Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
waren der Artikel und seine Überarbeitung. Und ich hatte doch recht, Robert. Ich habe mir das alles nicht nur eingebildet! , dachte er zufrieden. Mit fliegenden Fingern packte er seine Sachen zusammen, warf sich die Jacke über und rannte zur Tür hinaus.
Higgins hob verwundert den Kopf, als Jonathan die Treppe hinunterpolterte. »Sie können abschließen. Ich bin jetzt weg«, ließ er ihn im Vorbeieilen wissen.
»Einen schönen Abend, Sir!«, wünschte der Portier, während Jonathan schon halb zur Tür hinaus war.
»Ihnen auch!«, rief er, ohne sich umzudrehen.
Eine abendliche Kühle lag in der Luft. Der Himmel hatte sich im Laufe des späteren Nachmittags wieder mit dichten, tief hängenden Wolken zugezogen, und ein leichter Nieselregen schlug Jonathan entgegen, als er das Gebäude des Strand Magazine verließ. Graues Zwielicht herrschte zwischen den vierstöckigen, schmutzig roten Backsteinhäusern mit ihren weißen Fenstern, die links und rechts aufragten und der schmalen Southampton Street, einer Seitenstraße des Strand, eine beklemmende Enge verliehen. Eine Handvoll Passanten hastete mit hochgeklappten Mantelkrägen und gesenkten Köpfen an ihm vorbei, und am oberen Ende der Straße, wo selbige an die Südfront der Markthallen des Covent Garden stieß, verschwand ratternd ein Einspänner um die Ecke.
Der Mann namens Randolph erwartete Jonathan am Fuß der Straßenlaterne. Er hatte seine graue Schiebermütze tief ins Gesicht gezogen und die Hände in den weiten Taschen seines Mantels vergraben, nahm die nasskalte Witterung ansonsten allerdings mit völlig stoischer Miene hin. Der Rabe, offenbar sein ständiger Begleiter, hatte sich zwischenzeitlich auf der rechten Schulter von Jonathans geheimnisvollem Wohltäter niedergelassen. Es war ein seltsames Bild, das die drei – der Mann, der Rabe und die Laterne – inmitten des Londoner Straßentreibens abgaben, irgendwie der Wirklichkeit enthoben und nicht ganz von dieser Welt.
»Guten Abend, Mister Kentham!«, sagte der Mann, als Jonathan zu ihm trat.
»Guten Abend … Randolph, nicht wahr?«
Der Angesprochene nickte. »Richtig, Sir. Randolph Brown, aber Sie können mich ruhig Randolph nennen.«
»Dann sagen Sie bitte Jonathan zu mir.«
»Also Jonathan.« Randolph nickte, dann musterte er diesen einige Herzschläge lang aus aufmerksamen Augen, bevor er fortfuhr: »Sie haben sicher eine Menge Fragen.«
Jonathan verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Das kann man wohl sagen.«
»Ich auch. Gehen wir etwas trinken? Ich kenne ein gutes Pub unweit von St. Pauls, wo man sich ungestört unterhalten kann.«
»Einverstanden.«
»Wir nehmen meine Kutsche.« Randolph blickte den Raben auf seiner Schulter an. »Nevermore, wärst du so nett und holst Grigori?«
Der Vogel gab ein bestätigendes Krächzen von sich, schwang sich in die Luft und flatterte um die nächste Hausecke.
»Nevermore?«, wiederholte Jonathan. »Wie der Rabe bei Edgar Allan Poe?«
Randolph zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Dunholm schlug damals vor, ihm diesen Namen zu geben.« Ein Schatten zog über sein Gesicht, als er den Namen erwähnte.
»Müsste mir der Name dieses Herrn etwas sagen?«, fragte Jonathan.
Randolph sah ihn ausdruckslos an. »Geduld.«
Ein Klappern und Rattern wurde laut, und im nächsten Augenblick tauchte ein schwarzer Zweispänner mit geschlossener Kabine auf, der von zwei schönen Rappen gezogen wurde. An den Türen prangte das von floralen Verzierungen umrankte Symbol einer silbernen Sonne, und auf dem Kutschbock saß ein Riese von einem Mann. Im Gegensatz zu Randolph trug er einen leicht zerschlissenen zweireihigen Gehrock, und auf seinem massigen kahlen Schädel saß ein dunkler Zylinder. Unwillkürlich musste Jonathan an den Bericht des Jungen Oliver denken. Ob es sich wohl um dieselbe Kutsche handelte, die den alten Mann aus der Gasse abgeholt hatte?
Das Gespann machte neben den beiden halt, und der Hüne grinste Jonathan mit fleckigen Zähnen an. Nevermore saß nun auf dessen Schulter. Offenbar suchte er die Nähe zu Menschen.
»Das ist Grigori«, sagte Randolph. »Er kommt aus dem Zarenreich und ist zu Gast bei uns hier in England.«
»Guten Tag, Sir«, sagte Jonathan.
Grigori nickte und grinste.
»Er beherrscht unsere Sprache nicht besonders gut«, raunte Randolph ihm im Vorübergehen zu, dann öffnete er die Tür zur Kabine und machte eine einladende Geste. »Zum Old Man’s «, befahl er Grigori und stieg hinter Jonathan ins
Weitere Kostenlose Bücher