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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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vollständig aus. Sie wurden zu dem größeren Geschöpf namens Nautilus . Einzelne Reste sind aber noch vorhanden und klagen, halb dem Wahnsinn verfallen, ihren Peiniger Wellington an.
    Holmes hätte gerne in einer Geste leichten Unwillens die Hand gehoben, aber leider war er zur Regungslosigkeit verdammt. Daher hob er nur skeptisch eine Augenbraue, als er fragte: »Was genau soll daran nun gut für uns sein?«
    Ein Bewusstsein gehörte einer Magierin , erklärte Watson. Und obwohl auch sie bei dem Ausbruch der Wahren Quelle ihren Körper verlor, konnte sie ihren Geist allem Anschein nach halbwegs zusammenhalten.
    »Was?!«, entfuhr es Holmes. Er mochte kaum glauben, was er da hörte. »Wer ist sie?«
    Sie nennt sich Esperson , antwortete Watson.
    Holmes durchlief ein Schauer, als er den Namen hörte. Er hatte gewusst, dass die Magierin in Wellingtons Dunstkreis geraten war, aber dass sie ihn auf der Expedition zur Wahren Quelle begleitet hatte, war ihm unbekannt gewesen.
    »Melissa Esperson? Wellingtons Mätresse?«, fragte Randolph.
    »Randolph, Sie sollten ein wenig höflicher über die Dame sprechen«, wies Holmes ihn zurecht. »Ich argwöhne, Watson will darauf hinaus, dass wir uns mit ihr verbünden, um hier herauszukommen.«
    Das hast du vollkommen richtig erkannt, mein lieber Holmes.
    »Entschuldigung«, murmelte der Kutscher. »Ich versuche, mich zu beherrschen.«
    Holmes wandte sich erneut an die Geisterkatze. »Wo ist Miss Esperson jetzt? Ist sie hier?«
    Ja, aber sie kann uns nicht wahrnehmen. Ihre telepathische Gabe ist schwach. Hätte ich mich nicht mit ihr verbunden, wäre kein Gespräch möglich gewesen.
    »Das bedeutet, ich muss mich mit der Nautilus geistig verbinden?«, fragte Holmes.
    Deine Kombinationsgabe ist erstaunlich. Man könnte dich für einen Meisterdetektiv halten , erwiderte Watson mit freundlichem Spott.
    »Nicht frech werden, junge Dame«, wies der Magier sie zurecht. Er holte tief Luft. »Na schön, ich werde es versuchen.«
    Ungeachtet seiner unangenehmen Lage zwang er sich zur Ruhe, tauchte in die Wahrsicht ein und drang danach noch eine Ebene tiefer in die Sphäre der verbundenen Gedanken vor. Bläulich geisterhafte Nebelschwaden legten sich über das gelb glitzernde Fadenwerk. Ohne es zu wollen, vernahm er Randolphs laut dröhnende Ungeduld, die der Kutscher in Ermangelung seiner Hände, mit denen er einen Schutzkokon hätte weben können, auch nicht abzuschirmen vermochte. Watson dagegen war absolut unlesbar, wenn sie nicht wollte, dass man ihre Gedanken wahrnahm – wie es sich für eine Katze eben gehört.
    Holmes konzentrierte sich und versuchte, das Bewusstsein des Tauchboots, das ihn von allen Seiten umgab, zu berühren. Der buchstäblich enge Kontakt zum Körper der Nautilus hätte ihm das eigentlich erleichtern sollten, aber irgendwie fühlte er sich von so viel Nähe eher gestört und beeinträchtigt.
    Doch auf einmal hörte er es: ein dumpfes, machtvolles Pulsieren, wie von einem gewaltigen schlagenden Herzen. Ein tiefes Summen, das an eine Maschine erinnerte, begleitete das Geräusch, und ein Fauchen und Flüstern wie von vorüberhuschenden Gedanken drang mal von hier, mal von da in Holmes’ lauschenden Verstand. Der Magier streckte seine mentalen Fühler aus und versuchte das Flüstern zu greifen. Er kam sich dabei wie ein Mann vor, der in einem trüben Gewässer silbrig umherschießende Fische mit bloßer Hand zu fangen versucht.
    … hat uns verraten , klagte eine geisterhafte Männerstimme.
    Nicht in das Licht! , schrie eine andere panisch, bevor sie wie ein Ruf im Nebel verwehte.
    Wo bin ich?
    Helft uns …
    Ich hasse dich, Victor!
    Diese letzte Stimme hatte nach einer Frau geklungen, und Holmes packte blitzschnell und mit aller Macht zu. Miss Esperson , rief er, in der Hoffnung, sie dadurch auf sich aufmerksam zu machen. Melissa! Sind Sie das?
    Einige Herzschläge lang herrschte vollkommenes Schweigen, und der Magier befürchtete, er habe sie nicht erwischt. Auf einmal jedoch erklang eine Stimme in seinem Kopf, deutlicher nun und eindeutig einer Frau gehörend, die er von früher kannte. Jupiter Holmes … Sie sind also wirklich hier. Ich dachte schon, dieser Katzengeist wollte mich zum Narren halten. Ihre Stimme klang spöttisch, und sie versuchte offensichtlich, gelassen zu wirken, aber Holmes durchschaute die Fassade und sah die wütende, verängstigte und zutiefst enttäuschte Frau dahinter.
    Ich grüße Sie, Melissa , sagte Holmes. Es ist lange her, und

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