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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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gebe ich Ihnen recht.« Der Admiral grinste, wurde gleich darauf aber wieder ernst. »Doch ich bin nicht gekommen, um Ihnen von meinem Wunderschiff vorzuschwärmen. Ich wollte Sie fragen, was Sie uns noch über die Insel der Wahren Quelle sagen können. Was erwartet uns dort?«
    »Ich weiß selbst nur das, was man mir erzählte«, antwortete Wovoka. »Wellington wird von mindestens zwei Dutzend treuer Anhänger begleitet, alles Magier. Außerdem soll er die alten Hüter der Quelle in seine Dienste gezwungen haben. Deren Zahl ist unbekannt, aber ich schätze, dass es nicht mehr als vierzig oder fünfzig sein werden. Allerdings verfügen auch sie über magische Kräfte.«
    »Also muss ich die Männer, die an Land gehen werden, warnen, dass sie sich auf keinen Nahkampf einlassen sollen«, murmelte Greer. »Und vielleicht sollten wir sie von ein paar Scharfschützen an Bord decken lassen .«
    »Ich würde Ihnen ohnehin davon abraten, an Land zu gehen«, sagte Wovoka. »Sie können dort nicht viel ausrichten, wenn Sie nicht zufällig ein eigenes Quellschlossartefakt an Bord haben. Unsere Rolle dient allein der Unterstützung und dem Schutz Jonathan Kenthams. Er muss die Wahre Quelle erreichen und das Artefakt hineinwerfen.«
    »Und genau deshalb müssen wir an Land gehen«, entgegnete Greer. »Ein Bombardement von See aus wird für ordentliche Unruhe unter den Anhängern Wellingtons sorgen. Sie mögen Magier sein, aber sie sind auch nur Menschen. Und kein britischer 5-Uhr-Teetrinker bleibt gelassen, wenn er sich dem Feuer von zwanzig Geschützrohren ausgesetzt sieht. Doch sobald sich alle Aufmerksamkeit auf Ihren Mister Kentham konzentriert, müssen wir das Feuer einstellen, wollen wir ihn nicht gefährden. Dann helfen nur noch unsere Marines.«
    »Dieser Kampf wird nicht durch Männer gewonnen werden, die bereit sind, Leben zu nehmen«, sagte Wovoka ruhig, »sondern durch Männer, die bereit sind, ihr Leben zu geben.«
    28. April 1897, 20:47 Uhr GMT (17:47 Uhr Ortszeit)
    Mittelatlantischer Rücken, etwa 1600 Seemeilen vor der afrikanischen Küste
    »Ihre Feinde nahen von allen Seiten.«
    Die bedrohlich zischende Frauenstimme veranlasste Wellington, von seinem jüngsten Testsubjekt aufzublicken. Er hatte den riesigen, glatzköpfigen Russen Grigori, der unter Dunholm als Stallmeister und Kutscher gearbeitet hatte und der bei dem Angriff auf die Untere Guildhall in Wellingtons Hände geraten war, erst vor ein paar Minuten betäubt, von Hyde-White hierher schleppen lassen und gefesselt und war soeben im Begriff gewesen, mit der Prozedur zu beginnen, die jenen in den bislang fünften seiner neuen Panzersoldaten verwandeln würde.
    Auf Tisiphones Störung hin senkte er die bereits erhobenen Hände und runzelte verwirrt die Stirn. »Wer naht, und warum hat Hyde-White keinen Alarm gegeben?« Natürlich saßen schon seit Tagen Magispectoren auf Posten, die das Meer nach nahenden Gefahren absuchten.
    »Er sah sie nicht. Nur ich sah sie«, erklärte die geflügelte Rachegöttin und berührte mit einer vielsagenden Geste ihre Stirn.
    »Ah, eine Vision.« Der Erste Lordmagier entspannte sich wieder ein wenig. Auch wenn er zuversichtlich war, mit praktisch allem fertig zu werden, was eine fremde Macht gegen ihn aufbieten mochte, waren seine Pläne noch nicht so weit gediehen, dass er einem Angriff vollkommen ruhig entgegengeblickt hätte.
    »Ja«, bestätigte Tisiphone. »Es waren Bilder in meinem Kopf; von einem fliegenden Schiff, das brennend im Sturmwind hing und dabei Feuer spie; von einem Mann mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen, der bereit war, Ihnen entgegenzutreten; von einer Kugel, die in der Dunkelheit strahlte wie ein aufgehender Stern, die mich ansah und mir mit dem Tod drohte.« Die Flügel der grauhäutigen Frau erzitterten, und in ihren tiefschwarzen Augen spiegelte sich ein Anflug von Furcht wider.
    Wellingtons Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Tisiphones Worte klangen alles andere als erfreulich, und selbst wenn man das Pathos in ihrem Vortrag außer Acht ließ, hatte es den Anschein, als sei irgendein mächtiges magisches Artefakt mit zerstörerischen Kräften auf dem Weg zu ihnen. Dass ihrer Vision ein wahrer Kern zugrunde lag, daran zweifelte Wellington nicht. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, dass die Magie, im Gegensatz zum Opium und anderen Rauschmitteln, zwar bisweilen chaotische, aber in der Regel sehr treffsichere Bilder einer wahrscheinlichen Zukunft lieferte. »Also haben Mister

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