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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Beine. Wassertropfen rannen ihr über die Stirn in die Augen, und ihr nasses Nachthemd klebte ihr plötzlich unangenehm wie eine kalte zweite Haut am Leib. Fröstelnd verschränkte sie die Arme vor der Brust, während sie ihren Großvater in Erwartung einer Standpauke mit leicht erhobenem Kinn trotzig anblickte.
    Er musterte sie nur von oben bis unten, schnaubte und schüttelte den Kopf. »Geh erst mal dort drüben in die Büsche und zieh dich um! Wenn du in diesem Aufzug durch die Nacht läufst, holst du dir den Tod. Und ich habe dich bestimmt nicht aus dem See gezogen, damit das geschieht.«
    Kendra presste die Lippen zusammen und nickte gehorsam. Rasch lief sie zu ihrem Steinkreis hinüber und nahm den Rock, die Jacke und ihre Schuhe. Während sie sich hinter den Sträuchern umkleidete, sah sie, wie ihr Großvater mit prüfendem Blick um ihren kleinen Ritualplatz herumschritt.
    »Was treibst du hier eigentlich?«, fragte er sie, als sie sich in trockenen Kleidern wieder zu ihm gesellte. Achtlos trat er mit der Spitze seines halbhohen Stiefels einen Stein zur Seite und durchbrach so ihren magischen Kreis.
    Unter gewöhnlichen Umständen hätte das Kendras Zorn erweckt. Im Moment hingegen war sie vor allem verwirrt, und je länger sie über das nachdachte, was ihr soeben im See widerfahren war, desto stärker regten sich auch Furcht und Sorge. Wie gerne hätte sie jetzt mit ihrer Mutter gesprochen, dem einzigen Menschen, der ihr vielleicht hätte erklären können, was sie gerade erlebt hatte. Aber ihre Mutter war schon lange tot, und im Augenblick blieb ihr niemand anders als Großvater Giles.
    Dieser hatte unterdessen fragend die Augenbrauen gehoben. »Nun?«
    Sie öffnete den Mund, um ihm von dem Erlebten zu berichten, doch dann fiel ihr ein, dass sie dadurch würde zugeben müssen, dass sie das Buch ihrer Mutter aus seinem Haus gestohlen hatte. Ganz zu schweigen davon, dass es verrückt klingt, wenn du sagst, du warst hier, um zu zaubern , merkte eine innere Stimme an, und es fiel Kendra schwer, ihr zu widersprechen. »Das ist meine Angelegenheit«, sagte sie daher nur.
    Eine steile Falte entstand zwischen den buschigen Brauen ihres Großvaters. »Ein bisschen mehr Respekt, junge Dame«, brummte er mit leichtem Tadel. »Ich habe dir wahrscheinlich gerade das Leben gerettet.« Das hoffe ich zumindest.
    Kendra legte den Kopf schräg. Irgendetwas an den letzten Worten ihres Großvaters war seltsam gewesen. »Wie meinst du das?«, wollte sie wissen.
    »Machst du dich über mich lustig? Du wärst beinahe ertrunken. Hätte ich dich nicht aus dem Wasser gezogen, wäre es womöglich um dich geschehen gewesen.«
    Kendra schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine das andere?«
    Ihr Großvater machte ein verwirrtes Gesicht. »Ich habe nichts weiter gesagt …«
    »Doch, du sagtest: Das hoffe ich zumindest. «
    Kendra sah, wie Giles leicht zusammenzuckte.
    Zwei Herzschläge lang starrte er sie stumm an. Das ist unmöglich. »Das musst du dir eingebildet haben«, brummte er, hob die Linke und fuhr damit in einer seltsam unwilligen Geste vor seinem Gesicht durch die Luft, als wolle er ihre Worte verscheuchen wie ein lästiges Insekt.
    »Wenn du meinst, Großvater.« Sie senkte kurz den Blick und fühlte sich verwirrter denn je. Habe ich seine Gedanken gelesen? Ist das möglich? Oder verliere ich womöglich den Verstand? Sie war sich nicht sicher, ob sie die Antworten auf diese Fragen überhaupt wissen wollte, und beschloss, später weiter darüber nachzugrübeln, zumal sich ihr plötzlich eine ganz andere Frage aufdrängte. »Was führt dich eigentlich zur Geisterstunde zum See?«
    Giles McKellen versteifte sich ein wenig. »Ich habe einen Nachtspaziergang gemacht. In hellen Mondnächten komme ich ab und zu hier herauf.«
    Kendra sah ihn misstrauisch an. »Einen Nachtspaziergang?«, wiederholte sie in der Hoffnung, erneut seine Gedanken aufschnappen zu können.
    Diesmal allerdings schwieg das Bewusstsein ihres Großvaters – wenn sie sich die Worte zuvor nicht ohnehin nur eingebildet hatte. Stattdessen gab er ein unwilliges Grunzen von sich. »Dein Tonfall ist unangemessen, junge Dame. Immerhin bist du diejenige von uns beiden, die versucht hat, bis zum Grund des Waldsees zu tauchen. Kannst du mir das erklären?«
    Kendra schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht.« Das war nicht einmal gelogen. Mittlerweile konnte sie sich selbst nicht mehr erklären, was sie bewogen hatte, aus dem Steinkreis zu treten und in die

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