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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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geschwungen, als sie noch einmal den Kopf umwandte und die scheinbar vorwurfsvollen Augen ihrer Puppe auf dem Wandbord bemerkte. Kendra zögerte. Sollte sie die alte Vertraute zurücklassen und damit einen endgültigen Strich unter die Zeit in A’Charnaich ziehen? Dann kam ihr in den Sinn, was Onkel Callum wohl mit ihrem verbliebenen Hab und Gut anstellen würde. Wenn er nicht den Ofen damit befeuerte, würden ihre Sachen auf den Müll wandern, nachdem er sie zuvor zerrissen hatte, um daran seinen Zorn auf Kendra auszulassen. Also zog Kendra das Bein noch einmal zurück, ging zu dem Regalbrett und nahm die Puppe herunter. »Niemand verdient es, so behandelt zu werden wie von Callum«, flüsterte sie und steckte sie zu ihren anderen Habseligkeiten in die mittlerweile volle Tasche. Anschließend floh sie in die Dunkelheit und blickte nicht mehr zurück.
    19. April 1897, 00:45 Uhr GMT
    England, London, geheime Hallen des Ordens des Silbernen Kreises
    Randolph Brown war nicht gerade in versöhnlicher Stimmung, als er nach Mitternacht in die Guildhall zurückkehrte, nachdem er den jungen Mann namens Jonathan – um den er sich bei Tage eingehender kümmern würde – einstweilen sicher zu Hause abgeliefert hatte. »Sind sie da drin, Cutler?«, fragte er den grauhaarigen Sekretär Dunholms, der mit aschfahler Miene zusammengesunken auf einer Holzbank vor der Tür der Kleinen Ratskammer saß.
    »Ja. Sie besprechen gerade, was nun zu tun ist«, sagte dieser.
    »Da bin ich aber gespannt«, knurrte der Kutscher.
    Cutler stand auf und trat mit flehend erhobenen Händen auf Randolph zu. »Bitte, machen Sie jetzt keinen Ärger! Die Lage ist schon schlimm genug.«
    »Ich habe nicht vor, Ärger zu machen«, erwiderte Randolph. »Ich will nur nicht warten und zusehen, wie sich die hohen Damen und Herren ein weiteres Mal darin versuchen, ein Problem zu lösen, indem sie es zerreden.«
    Er wollte den alternden Magiergehilfen zur Seite schieben, doch dieser legte ihm eine Hand auf den Arm und blickte ihn ernst an. »Randolph«, sagte er eindringlich. »Albert war mir genauso wichtig wie Ihnen. Er war mein ältester Freund, und ich kannte ihn vielleicht besser als er sich selbst. Er war ein gütiger, friedliebender Mann. Er würde keinen Krieg wollen. Bitte vergessen Sie das nie, ganz gleich, was Sie vorhaben.«
    »Dunholms Mörder sahen das leider anders.« Der Kutscher schnaubte, aber dann sackten seine Schultern ein wenig nach unten. »Sorgen Sie sich nicht, Cutler! Was kann ich als Einzelner denn schon ausrichten, wenn das, was ich vermute, der Wahrheit entspricht.« Er sah Dunholms Sekretär düster an, bevor er sich an ihm vorbeischob, die Türklinke hinunterdrückte und das Portal öffnete.
    Die sogenannte Kleine Ratskammer war eines von mehreren Zimmern der Unteren Guildhall, in die sich Ordensmitglieder zurückziehen konnten, wenn sie etwas zu besprechen hatten, das nicht den ganzen Orden betraf. Mit ihren Teppichen auf dem steinernen Fußboden und den holzgetäfelten Wänden, an denen die Porträts verdienter Magier und geschwungene Messingleuchten hingen, erinnerte die Kammer eher an ein gemütliches Esszimmer als an einen Versammlungsraum, ein Eindruck, der durch den großen, runden Tisch noch verstärkt wurde, an dem zwölf Gäste auf Stühlen mit hohen Lehnen Platz fanden.
    Neun der Stühle waren im Augenblick besetzt. Zu den Anwesenden – sechs Männern und drei Frauen –, die in ein Gespräch vertieft gewesen waren, aber bei Randolphs Eintreten geschlossen zur Tür blickten, zählten unter anderem Dunholms Stellvertreter, der distinguierte Lord Cheltenham, sowie der ganz in Schwarz gekleidete Oberste Archivar und Geheimnisträger des Ordens, Thomas Crowley, außerdem der hünenhafte rothaarige Angus Drummond, seines Zeichens Leiter der Magieabwehr, sowie der Leiter für äußere Angelegenheiten, John Grayson Carlyle, ein nach Randolphs Dafürhalten unangenehmer Bursche mit durchdringendem Blick.
    »Mister Brown, was soll diese Störung?«, verlangte Cheltenham mit strenger Miene zu wissen.
    »Mit Verlaub, Lord Cheltenham, ich möchte wissen, was der Orden zu unternehmen gedenkt, um die Ermordung des Ersten Lordmagiers aufzuklären«, knurrte der Kutscher. Er wusste, dass sein Vorgehen ungebührlich war, denn er hatte nur eine untergeordnete Position innerhalb des Silbernen Kreises. Ihm war ebenso bewusst, dass er es an magischer Finesse mit keinem der Anwesenden aufnehmen konnte, auch wenn es wegen seines Unfalls vor

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