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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Sprudeln unterbricht und einen Gegendruck erzeugt, etwa durch eine Magieexplosion, könnte es sein, dass sich der Riss schließt. Aber genauso gut könnte die Erklärung eine völlig andere sein. Magietheorie war nie meine starke Seite. Ich interessiere mich eher für den praktischen Nutzen.«
    »Eine Bombe wie diese hätte einen ziemlichen praktischen Nutzen«, wandte Randolph ein. »Man könnte damit die Wahre Quelle der Magie verschließen.«
    »Die Wahre Quelle?«, echote Holmes belustigt. »Mein lieber Randolph, diese Magiequelle hier hatte vielleicht den Durchmesser eines Wagenrads. Ich erwarte, dass die Wahre Quelle um ein Dutzendfaches größer ist. Sie bräuchten eine ziemlich starke Bombe, um einen Gegendruck zu erzeugen, der stark genug wäre, diesen Riss in der Wirklichkeit zu schließen.«
    »Ich sage ja nur, dass es praktisch wäre, eine solche Bombe dabei zu haben.«
    »Da haben Sie zweifellos recht.« Holmes verzog das Gesicht und schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Erinnern Sie sich noch an unsere Dinnerdebatte vorgestern, ob die Magie eher ein Schaden oder ein Nutzen für die Welt ist?«
    Randolph nickte missmutig. »Natürlich. Ich war Auslöser dieses Gesprächsthemas, wenn ich mich recht entsinne. Warum ?«
    »Sie sagten, dass die Magie weder ein Schaden noch ein Nutzen sei. Dass sie einfach nur existiere und wir Menschen für alles andere verantwortlich seien.«
    »Und?«
    Holmes sah Randolph mit ernster Miene an. »Seit dem heutigen Morgen bin ich mir da nicht mehr so sicher«, gestand er. »Diese … Magiequellenaberation … Es war, als sei sie von einem bösen Willen beseelt. Sie schien gezielt nach intelligentem Leben zu suchen, um es in einen grausamen Zustand zwischen Leben und Tod zu ziehen.«
    Randolph dachte darüber nach. »Könnte es nicht auch einfach so sein, dass durch die Quelle ein Phänomen der magischen Sphäre in unsere Welt ausgetreten ist, das nun mal unglücklicherweise die Dorfbewohner angezogen hat? Es wäre eine verrückte Verkettung von Umständen, aber in den letzten Tagen haben wir schon eine Menge verrückter Dinge erlebt.« Er dachte an den Blitz, der in den Güterzug eingeschlagen war, aus dem sie McKellen und seine Enkelin Kendra gerettet hatten.
    »Das würde vielleicht diese Dunstarme erklären, die imstande waren, einen menschlichen Geist zu betören. Aber wieso hat das Phänomen zusätzlich Spürfäden ausgebildet, die nach Leben suchten und die Dunstarme führten? Spürfäden sind ein deutliches Anzeichen bewussten Handelns. Weder Pflanzen noch Tiere, ja nicht einmal Menschen, sofern sie nicht magisch begabt sind, erzeugen Spürfäden. Wieso kann das eine Magiequelle, die nicht mehr als einen Riss im Gefüge der Wirklichkeit darstellt?«
    Darauf wusste Dunholms ehemaliger Diener keine Antwort.
    Es war Holmes selbst, der sie ihnen gab: »Ich fürchte, das Erlebte lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder existieren in der Sphäre der Magie intelligente – und boshafte – Schrecken, die von der zunehmenden Zahl an Rissen zwischen den Welten oder aber dem erhöhten Magieniveau auf der Erde angezogen werden und sich zu Übergriffen auf unsere Wirklichkeit ermuntert fühlen. Oder der Magie selbst liegt ein dunkler Wille zugrunde, der immer deutlicher wird, je stärker ihre Macht über den Erdball wird. So oder so glaube ich nach dem heutigen Tag besser zu verstehen, warum Dunholm all die Jahre solche Sorgen hatte.«
    26. April 1897, 16:22 Uhr GMT (13:22 Uhr Ortszeit)
    Mittelatlantischer Rücken, etwa 1600 Seemeilen vor der afrikanischen Küste
    »Sie haben mich rufen lassen, Victor?«
    »Ah, Polidori, kommen Sie herein.« Wellington wandte sich von dem behelfsmäßigen Operationstisch ab – eigentlich nicht viel mehr als ein Steinblock inmitten eines kargen Raums, auf den er ein Kopfkissen gelegt hatte – und begrüßte den Arzt, der soeben im Türrahmen aufgetaucht war. Hinter diesem ragte die massige Gestalt Hyde-Whites auf.
    Der Erste Lordmagier wandte sich an seinen ehemaligen Schüler: »Hyde-White, wären Sie so freundlich, dafür zu sorgen, dass uns in der kommenden halben Stunde niemand stört?«
    »Ja, Meister«, grollte der Hüne, stapfte ein paar Schritte den Korridor von Wellingtons neuem Domizil hinunter und versperrte breitbeinig den Gang.
    Polidori schaute ihm kurz nach und drehte sich anschließend mit beeindruckter Miene zu Wellington um. »Dieser Mann ist ein wahres Wunder der Natur. Ich kann mich gar nicht an ihm satt sehen. Was für eine

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