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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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lauter als im Inneren. Der Gestank von Motoröl und Qualm stieg Cutler in die Nase, und Gischt spritzte über die offene Reling, während das Boot mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die atlantischen Wellen schnitt. Er klappte den Kragen seiner Jacke hoch, beschirmte sein Gesicht mit einer Hand und wandte sich nach vorne zum Steuerstand, wo der Ingenieur neben seinem Steuermann Bernard und Colonel Binnington ausharrte und übers weite Meer blickte. Home und Misses Blackwood saßen am Heck des Schiffes. Captain Leyland war nicht zu sehen; vermutlich befand er sich unter Deck im Maschinenraum.
    »Hören Sie, Mister Parsons«, brüllte Cutler selbigen an. »Könnten Sie die Geschwindigkeit ein wenig drosseln und Captain Leyland holen? Ich muss Ihnen etwas mitteilen.«
    Der Ingenieur schaute ihn leicht verständnislos an. »Natürlich«, sagte er dann. Er verlangsamte die Turbinia und begab sich zur Luke hinab in den Maschinenraum, um Leyland zu rufen. »Gehen wir zum Bug, da weht uns der Rauch nicht so ins Gesicht «, schlug Parsons vor, nachdem er und der Kapitän des Turbinenschiffes sich wieder zu Cutler gesellt hatten.
    Alle Anwesenden versammelten sich dort, wobei Bernard eine Hand am Steuer hielt, damit sie nicht in eine ungewünschte Richtung abdrifteten. Cutler begab sich ganz an die knapp aus dem Wasser ragende Spitze des Bootes, räusperte sich und blickte Parsons, Leyland und Bernard ernst an. »Meine Herren, ich wende mich vor allem an Sie, weil Sie diejenigen sind, die meine Worte im Besonderen betreffen. Zunächst einmal möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, denn ich habe Ihnen, Mister Parsons, nicht die volle Wahrheit gesagt.«
    »Wie meinen Sie das, Sir?«, wollte dieser mit einem Stirnrunzeln wissen. »Sind wir etwa nicht unterwegs, um einen Verrückten aufzuhalten, der dem Empire Schaden zufügen will?«
    »Doch, das schon. Alles, was ich Ihnen gestern dargelegt habe, entspricht durchaus den Tatsachen. Allerdings habe ich es aus Gründen der unbedingten Geheimhaltung unterlassen, Sie in einen kleinen, aber keineswegs unbedeutenden Umstand einzuweihen. Das gedenke ich nun nachzuholen – und ich hoffe auf Ihr Verständnis, Gentlemen.« Und dann erleichterte er sein Gewissen und verriet, dass er und alle anderen Gäste an Bord über außergewöhnliche Gaben verfügten und dass dies auf Wellington ebenfalls zutraf. Das Wort Magie vermied er dabei so lange wie möglich, aber natürlich fiel es irgendwann. Zu diesem Zeitpunkt machte das allerdings auch keinen großen Unterschied mehr.
    Parsons und die beiden anderen Männer nahmen die Neuigkeiten erstaunlich gefasst hin. Natürlich gab es einen kurzen Augenblick des Aufruhrs und einen längeren des Unglaubens, aber nachdem Cutler und einige der anderen Magier ihnen ihre Kräfte demonstriert und zugleich betont hatten, dass ihrer aller Aufgabe sogar noch drängender sei als bislang dargelegt, ergaben sich die drei Schiffer in ihr Schicksal. »Aber ich warne Sie, Mister Cutler«, knurrte Parsons abschließend. »Wenn die Turbinia durch Ihre magischen Tricks auch nur den geringsten Schaden nimmt, werde ich Sie in London bloßstellen und mit Gerichtsverfahren wegen Sachbeschädigung überziehen, dass Sie Ihres Lebens nicht mehr froh werden.«
    »Ich werde mir Ihre Worte zu Herzen nehmen«, gab Cutler würdevoll zurück. »Sie können mir allerdings glauben, dass ich derjenige bin, der am meisten von uns allen hofft, Ihrem Boot möge kein Kratzer zugefügt werden. Denn wenn dem so wäre, hieße das höchstwahrscheinlich, dass unsere Fahrt gescheitert ist. Und sollte das geschehen, wird Ihr Zorn das geringste Übel sein, das die Zukunft für mich bereit hält.« Er sah Parsons furchtlos entgegen, und der Ingenieur wandte brummend den Blick ab.
    »Mir scheint, dann können wir wieder volle Fahrt aufnehmen«, verkündete Colonel Binnington und nickte Captain Leyland zu, der den Befehl an Bernard weitergab. Gleich darauf wurde das Grollen der Maschine wieder lauter, schwarzer Qualm stieg aus dem Schornstein auf und der Bug der Turbinia erhob sich höher aus dem Wasser. Während sich der Rest der Versammlung auflöste, brachte Cutler sich mit unsicheren Schritten hinter dem Steuerstand vor dem Spritzwasser in Sicherheit.
    Westinghouse legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das lief doch gar nicht so schlecht«, meinte er. »Jetzt bleibt uns nur noch zu hoffen, dass der Rest unserer Reise genauso glatt verläuft.«
    Dem konnte Cutler nur beipflichten.
    28.

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