blickte verstört auf. Ihre Augen wurden groß, als sie das von Falten durchzogene Gesicht mit den stechend blauen Augen erkannte, das, von einer kleinen Laterne erhellt, über ihr schwebte. »Großvater?«
    Giles McKellen zog unter der Krempe seines grauen Filzhutes die Augenbrauen zusammen. »Ja, ich bin es«, knurrte er in seinen weißen Bart hinein. »Kannst du aufstehen?« Seine Stimme klang barsch und irgendwie anklagend. Sie hatte erwartet, dass er ein wenig erleichtert wäre über ihre Rettung. Doch diese Erwartung wurde enttäuscht.
    Kendra hustete noch einmal und nickte. Anschließend stützte sie sich auf die Arme und kam auf die

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