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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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die Umstände unseres Wiedersehens könnten zweifellos erfreulicher sein.
    Oh, ich muss gestehen, dass dieser Tag der erste in meinem neuen Leben ist, an dem ich fast so etwas wie Heiterkeit verspüre. Sie müssen zugeben, dass dies alles hier einer wundervollen Ironie des Schicksals gleichkommt. Sie haben mich fallen lassen, ich habe mich Victor zugewandt – und nun sind wir beide Opfer unserer Entscheidungen.
    Holmes spürte, wie ihm warm um den Kragen wurde, und das hatte nichts mit einer Temperaturveränderung ihrer Umgebung zu tun. Nun, äh, ganz so einfach ist das alles nicht , hielt er der jungen Magierin entgegen, an deren faszinierend violette Augen er sich noch gut erinnerte.
    Wie viel komplizierter ist es denn Ihrer Meinung nach, Jupiter? , erkundigte sich Melissa in süffisantem Tonfall.
    Ein wenig schon , gab Holmes zurück. Aber dass Sie dazu neigen, die Dinge in Schwarz und Weiß einzuteilen, haben wir ja schon damals bemerkt.
    Sie sind ein Mistkerl, Jupiter! , zischte die Magierin zornig. Das war schon immer so und wird sich wohl niemals ändern.
    Der Magier biss sich innerlich auf die Zunge. Eben noch hatte er Randolph Vorhaltungen gemacht, höflich zu sein – und nun das. Aber ganz so spurlos, wie er gerne behauptete, war dieses Damals , diese wie im Rausch verflogenen Wochen, die sie vor Jahren gemeinsam verbracht hatten, doch nicht an ihm vorübergegangen. Auf Tage und Nächte erlesener Zügellosigkeit waren ein jäher Absturz und ein Schlussstrich gefolgt, an denen er weiß Gott nicht alleine die Schuld trug und die einen spürbareren Einschnitt in seinem Leben bedeutet hatten, als Esperson ahnen konnte. Seitdem hatte er keinen Rock mehr in sein Schlafzimmer gelassen. Das würde er der Magierin natürlich niemals auf die Nase binden.
    »Alles in Ordnung, Holmes? Sie sehen ein wenig angestrengt aus«, meldete Randolph sich am Rande seines Bewusstseins zu Wort.
    »Es geht mir gut, danke«, antwortete Holmes knapp, bevor er sich wieder an seine geisterhafte Gesprächspartnerin wandte. Nachdem wir nun das unerfreuliche Vorgeplänkel hinter uns haben, wären Sie bereit, mich anzuhören? Ich bitte Sie, Melissa. Um der Zeiten willen, da noch kein Streit zwischen uns lag.
    Er spürte den Unwillen der jungen Frau, aber auch einen schwachen Hoffnungsschimmer. Sie wusste, dass er ein Magier von außergewöhnlichen Fähigkeiten war, und ein kleiner Teil von ihr betete darum, dass seine Anwesenheit ihr Schicksal zum Besseren wenden mochte. Also schön, was wollen Sie?
    Holmes gab sich Mühe, ernst und aufrichtig zu wirken, wie ein Mann, der aus Vergangenem gelernt hat und auf eine bessere Zukunft aus ist. Melissa, es lässt sich kaum beschönigen, daher will ich geradeheraus sprechen: Mister Brown und ich benötigen Ihre Hilfe. Wir stecken in der Klemme, und Sie sind unsere letzte Hoffnung, den Tod oder ein ähnlich grausames Geschick abzuwenden, das uns gewiss erwartet, wenn die Nautilus die Wahre Quelle erreicht. Daher frage ich Sie: Können Sie uns dabei unterstützen, dieses Tauchboot zu verlassen?
    Einen Moment lang schwieg das Bewusstsein der Magierin. Sie schien nachzudenken. Schließlich sagte sie: Womöglich könnte ich das. Aber ich weiß nicht, warum ich Ihnen helfen sollte? Ich finde, Ihnen wurde genau das Schicksal zuteil, das Sie verdient haben.
    Holmes spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. Oh, bitte tun Sie das nicht! Lassen Sie sich nicht vom Zorn vergangener Jahre in Ihrem Handeln lenken. Er schluckte, und seine Gedanken rasten. Hören Sie mich an, Melissa. All das, was zwischen uns vorgefallen ist, tut mir leid, schrecklich leid sogar. Wäre ich schon damals der Mann gewesen, der ich heute bin, wäre vielleicht vieles anders gekommen. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Natürlich müssen Sie mir nicht verzeihen. Genau genommen müssen Sie uns nicht einmal helfen, um mir einen Gefallen zu erweisen!
    Sie sprechen in Rätseln, Jupiter , bemerkte Melissa.
    Stehen Sie uns bei, um Victor Wellington zu schaden! Helfen Sie uns, um sich an dem Mann zu rächen, der Sie schändlicher noch als ich belogen und missbraucht hat. Er hat Ihnen Ihren Körper genommen. Er hat Sie an dieses Ungetüm von einem Tauchboot gefesselt. Und sollte er irgendwann die Früchte seines Handelns ernten, wird er sie ohne Frage alleine genießen, während Sie auf dem Grund des Meeres in einer verrottenden Hülle auf ein qualvoll langsames Ende warten.
    Sehr pathetisch.
    Aber entspricht es nicht der Wahrheit?

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