Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Landes einmischen sollten, ist schon längst mehr als nur der Stoff für eine gepflegte Debatte im Kaminzimmer. Es geht ein Riss quer durch den Silbernen Kreis. Auf der einen Seite stehen die Bewahrer der bestehenden Ordnung, auf der anderen die Anhänger dieses sogenannten Neuen Morgens der Magie, wie Lordmagier Wellington ihn am liebsten sähe. Im Moment halten die Bewahrer die Zügel in der Hand. Aber ich höre schon seit Langem die Jünger Wellingtons mit den Hufen scharren. Vielleicht ist ihrer Meinung nach jetzt die Zeit für einen Machtwechsel gekommen …«
Eine der drei anwesenden Frauen, Mary-Ann McGowan, deren jugendliches Aussehen keineswegs ihrem wahren Alter entsprach – noch so ein Magiezwischenfall, wie Randolph in diesem Fall sehr genau wusste –, lachte hell auf und schüttelte ungläubig den Kopf mit den rotbraunen Locken. »Mister Brown, was für eine absurde Vorstellung. Lordmagier Wellington ist nicht mal im Land. Er befindet sich auf Geschäftsreise in den Vereinigten Staaten. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass es irgendwelche Umsturzversuche gäbe, solange er außer Landes ist – womit ich nicht gesagt haben will, dass überhaupt irgendwelche Umsturzpläne bestehen.«
»Mir sind keine derartigen Absichten bekannt«, stellte Carlyle entschieden fest. »Ganz gleich, welche Haltung wir hinsichtlich gewisser Dinge einnehmen, letzten Endes sind wir alle Mitglieder des Silbernen Kreises, und jedem von uns ist klar, dass nur ein starker, ein geeinter Orden bestehen kann. Alles andere wäre pure Anarchie und außerdem eine Einladung an ausländische Mächte, uns anzugreifen. Und vor beidem bewahre uns Gott!«
»Tatsache ist auch, dass es in den Reihen derer, die offen mit Wellingtons Ideen sympathisieren, niemanden gibt, der mächtig genug wäre, um Dunholm umzubringen«, fügte Drummond hinzu.
»Er wurde auch nicht durch Magie getötet«, gab Crowley zu bedenken. »Er wurde von hinten erschossen.«
»Jetzt wollen Sie uns auch noch einen feigen Meuchelmord unterstellen?«, rief McGowan. »Das ist unerhört!«
»Ich unterstelle gar nichts«, gab der Archivar scharf zurück. »Ich weise nur auf Fakten hin.«
»Bitte, bitte! Mäßigen Sie sich, Ladies and Gentlemen«, ging Lord Cheltenham dazwischen und klopfte mit der Hand auf die Tischplatte, als sei er ein Richter, der mit seinem Hammer im Gerichtssaal für Ruhe und Ordnung zu sorgen versuchte.
Als die anderen schwiegen, wandte er sich wieder an Randolph. »Mister Brown«, sagte er steif. »Ich weiß, dass Sie Albert Dunholm sehr nahegestanden haben, daher kann ich verstehen, dass Sie im Augenblick aufgebracht und vielleicht ein wenig verwirrt sind. Allerdings sind die Anschuldigungen, die Sie in dieser Runde vorgebracht haben, nicht nur vollkommen haltlos, sie bergen zudem die Gefahr schwerwiegender Folgen für den Frieden innerhalb des Ordens in sich. Ich verbitte mir daher, dass Sie Ihre Meinung in dieser Frage weiterhin offen kundtun. Was hier gesagt wurde, bleibt in diesen vier Wänden, und es soll Ihnen auch kein Schaden daraus entstehen. Aber sollten Sie für Unruhe in den Reihen des Ordens sorgen, werde ich Konsequenzen ziehen müssen. Haben Sie mich verstanden?«
Randolphs Gesicht wurde zu einer steinernen Maske. Nur in seinen Augen glühte trotziger Zorn. »Ja, Lord Cheltenham.« Es kostete ihn gewaltige Überwindung, aber er wusste, dass er sich den Inneren Zirkel des Ordens nicht zum Feind machen durfte, daher erhob er sich, blickte in die Runde und deutete eine Verbeugung an. »Ladies and Gentlemen, ich entschuldige mich für mein Fehlverhalten.«
Carlyle und McGowan machten nicht den Eindruck, als würden sie auf seine Worte viel geben, doch Cheltenham nickte zufrieden. »Es ist gut, Mister Brown. Sie dürfen jetzt gehen.«
»Jawohl, Lord Cheltenham. Guten Abend!«
Randolph verbeugte sich noch einmal und ging erhobenen Hauptes nach draußen.
Vor der Tür erwartete ihn Cutler mit neugieriger Miene. »Wie ist es gelaufen?«, fragte er.
»Nicht gut«, presste der Kutscher zwischen schmalen Lippen hervor. »Ich erzähle es Ihnen morgen. Gute Nacht, Cutler!«
Randolph hielt seine unbeteiligte Miene aufrecht, bis er die Guildhall verlassen hatte. Erst draußen, auf der menschenleeren nächtlichen Basinghall Street, erlaubte er seiner Wut, sich Bahn zu brechen. Er stampfte mit einem Fuß auf und stieß einen saftigen Fluch aus. Verdammte Narren, die den Blick vor der Wahrheit verschließen , dachte er aufgebracht. Von
Weitere Kostenlose Bücher