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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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abgelenkt, packte ihn statt der jungen Frau und riss ihn auf den Attentäter zu. Dieser reagierte blitzschnell und richtete seine Unterarmklinge auf Robert.
    Aber mit welcher Art von Angriff der Franzose auch immer gerechnet hatte, mit diesem sicher nicht. Für Elisabeth! , dachte Robert grimmig, als er zuließ, dass die Klinge tief in seinen Bauch fuhr. Ein heißer Schmerz durchzuckte ihn, er vermochte Robert allerdings nicht zu stoppen.
    Für Jonathan!
    Robert umklammerte den Franzosen, zog ihn an sich und rammte ihm die Stirn ins Gesicht. Die Benommenheit des Attentäters ausnutzend, trieb er ihn unerbittlich auf den Abgrund hinter der Säulenfassade des Tempels zu. Mahlende, dumpf glühende Wolken lagen dahinter, und Donnergrollen begrüßte ihn.
    Für die Menschheit, verdammt noch mal!
    Der Franzose erkannte, was Robert vorhatte, fuhr eine zweite Klinge aus dem anderen Ärmel aus und rammte sie ihm in den Rücken. Der Schmerz war schlimmer, als jeder Kugeltreffer und jeder Messerstich, den er im Krieg erlitten hatte. Dennoch ließ Jonathans Freund den Attentäter nicht los.
    Ein letztes Mal sammelte er all seine Kraft, stieß sich ab und warf sich, zusammen mit dem Franzosen durch die weit aufklaffende Öffnung ins dahinterliegende Chaos. Seine Finger lösten sich von dem Feind, ein vielfarbiger Blitz zuckte ihnen entgegen, sengende Hitze tobte durch seinen Körper, und dann war alles weiß. Ein Ruck durchfuhr ihn, und Robert war, als schwebe seine Seele dem Himmel entgegen.
    Mit wortlosem Entsetzen verfolgte Jonathan das grauenhafte Geschehen, das sich vor seinen Augen abspielte, scheinbar zum Greifen nah und doch unerreichbar weit entfernt. Er sah, wie Elisabeth leblos zu Boden sank, sah, wie der Franzose nach Kendra griff und wie Robert, sein tapferer, verrückter Freund sich dazwischenwarf und tödliche Streiche akzeptierte, um den Magierjäger, den Mörder von Dunholm, Boyd, Reynolds, Elisabeth und vermutlich vielen anderen Opfern, über den Rand der Höhle zu treiben und ins Chaos zu stürzen.
    Die beiden Männer verschwanden aus Jonathans Blickfeld, aber Jonathan brauchte es nicht zu sehen, um sich ihr Schicksal ausmalen zu können. Umso überraschter war er, als Kendra urplötzlich vorsprang und die Arme ausstreckte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung, und für einen Moment vermochte Jonathan auch sie nicht mehr zu sehen.
    Als sie sich zurück in den hinteren Bereich der Höhle schleppte, glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können. Sie zog Robert hinter sich her, der kraftlos in ihren Armen hing. Sie ließ ihn zu Boden sinken, riss seine Jacke zur Seite und dann sein Hemd auf. Als sie den Kopf hob, lag ein Ausdruck fiebriger Freude und Erleichterung auf ihrer Miene.
    »Er lebt …«, murmelte Jonathan. »Wie ist das möglich?«
    »Die Wege der Magie sind unergründlich, Mister Kentham«, sagte Wovoka. »Genau das macht sie so wunderbar – und so gefährlich.« Der Indianer deutete auf die summende Lichtsäule in ihrer Mitte. »Beenden Sie nun, weswegen wir alle gekommen sind.«
    Jonathan blinzelte und hielt den Ring ein letztes Mal vor sich in die Luft. Helle Lichtreflexe spielten auf dem silbernen Metall des Kleinods. Es war vorbei. Das Schicksal – oder welche Macht auch immer – hatte die Entscheidung getroffen. Sein Weg war nun klar. Und er führte zur Wahren Quelle der Magie. Mit entschlossener Miene streckte er den Arm aus und berührte mit dem Ring die gleißende Kugel des Quellschlosses.
    24. April 1897, 12:41 Uhr GMT (etwa zwölf Stunden früher)
Atlantik, etwa 450 Seemeilen südwestlich von England
    Irgendwo draußen auf dem Atlantik schwamm ein winziges Boot. Darin saßen eine Katze und zwei Männer, und der eine war auf den anderen nicht sonderlich gut zu sprechen. Der Himmel über ihnen war strahlend blau und das Meer so ruhig, dass sich das Boot kaum bewegte.
    »Wir können noch nicht so weit von der Küste entfernt sein«, knurrte Randolph, Holmes’ Worte nachäffend, die dieser vor ihrer Flucht von der Nautilus vorgebracht hatte. »Wie schnell wird so ein Tauchboot sein … Wenn es zehn Knoten erreicht, wäre ich überrascht. Dann befänden wir uns jetzt im Ärmelkanal irgendwo südlich von Portsmouth.« Er schnaubte gereizt. »Ich sehe keine Küste, Holmes, von Portsmouth ganz zu schweigen.«
    »Das sagten Sie bereits, Randolph, und zwar ungefähr ein Dutzend Mal«, gab Holmes steif zurück.
    »Und ich werde auch nicht müde, es noch ein Dutzend Mal zu sagen, um Ihnen

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