Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
neunundzwanzig Jahren in diesem Raum keinen gab, dessen Körper so sehr mit Magie gesättigt war wie seiner – vielleicht abgesehen von dem verrückten Schotten Drummond, von dem es hieß, dass er regelmäßig in reinen Magiequellen badete. Das alles störte Randolph nicht. Trauer und Wut erfüllten sein Inneres und ließen ihn die notwendige Etikette in dieser Nacht vergessen.
»Das ist unerhört«, brauste Carlyle auf. Er beugte sich vor und starrte den Kutscher aus funkelnden schwarzen Augen an. »Drummond, bringen Sie ihn nach draußen.«
Crowley, der neben Carlyle saß, legte ihm die Hand auf den Arm. »Lassen Sie ihn!«, sagte er milde und warf einen Blick in die Runde. »Randolph war einer der treuesten Bediensteten und Gefolgsleute von Dunholm. Ich bin mir sicher, der Alte Mann hätte gewollt, dass wir ihn in diesen Fragen nicht ausschließen.«
Carlyle schnaufte, lehnte sich aber wieder zurück.
»Drummond?« Cheltenham wandte sich an den Leiter der Abwehr.
Der hünenhafte Schotte brummte in seinen Bart. »Keine Bedenken von meiner Seite. Brown ist ein Ehrenmann.«
»Hat sonst jemand Einwände?«
Niemand meldete sich zu Wort.
Der stellvertretende Erste Lordmagier, der wohl in absehbarer Zeit zum wahren Ersten Lordmagier aufsteigen würde, räusperte sich und schlug mit der flachen Hand leicht auf den Tisch. »Nun gut, fahren wir fort, Ladies and Gentlemen!« Er machte eine Geste in Richtung des Leiters für äußere Angelegenheiten. »Sie hatten das Wort, Mister Carlyle.«
Während sich der Kutscher auf einen freien Stuhl setzte, nickte der dunkelhaarige Magier in dem steifen Anzug würdevoll. »Wie ich bereits sagte, müssen wir davon ausgehen, dass wir es hier mit dem Anschlag einer fremden Macht zu tun haben. Es gibt Spannungen in den Beziehungen zum Deutschen Kaiserreich, und ich muss wohl niemanden darauf hinweisen, dass zwischen uns und dem Conseil des Magiciens in Paris eine lange Feindschaft besteht.«
»Außerdem haben wir Ende letzten Jahres zwei Magierspione des Zaren abgefangen, die versucht haben, sich Zugriff auf das Archiv des Ordens zu verschaffen«, mischte sich Drummond ein.
»Oh Grundgütiger, ja, ich erinnere mich«, entfuhr es Crowley. »Was für ein unschöner Zwischenfall.« Der Mann mit den scharfen Gesichtszügen verzog die Miene und hob die Linke, um sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel zu massieren, so als würde ihm das Ganze noch heute Kopfschmerzen bereiten.
»Fehden und angespannte Beziehungen sind eine Sache. Aber das alles ist kein Grund, Dunholm zu töten«, meldete sich ein ernst dreinblickender Mann von vielleicht Mitte dreißig zu Wort, dessen dunkles Haar eine auffällige weiße Strähne aufwies – Randolph vermutete einen schwachen Magieunfall.
»Der Kampf um die Vorherrschaft in der Magie mag zwischen den Staaten nicht so offen geführt werden wie der Wettstreit um Rohstoffe oder Land, aber es gibt ihn. Das wissen wir alle«, brummte Drummond. »Vielleicht hat irgendjemand entschieden, dass es an der Zeit ist, dem magischen Britischen Empire den entscheidenden Schlag zu versetzen. Vielleicht ist all das hier nur der Anfang.«
Cheltenham machte ein verdrießliches Gesicht. »Es könnte somit jeder gewesen sein«, fasste er niedergeschlagen zusammen. »Wie gehen wir also vor?«
Schweigend blickten sich die Magier an.
Drummond kratzte sich am Bart. »Ich schlage vor, dass wir zuerst einmal unsere üblichen Quellen befragen – an den Docks und auf der Straße –, ob irgendjemand davon gehört hat, dass fremde Magieanwender in der Stadt aufgetaucht sind.«
»Wir sollten auch nicht vergessen, unsere Spione in Berlin, Paris, Rom und Moskau darauf anzusetzen«, fügte Carlyle hinzu. »Möglicherweise gelingt es ihnen, Hinweise auf eine ausländische Verschwörung zu finden.«
Randolph räusperte sich vernehmlich.
»Ja, Mister Brown, Sie möchten etwas beitragen?«, fragte Cheltenham höflich.
Der Kutscher beugte sich vor und warf einen grimmigen Blick in die Runde. »Ich will Ihnen ja nicht vorschreiben, was Sie tun sollen, meine Herren, aber warum sucht eigentlich niemand das Problem vor unserer eigenen Haustür … oder sollte ich genauer sagen: in unserem eigenen Haus?« Er warf Carlyle einen vielsagenden Blick zu.
»Was wollen Sie damit andeuten?«, empörte sich der Magier.
»Ich sage nur das, was Sie doch alle wissen. Dieser weltanschauliche Streit innerhalb des Ordens um die Frage, wie stark wir Magieanwender uns in die Geschicke unseres
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