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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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beantworten: Nein, ich konnte nicht schlafen.«
    »Ich hoffe, es hat nichts mit Ihrer Unterkunft zu tun. Wenn doch, so entschuldige ich mich für unsere spartanische Einrichtung, die einer Frau in keinem Fall gerecht wird.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken«, beruhigte Kendra ihn. »Das ist es nicht. Ich komme aus einfachen Verhältnissen. Bei uns in den Highlands leben die Menschen auch nicht in Luxus und Überfluss.«
    »Dann bedrückt Sie etwas?«, hakte der Holländer nach.
    Kendra wandte den Kopf ab und schwieg einen Moment lang. »Es ist nicht leicht zu erklären. So vieles geht mir im Kopf herum.«
    »Möchten Sie mir davon erzählen? Vielleicht vermag ich Ihnen Rat zu geben.«
    Überrascht schaute sie ihn an. Damit, dass er sich erbieten könnte, ihren Sorgen zu lauschen, hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Vielleicht möchte er auch nur reden. Wie oft wird er schon Gäste an Bord haben? Trotzdem war sie noch nicht bereit, sich diesem Fremden zu öffnen. Er musste sich ihr Vertrauen erst noch verdienen. »Nicht heute Nacht«, sagte sie daher. »Können wir bitte über etwas anderes sprechen?«
    »Natürlich.« Er legte seine Hände auf die Reling und blickte einige Herzschläge lang in die Dunkelheit des Meeres hinaus. »Sie sagten, dass Sie in den Highlands leben. Woher stammen Sie?«
    »Aus dem gleichen Ort wie mein Großvater.«
    »Ich gestehe, dass ich nicht weiß, wo Giles McKellen seine letzten Jahre verbracht hat. Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen.«
    »Großvater hat, seit ich zurückdenken kann, im Glen Coe gelebt«, sagte Kendra mit leichter Verblüffung.
    Der Holländer bedachte sie mit einem süffisanten Blick. »Wie ich schon sagte: Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen.«
    Wie alt sind Sie wirklich? , fragte sie sich innerlich, aber sie sprach den Gedanken nicht laut aus. »Nun, unser Dorf liegt am Ufer des Loch Leven.« Es fühlte sich seltsam an, A’Charnaich als ihr Dorf zu bezeichnen. Eigentlich war es das nie wirklich gewesen. »Es ist nicht weit von Fort Williams entfernt. Kennen Sie das?«
    Der Holländer schüttelte den Kopf. »Ich bedaure. Wir kreuzten schon vor der Westküste Schottlands, aber ich bin nie an Land gegangen .« Sein Mund verzog sich kurz zu einem bitteren Lächeln. »Ist es schön dort?«
    »Ja, das ist es. Im Winter mögen die Highlands rau und karg sein, aber warten Sie nur, bis der Frühling kommt. Dann ist das ganze Land von einem Teppich aus Grün überzogen, und dieser Teppich ist gesprenkelt von bunten Wildblumen. Das Licht dort oben ist wie nirgendwo sonst. Ich kann es gar nicht beschreiben.« Kendra spürte, wie eine Wärme in ihr aufstieg, als sie von ihrer Heimat sprach, die sie selbst den kalten Atlantikwind vergessen ließ. Sie musterte ihr Gegenüber einen Moment lang schweigend. »Wann waren Sie das letzte Mal an Land?«
    Er erwiderte ihren Blick, während er darüber nachzudenken schien, was er darauf antworten sollte. »Darf ich Sie Kendra nennen?«, fragte er unvermittelt.
    Unwillkürlich lief Kendra ein Schauer über den Rücken. Sie wollte diesem Mann nicht zu nahe kommen. Andererseits hatte er ihr bislang keinen Anlass geliefert, unfreundlich zu sein. Wir stehen auf derselben Seite, und nur weil er aussieht wie der lebende Tod, muss er kein schlechter Mensch sein , ermahnte sie sich. Dann nickte sie. »Wenn Sie mir Ihren Namen verraten.«
    »Ich sagte Ihnen doch, dass ich keinen Namen mehr führe.«
    »Das heißt nicht, dass Sie nie einen gehabt haben«, beharrte Kendra. »Jeder Mensch hat einen Namen. Sie mögen ihn abgelegt oder gar vergessen haben, aber vielleicht täten Sie ganz gut daran, sich seiner einmal wieder zu erinnern.«
    Ein gequält wirkender Ausdruck legte sich auf die bleichen Züge des Holländers. »Ich werde es versuchen.«
    »Versprechen Sie, mir Ihren Namen zu verraten, wenn Sie ihn wiedergefunden haben?«
    »Ich verspreche es.«
    »Damit will ich zufrieden sein.«
    »Ich danke Ihnen, Kendra.« Er stieß sich von der Reling ab und schickte sich an zu gehen.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Kendra und sah ihm verwirrt nach.
    »In meine Kabine«, erwiderte der Holländer, während er sich zur Tür des Achterhauses begab. »Und auch Ihnen rate ich, zurück unter Deck zu gehen. Legen Sie sich wieder in Ihre Koje und ruhen Sie noch ein wenig. Die Nacht schreitet voran. Bevor Sie sich versehen, graut der neue Morgen.«
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, stellte sie fest.
    Die Hand schon am

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