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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nicht beim ›Beobachten‹ erwischt hat«, brummte er. »Männer, die in ihrem Kopf herumspionieren, kann sie überhaupt nicht ausstehen.«
    »Es geschah nicht in böser Absicht«, verteidigte sich sein Gegenüber. »Ich wollte nur etwas mehr über sie erfahren. Aber das spielt alles keine Rolle mehr. Ich möchte jedenfalls nicht, dass Kendra so unglücklich bleibt und am Ende womöglich ihren Lebenswillen verliert. Daher bitte ich Sie: Legen Sie Ihre Vorbehalte ab und gestatten Sie den Gefühlen, die Sie für diese Frau hegen, Gestalt anzunehmen. Lassen Sie, wenn all das hier vorüber ist, die Toten der Vergangenheit ruhen und bauen Sie sich eine Zukunft mit den Lebenden auf … oder vielmehr: mit einer Lebenden.«
    Jonathan starrte den Holländer an. Das alles kam ihm etwas zu plötzlich. Dennoch nickte er schließlich. »Ich verspreche, ich werde Ihre Worte im Kopf behalten.«
    28. April 1897, 16:07 Uhr GMT (15:07 Uhr Ortszeit)
    Atlantik, etwa 900 Seemeilen südwestlich von England
    »Erzählen Sie mir noch mehr!«
    Cutler sah die junge Frau, die vor ihm in der engen Mannschaftsmesse der Turbinia saß, freundlich an und schüttelte den Kopf. »Nein, Euer Hoheit, wir wollen es für den Augenblick dabei bewenden lassen. Ich habe Ihnen ohnehin schon alles erzählt, was Sie für den Anfang wissen müssen. Alles Weitere würde zu sehr ins geschichtliche oder magietheoretische Detail gehen. Hierzu kann ich Ihnen aber gerne ein paar Bücher aus der Bibliothek empfehlen und … « Er brach ab und blinzelte, als ihn die Erinnerung einholte. »Nein, verzeihen Sie, ich vergaß. Die Bibliothek gibt es ja nicht mehr.« Ein tiefer Seufzer kam ihm über die Lippen.
    »Können Sie den Orden des Silbernen Kreises nicht wiederaufbauen?«, wollte Feodora wissen.
    »Wir werden es versuchen, aber wir haben durch diesen Kampf unwahrscheinlich viel verloren. In den Gewölben der Unteren Guildhall lagerten Schätze aus Jahrhunderten des unermüdlichen Sammelns und emsigen Forschens. Darüber hinaus war dieser Ort für viele von uns ein zweites Zuhause. Jetzt hat sich unsere Zahl nicht nur um mehr als die Hälfte verringert, wir wissen auch nicht, wo und womit wir uns neu einrichten sollen.« Er senkte den Kopf.
    »Das tut mir leid«, sagte Feodora. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendwie helfen.«
    Cutler hob den Blick wieder und schenkte der Prinzessin ein verhaltenes Lächeln. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Hoheit. Tatsächlich helfen Sie uns bereits dadurch, dass Sie sich uns zu erkennen gegeben haben. Wenn der Orden des Silbernen Kreises aus der Asche, die am Ende dieses Kampfes übrig bleibt, wiederaufersteht, werden Sie das erste neue Mitglied sein, und das ist doch schon ein kleiner Lichtblick. Also, es sei denn, Sie möchten sich lieber einem Magierkreis in Ihrer Heimat anschließen.«
    »Ich glaube kaum«, erwiderte Feodora. »Ungeachtet meines Erbes – und das würde meine Großmutter sicher nicht gerne hören – verbindet mich nicht sonderlich viel mit dem Deutschen Kaiserreich.«
    »Nun, das müssen Sie für sich selbst entscheiden«, sagte Cutler.
    Die Luke zum Deck wurde hochgeklappt, und Doktor Westinghouse kam die steile, schmale Treppe hinunter. »Und, Mister Cutler? Wie macht sich Ihre adlige Schülerin?«, fragte der Arzt aufgeräumt.
    »Sie ist sehr wissbegierig, das steht außer Frage«, erwiderte Cutler schmunzelnd.
    »Das ist schön zu hören. Aber deswegen bin ich gar nicht gekommen.« Er senkte die Stimme zu einem vertraulichen Raunen, auch wenn das angesichts des Lärms, den die Maschinen des Turbinenboots machten, wirklich nicht nötig gewesen wäre. Draußen an Deck konnte sie ohnehin niemand verstehen. »Sollten wir Mister Parsons und seinen Leuten nicht bald reinen Wein über das einschenken, was sie am Ende dieser Reise erwarten wird? Meiner Meinung nach sollten wir ihnen die Gelegenheit geben, sich mit dem Umstand anzufreunden, dass sie in einen Konflikt zwischen Magiern hineingezogen wurden.«
    Cutler dachte einen Augenblick darüber nach, bevor er nickte. »Ja, das ist wahr. Lassen Sie uns ein paar wohlfeile Worte an unsere Gastgeber richten.« Er erhob sich und marschierte auf den Ausgang des Deckhauses zu.
    »Ich komme mit«, sagte Feodora und folgte ihm. »Schließlich bin ich an all dem nicht ganz unschuldig.«
    »Ich hoffe, sie wenden angesichts der frohen Botschaft das Schiff nicht unverzüglich und fahren wieder nach Hause«, murmelte Westinghouse.
    Draußen an Deck war es noch

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