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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ungewöhnlich genug war, denn der Kontakt zu gleich welcher Form von roher Magie barg stets unwägbare Risiken.
    Während Jonathan gemeinsam mit den anderen Magiern wartete, begannen seine Gedanken abzuschweifen, und ihm wurde bewusst, dass er in all der Aufregung der letzten zwei Tage seine Verpflichtungen gegenüber seinem gewöhnlichen Umfeld sträflich vernachlässigt hatte. Er hatte sich nicht bei seiner Wirtin Misses Fincher gemeldet. Er hatte nicht zu Hause nachgeschaut, ob von Elisabeth irgendeine Antwort auf seinen Brief eingetroffen war, den er am Morgen vor zwei Tagen verfasst hatte, um sich für den von Holmes hervorgerufenen Eklat beim Empfang des französischen Botschafters zu entschuldigen.
    Das Allerschlimmste war jedoch vielleicht, dass er Robert den Motorwagen nicht zurückgebracht hatte, den sie ihm geraubt hatten, um die McKellens vor London abzufangen. Der ramponierte Panhard-Levassor, den sein Freund von einem wohlhabenden Automobilclubvorsitzenden leihweise erhalten hatte, stand noch immer unter einer Plane verborgen im Hinterhof des Osteingangs zur Unteren Guildhall. Jonathan schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Oh Gott, wie soll ich Robert das bloß erklären?
    Ihm war klar, dass er etwas unternehmen musste. Gegenwärtig mochte hinter den Kulissen der Welt ein magischer Krieg toben, dessen Ausmaße Jonathan noch immer nicht ganz deutlich waren. Aber irgendwann – so hoffte er zumindest inständig – würde alles wieder normal werden, und er würde, mit gewissen Einschränkungen wohlgemerkt, in sein früheres Leben zurückkehren können. Zu diesem früheren Leben nun gehörten Elisabeth, Robert und Misses Fincher, und wenn er sie alle nicht verlieren wollte, musste er tätig werden, und zwar bevor die nächste Krise über sie hereinbrach!
    Jonathan fasste einen Entschluss und stand auf.
    »Wohin wollen Sie?«, fragte Kendra, als er an ihr vorbei und auf den Eingang der Kammer zuging.
    »Ich muss noch etwas erledigen«, antwortete Jonathan.
    Cutler merkte auf. »Verzeihung, aber Sie wollen nach draußen? Auf die Straße?«
    »Ja«, sagte Jonathan mit einem Nicken. »Es ist wichtig – vielleicht nicht für die Rettung der Welt, aber für mich.«
    »Ihnen ist klar, dass Sie dadurch Gefahr laufen, von Wellingtons Häschern entdeckt zu werden. Wir wissen, dass sie dort draußen sind, und sie werden sicher alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um uns zu finden«, gab Dunholms ehemaliger Sekretär zu bedenken.
    »Mister Cutler, es sind nur fünf Männer, wenn Nevermore sich nicht verzählt hat. London ist riesig. Sie mögen die Straßen durchstreifen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns über den Weg laufen, ist verschwindend gering. Und vor einem Aufspürritual sollten wir geschützt sein, seit Mister Boyd sich um unsere Fadenauren gekümmert hat, nicht wahr, Mister Boyd?«
    »Wenn Magie im Spiel ist, sollte man vorsichtig mit seinen Annahmen sein«, erwiderte der wettergegerbte Magier. »Aber unsere Feinde sind auch nur Menschen, und wir haben unsere Spuren gut verwischt. Wir sollten , wie Sie so schön sagen, geschützt sein.«
    »Und wenn ihnen doch ein Aufspürritual gelingt«, fuhr Jonathan erregt fort, »dann ist es wirklich gleichgültig, wo wir uns befinden. In diesem Fall ist die Kanalisation kein trefflicheres Versteck als eine belebte Straße im Zentrum von London. Vermutlich ergeht es mir sogar besser, wenn ich nicht in Ihrer Nähe bin, denn unsere Jäger werden zweifellos einem von Ihnen in der Guildhall zurückgelassenen Hut oder Mantel folgen. Von mir besitzen Sie keine persönlichen Gegenstände.« Er blickte Cutler herausfordernd an.
    Dieser seufzte und senkte leicht den Kopf. »Ich kann mich Ihren Argumenten nicht verschließen. Aber es will mir trotzdem nicht gefallen. Es wäre mir lieber, wenn wir zusammenblieben.«
    »Das verstehe ich«, sagte Jonathan in versöhnlicherem Tonfall. »Ich werde auch nicht lange fort sein. Und ich verspreche, vorsichtig zu sein.«
    Cutler zuckte mit den Schultern. »Nun ja, ich kann Sie nicht aufhalten …«
    »Ich könnte es, wenn Sie wollen«, erbot Reynolds sich, woraufhin Jonathan ihn finster anblickte.
    »Nein, lassen Sie ihn«, sagte Dunholms ehemaliger Sekretär mit einem Kopfschütteln. »Der Orden des Silbernen Kreises vertrat immer die Philosophie, dass jeder Mensch mündig genug ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Das soll sich jetzt nicht ändern, zumal ich ohnehin nicht der Mann wäre,

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