Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
des gestrigen Abends«, erklärte Jonathan.
»Prachtvoll. So viel Arbeitseifer lob ich mir«, verkündete Greenhough mit einem Nicken. »Dann wünsche ich den Herren noch ein gutes Gelingen. Sagen Sie Mister Higgins, dass er alles abschließen soll, wenn Sie gehen.«
»Selbstverständlich. Guten Abend, Mister Greenhough!«
Ihr Chefredakteur erwiderte den Gruß und verschwand auf den Flur hinaus. Kurz darauf wurden seine Schritte auf der hölzernen Treppe, die nach unten zum Ausgang führte, immer leiser.
Mit einem vielsagenden Blick schloss Robert die Tür, dann nahm er sich einen Stuhl vom Nachbarschreibtisch, stellte ihn neben Jonathans Schreibtisch und setzte sich. Er beugte sich nach vorne, stützte die Arme auf die Knie und faltete die Hände. »Was ist los, Jonathan? Irgendetwas bedrückt dich doch. Ist es der Umstand, dass unsere gute Miss Holbrook heute kein Wort mit dir gewechselt hat, sondern vielmehr einfach so verschwunden ist, ohne sich auch nur zu verabschieden?«
Die Erinnerung an das Gespräch mit Greenhough stieg in Jonathan hoch, und er schüttelte halbherzig den Kopf. »Das vielleicht auch. Aber wir beide sprachen ja schon darüber, dass sie wahrscheinlich von ihrem Vater unter Druck gesetzt wird. Ich möchte Elisabeth daher keine Vorwürfe machen. Ich hoffe, sie morgen auf dem Empfang des französischen Botschafters sprechen zu können. Mister Greenhough hat mir eine Einladung gegeben.«
Robert stieß ein anerkennendes Pfeifen aus. »Wie großzügig vom Chef. Aber was liegt dir dann auf der Seele, mein Freund?«
Jonathan zögerte. Er war sich nicht sicher, ob er Robert in die seltsamen Ereignisse einweihen durfte, die seit der letzten Nacht in einem Maße in sein Leben Einzug gehalten hatten, dass es ihm regelrecht unheimlich war. Doch wem sollte er sich sonst anvertrauen, wenn nicht seinem besten Freund? Wortlos hielt er die Hand mit dem Ring hoch, der immer noch fest an seinem Finger steckte, eine stumme Erinnerung daran, dass es ihm nicht erlaubt war, in sein altes Leben zurückzukehren, solange dort draußen, in den Straßen von London, ungeklärte Rätsel auf ihn warteten. »Das hier«, sagte er nur.
»Dieser Ring?«, fragte Robert. »Er ist mir heute Nachmittag schon aufgefallen. Was hat es damit auf sich? Bist du neuerdings Mitglied einer Geheimloge?«
»Wenn es doch nur so einfach wäre«, sagte Jonathan. Und dann erzählte er seinem Freund von all den seltsamen Ereignissen, die sich zugetragen hatten, seit er vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden am Holborn Circus aus der gemeinsamen Kutsche ausgestiegen war. Wie er den alten Mann in der Seitengasse unweit des Smithfields gefunden hatte und wie jener ihm den Ring gegeben hatte. Er berichtete über den heftigen Anfall von Übelkeit und Schwindel, die Begegnung mit diesem Randolph, die unruhige Nacht und dass sowohl der Alte als auch die Greifen an der Ostseite des Fleischmarkts auf geheimnisvolle Weise verschwunden waren. Sein Freund lauschte ihm mit zunehmend ungläubiger Miene.
Als Jonathan geendet hatte, sah er sich einem misstrauisch blinzelnden Freund gegenüber. »Du bindest mir hier doch keinen Bären auf, oder? Wenn du mir mit dieser Sache beweisen willst, dass du eine gute Gruselgeschichte zu erzählen vermagst, dann sei dir versichert, es ist dir gelungen.«
»Robert, ich erzähle keine Geschichten«, beteuerte Jonathan. »Das ist mein voller Ernst.«
»Also schön.« Sein Freund nickte langsam, nur um gleich darauf fassungslos den Kopf zu schütteln. »Eines steht damit zweifelsfrei fest: Dich kann man keine fünf Minuten lang alleine lassen.«
Jonathan räusperte sich. »Mal abgesehen von dieser Weisheit: Was hältst du von alldem?«
Robert richtete sich in seinem Stuhl auf und atmete tief durch. »Nun ja«, meinte er. »Die Frage lautet doch wohl eher: Was hältst du davon? Lass uns das Ganze einmal mit dem gebotenen Abstand betrachten.« Er stand auf und begann im Redaktionsraum auf und ab zu gehen, als würde ihm die Bewegung helfen, seine Gedanken zu ordnen. »Die Times meldet einen Einbruch in den Fleischmarkt am Smithfield in der gestrigen Nacht, eine Tat von ungewöhnlicher Zerstörungswut, der mindestens eine Tür, einige Marktstände und womöglich die Greifen an der Ostseite des Gebäudes zum Opfer gefallen sind. Bei so etwas würde ich an eine Gruppe betrunkener Arbeiter denken.«
»Betrunkene Arbeiter?«, echote Jonathan. »Robert, ich habe dir gerade gesagt, dass ein eisernes Gitter aus den Angeln
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