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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Westinghouse meldete sich mit dem vereinbarten Klopfzeichen an.
    Die Tür wurde von innen entriegelt, und das vor Anspannung leicht gerötete Gesicht von Peabody tauchte im Rahmen auf. »Kommen Sie herein, Gentlemen«, sagte er und machte ihnen Platz. Nervös zupfte der gut genährte Anwalt an seinem prächtigen Backenbart, als Westinghouse und Cutler eintraten. »Wie sehen Sie denn aus? Sind Sie erneut in Schwierigkeiten geraten?«
    »In der Tat«, bestätigte Cutler. »Diesmal im Southwark Park.« Er sah sich im Schankraum um.
    Als die Dunholm-treuen Magier vor einigen Tagen aus ihrem Gefängnis im Keller der Unteren Guildhall, in welches sie die Gefolgsleute des Usurpators Wellington gesteckt hatten, entflohen waren, hatten sie sich in drei Gruppen geteilt. Auf diese Weise hofften sie, ihren Feinden eine Verfolgung zu erschweren. Die eine Gruppe war Ajatashatru Chandrashekhar Khan, einem südlich von London lebenden Magier indischer Abstammung, zu einem Bekannten nach Soho gefolgt, die zweite Westinghouse hierher nach Rotherhithe, die dritte Cutler und Mister Kentham zum Old Man’s .
    Durch das Zusammenführen ihrer beiden Gruppen hatten Cutler und Westinghouse nun einen Kreis von sechzehn Magiern um sich geschart – zwei der Schäfchen des Doktors hatten sich bereits am Tag der Flucht aus der Guildhall abgesetzt, weil sie London verlassen und sich auf dem Land in Sicherheit bringen wollten. Von diesen sechzehn saßen im Augenblick neun an den abgenutzten Schanktischen des Golden Crown , wodurch das Pub in etwa so gut besucht wirkte wie an einem regnerischen Sonntagabend im April früher üblich. Die Magier lasen Zeitung oder unterhielten sich leise; dazu wurde Tee getrunken, den Westinghouses Gruppe zusammen mit etlichen anderen Vorräten beschafft hatte.
    »Erzählen Sie«, forderte Peabody Cutler und den Doktor auf, während diese ihre Mäntel ablegten und sich zu einem der Tische begaben. Misses Blackwood, die sich bereits von ihrem Platz erhoben hatte, als die beiden Männer den Raum betraten, brachte ihnen zwei dampfende Tassen Tee.
    »Vielen Dank, das ist sehr freundlich«, sagte Cutler. Er nahm einen Schluck und ließ sich von dem heißen Getränk innerlich aufwärmen. Anschließend berichteten Westinghouse und er, was ihnen nur wenige Straßen weiter widerfahren war. Mehr und mehr Magier blickten von ihren Zeitungen auf oder beendeten ihre eigenen Gespräche, um der Erzählung zu lauschen, und schließlich konnte sich Cutler der in diesem Fall eher traurigen Ehre erfreuen, die ungeteilte Aufmerksamkeit aller im Raum Anwesenden zu haben.
    »Dagegen muss doch irgendetwas unternommen werden«, erregte sich Colonel Binnington, ein ehemaliger Offizier der British Indian Army und Veteran der Schlacht von Tel-el-Kebir, der erst vor wenigen Jahren in die Welt der Magie geworfen worden war und ohne die helfende Hand Albert Dunholms vermutlich vor Scham und Verwirrung über sein Anderssein den Freitod gewählt hätte. »Die Bürger Londons sind in Gefahr.«
    »Dem stimme ich im Grunde zu, Colonel«, sagte Cutler. »Aber was vermögen wir denn auszurichten? Wir sind nur eine Handvoll Magieanwender.«
    Nachdenklich zwirbelte Binnington seinen weißen Schnurrbart. »Wir könnten die Gruppe von Mister Khan aufsuchen und London unter uns aufteilen. Dann richten wir Streifen ein, die einzelne Stadtteile überwachen und sich um magische Gefahren gleich welcher Art kümmern. Der Doktor und Sie haben doch bewiesen, wie viel zwei entschlossene Männer bewirken können.«
    »Die Damen nicht zu vergessen«, warf Misses Blackwood ein. »Oder möchten Sie auf ein Dutzend Mitstreiter verzichten?«
    Binnington warf ihr einen missbilligenden Blick zu. »Ihr Angebot in allen Ehren, aber gegen magische Gefahren zu kämpfen, ist keine Aufgabe für Damen.«
    Blackwood stemmte die Hände in die Hüften und funkelte den Offizier aufgebracht an. »Colonel Binnington, ich gebe zu, es mag der Wahrheit entsprechen, dass wir Frauen nicht für den Krieg gemacht sind. Tagelang durch Staub und Morast zu marschieren, nur um schließlich unter aufrichtigem Hurra dem Feind entgegenzustürmen und ihn ums Leben zu bringen, ist auch meiner Meinung nach durchaus kein Verhalten, das sich für eine Dame geziemt – ganz abgesehen davon, dass mir die Vorstellung zuwider wäre. Doch wir alle hier leben mit einer besonderen Gabe, und ungeachtet des Umstandes, dass die Magie und folglich auch magische Gefahren keinen Unterschied zwischen Männern und

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