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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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volle Fahrt hissten, zogen – oder vielmehr schoben – die Magier das gewaltige Fadennetz in die Höhe.
    Jetzt wird es spannend , dachte Wellington. Er atmete ein weiteres Mal tief ein und breitete die Arme weit aus. Dutzende von Fadenbündeln schossen gleichzeitig aus seinem Körper hervor. Sie ergriffen die am Rand des Säulenkreises aufgetürmten Steinbrocken und hoben sie alle gleichzeitig in die Luft. Es sah aus, als habe die Schwerkraft der Erde ihre Wirkung verloren.
    Von der Zauberhand Wellingtons geführt, schwebte dieser Asteroidenring aus Steinen über die Magier hinweg und fügte sich rund um die Wahre Quelle und unmittelbar außerhalb des Fadennetzes zu einem losen Mauerwerk zusammen. »Treten Sie zurück!«, rief Wellington mit scharfer Stimme, während er mit weit ausholenden Bewegungen mehr und mehr Steine auftürmte, die in der Luft die vage erkennbare Form eines Gebäudes annahmen. Am Himmel über Wellington wetterleuchtete es, und ferner Donner grollte.
    Mister Hyde-White, nehmen Sie das Fadengewirk, das neben mir am Boden liegt, und ziehen Sie das Netz zu. Tisiphone, helfen Sie ihm. Polidori, verstärken Sie das sich schließende Netz, wo nötig. Sie anderen halten das Netz weiter an Ort und Stelle.
    »Jawohl, Meister«, donnerte Hyde-Whites Stimme über das Tosen der Wahren Quelle hinweg. Der Hüne schleuderte ein Fadenbündel auf das Gewirk und zog es zu sich herüber. Danach begann er langsam, die Schlinge zuzuziehen. Tisiphone sprang mit einem kräftigen Flügelschlag an seine Seite und griff ebenfalls mit beiden Händen zu. Wäre sie eine gewöhnliche Frau gewesen, hätte Wellington sie niemals für diese Aufgabe gewählt. Ihr zierlicher Körper schien kaum imstande, ein Segelboot auf einem windstillen Gewässer ans Ufer zu ziehen. Doch rohe Magie pulsierte durch ihren ganzen Körper wie bei keinem anderen der Anwesenden und verlieh ihr phänomenale Kraft.
    Es gab ein Geräusch, das eine Mischung aus Kreischen und Zischen war, und der Strom der Quelle veränderte sich. An den Rändern eingeschnürt wurde er schneller, druckvoller und schoss höher in den Himmel hinauf. Gleichzeitig begann sich das Netz zu dehnen und blähte sich ballonartig auf, als der Druck der Magie gegen seine zehn Lagen presste, ohne es zerreißen zu können.
    Jetzt , dachte Wellington, und er öffnete sich der dritten Sphäre der Magie. Steine, Fäden, Gedanken – alles löste sich in rotglühendem Wimmeln auf. Wellington dachte an den Bauplan, den er in den unveröffentlichten Unterlagen Professor Marazors gefunden und mithilfe eines irischen Architekten und Magiers, der nach einem bedauerlichen Unfall nicht mehr unter den Lebenden weilte, weiter ausgearbeitet hatte. Das Gebäude in diesem Bauplan sah aus wie eine Mischung aus antikem Tempel und Sternwarte, und es besaß eine gewaltige Kuppel aus Metall. Metall gab es hier auf der Insel im Grunde nur an Bord der Nautilus , doch das kümmerte Wellington nicht. Seine Fähigkeiten erlaubten ihm, auch Stein in Stahl zu verwandeln. Es war nur eine Frage der Anordnung von Fäden.
    Neben ihm gab Lord Bowminster ein überraschtes Aufkeuchen von sich. Wellington konnte es ihm nicht verdenken. Mitten in der Luft fingen die schwebenden Gesteinsbrocken an, zu wabern und zu verschmelzen. Es war, als blicke man durch flirrend heiße Luft auf eine Fata Morgana, die im Begriff war, sich vor den Augen des staunenden Betrachters von einem Trugbild in ein anderes zu verwandeln.
    Erneut flammten Blitze am Himmel auf, und Donner grollte. Die Wahre Quelle antwortete den Elementen mit anhaltendem Kreischen, das in seiner Tonhöhe und Lautstärke zunahm, als Hyde-White unter angestrengtem Brüllen und mit der Hilfe Tisiphones sowie einiger hastig hinzugesprungener Magier das Fadennetz immer weiter zuzog. Der obere Auslass war nun kaum mehr fünf Schritte breit, und ein messerscharfer, hell gleißender Strahl schoss aus ihm heraus hoch in die Nacht, wo er die Wolken verdampfte, die ihn mit Wetterleuchten empfingen.
    Wellington spürte, wie das Fadennetz gegen die Konstruktion aus Stahl und Stein gedrückt wurde, aber es hielt, und unterstützt durch das von Metallringen verstärkte Mauerwerk hielt es sogar sehr gut.
    Polidori, legen Sie einen letzten Fadenring um die Kuppe. Hyde-White, danach ziehen Sie das Netz auf meinen Befehl zu! Jetzt musste alles schnell gehen, damit keine Bruchstelle entstand. Wellington konzentrierte sich ein letztes Mal und schuf die vollmetallene Kuppel, ließ

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