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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ihren Schultern lastete. Vielleicht war es wirklich das Beste, wenn sie ihnen zumindest die Bürde abnahm, sich um James und sie zu sorgen. »Sie kümmern sich wirklich darum?«, fragte sie daher nur mit einer Stimme, aus der sie die Angst nicht völlig zu verbannen vermochte.
    Cutlers Lippen wurden zu einem schmalen Strich, als er nickte. »Das werden wir, Miss. Ich verspreche es Ihnen.«
    »Das war ein höchst unerfreuliches Erlebnis«, stellte Cutler fest, als Westinghouse und er den Southwark Park hinter sich ließen. Sie hatten die beiden jungen Leute in eine Kutsche gesetzt und danach die Überreste der magisch mutierten Pflanze zerlegt und im Teich versenkt, damit kein weiterer neugieriger Passant über sie stolperte und womöglich weiteres Unheil erlebte oder anrichtete. Nun spazierten sie langsam in Richtung Osten, zur Albion Street hinüber, wo sich ihr gegenwärtiges Versteck befand.
    Eigentlich war es das Versteck von Westinghouses Gruppe gewesen. Aber nach dem Tod von Reynolds und Boyd und der Abreise von Jonathan und den McKellens hatte Cutler die ihm verbliebenen Anvertrauten – Miss Morland, Misses Blackwood, die Anwälte Peabody und Richardson sowie Professor Filby – nach Southwark geführt. Zum einen hatte er es nicht länger im Keller des Old Man’s ausgehalten, zum anderen hatte ihm die kaltblütige Mordlust des Franzosen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Der Attentäter hatte Reynolds und Boyd auf offener Straße erschossen, und nach Cutlers Dafürhalten war es nur eine Frage der Zeit, bis er den übrigen Magiern nachspürte. Allein in der Überzahl lag ihre Stärke, und da Cutlers Gefährten allesamt keine großen Kämpfer waren, hatte er es für das Beste gehalten, sich mit dem Doktor und seinen Begleitern zusammenzutun.
    »Unerfreuliches Erlebnis … Das trifft es wohl«, brummte Westinghouse mit einem Nicken. »Diese menschenfressende Pflanze dürfte das ungewöhnlichste Phänomen sein, das wir bislang aufgespürt haben.«
    »Oh, der Abfallgeist gestern Abend in der Tranton Road hatte auch durchaus bizarre Züge«, warf Cutler ein.
    »Es war ein Müllhaufen in einer Hausnische, der sich ein bisschen bewegt hat.«
    »Oh nein, Sir, er war ganz eindeutig im Begriff, menschenähnliche Form anzunehmen. Hätten wir nicht eingegriffen, wäre er womöglich heute unterwegs, um irgendwelche Abfalltonnen zu leeren und dadurch an Masse und Gefährlichkeit zu gewinnen.«
    Der Doktor zuckte ergeben mit den Schultern. »Wie Sie meinen, Cutler. Eins zeigen uns diese beiden Vorfälle jedenfalls: Die Auswirkungen der Magie auf unsere Welt werden immer stärker. Ich habe beinahe Angst davor, mir auszumalen, was in den nächsten Tagen noch alles geschehen wird. Hoffen wir, dass Mister Kentham, Mister McKellen und seine Enkelin irgendetwas zu erreichen vermögen, das die Dinge zum Guten wendet.«
    Sie bogen in die Albion Street ein und schlenderten an den kleinen Backsteinhäusern vorbei, die hier die Straße säumten, bis sie ein heruntergekommen wirkendes Pub erreichten, das an der Ecke Albion Street/Renforth Street lag und laut dem abblätternden goldfarbenen Schriftzug über der Tür Golden Crown hieß. Der Laden hatte dem vollkommen unmagischen älteren Bruder Westinghouses gehört. Seit jener jedoch vor einem halben Jahr an der Schwindsucht gestorben war, stand das Pub leer. Der Arzt des Ordens des Silbernen Kreises hatte noch nicht entschieden, wie er damit verfahren wollte.
    Im Augenblick kam ihnen das zugute, denn auch wenn der eine oder andere Nachbar neugierig den Kopf zum Fenster hinausstreckte, kümmerte es hier eigentlich niemanden, dass der Doktor das Eckhaus mit dem von dunklem Holz verkleideten Erdgeschoss und dem aus rotbraunen Ziegeln gemauerten ersten Stock zusammen mit einigen Bekannten bezogen hatte. Dennoch bemühten sich die Magier, sich so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es musste nicht jedermann wissen, wie viele Leute sich wirklich im Schankraum und in den einfach eingerichteten Räumlichkeiten im Obergeschoss des Golden Crown verbargen.
    Ebenso wenig war es vonnöten, dass irgendjemand auf den Gedanken kam, mit dem Dach des Pubs könne etwas nicht stimmen. Daher blickte weder Cutler noch Westinghouse zu dem unsichtbar zwischen den Schornsteinen hockenden Magispector auf, von dem sie wussten, dass er dort saß und Wache hielt, um die Flüchtlinge vor ungebetenem Besuch zu warnen. Stattdessen gingen sie schnurstracks auf die schmale Eingangstür zu, und

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