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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Straße hinunter. Eine unheimliche Stille herrschte um sie. Sie bogen nach rechts ab, durchquerten eine Gasse zwischen zwei Häusern und wandten sich dann nach links.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte Lionida.
    »Nirgendwohin, so, wie ich das sehe«, erwiderte Holmes. »Wir schauen uns nur ein bisschen um.«
    »Aber warum schauen wir uns dann nicht um?«
    Der Magier runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, warum gehen wir die Straße hinunter, ohne auch nur einen Blick in eines der Häuser am Straßenrand zu werfen?«
    »Warum sollten wir? Wir wissen bereits, dass hier niemand mehr wohnt.«
    Lionida schüttelte den Kopf. »Nein, das wissen wir nicht. Wir haben erst eine Handvoll Gebäude am Dorfrand durchsucht. Von einem umfassenden Bild der Lage sind wir weit entfernt. Also wohin laufen wir?«
    Über Holmes’ Miene huschte ein Ausdruck von Verwirrung. »Ich dachte … ich weiß nicht … « Er blieb stehen, und schon im nächsten Moment riss er erschrocken die Augen auf. »Lionida, hier stimmt etwas nicht.« Er streckte die Hand aus, um sie am Arm zu packen, und kaum dass sie, aus dem Tritt gebracht, verharrte, merkte sie es ebenfalls. Ein starker Zug hatte von ihrem Körper Besitz ergriffen, der sie sanft, aber mit erstaunlicher Kraft auf das andere Ende des Dorfes zuzerrte, wo die letzten kleinen Häuser am Rand einer schroffen schwarzen Klippe aufragten.
    Ohne einen weiteren Herzschlag zu zögern, wechselte Lionida in die Wahrsicht, feuerte drei starke Sicherungsfäden auf die nächstbesten Hauswände ab und verknotete sie einem Haltetau gleich um ihre Hüfte. »Verankern Sie sich, Holmes!«, rief sie. »Das ist ein magischer Angriff.«
    Während der Magier es ihr gleichtat, richtete Lionida ihren Blick nach vorne, um die Zugfäden abzuwehren, die sie umschlungen haben mussten. Doch zu ihrem Erstaunen bemerkte sie nur ein dünnes Führungsbündel, das bis zu ihrer Stirn verlief, nicht mehr als ein geisterhafter Finger, der sich in ihre Fadenaura eingehakt hatte, um ihr den Weg zu zeigen. Ein Blick in die Umgebung offenbarte ihr, dass noch sicher ein Dutzend dieser hauchzarten Fäden lautlos schlängelnd zwischen den Häusern umhertasteten, als suchten sie nach weiteren Opfern. Sie wischte den Faden mit einer verärgerten Bewegung beiseite und ging weiter.
    »Was machen Sie da?«, rief Holmes.
    »Was meinen Sie?«, erwiderte Lionida unwillig und ohne sich umzuschauen. »Ich habe den Führungsfaden gelöst. Es war nur ein unbedeutendes Ärgernis.«
    »Nein! Sie haben die Anker gelöst. Bleiben Sie hier!«
    Die Magieragentin spürte, wie sie von einem vielfingrigen Fadengespinst im Rücken getroffen wurde und auf einmal festklebte wie eine Fliege im Spinnennetz. Zornig wirbelte sie herum. »Was soll das? Wir müssen hinunter zum Wasser!«
    »Wie kommen Sie darauf?«, hielt ihr Holmes entgegen, dessen Gesicht erstaunlich verzerrt wirkte, so, als müsse er sich über alle Maßen anstrengen. In der einen Hand hielt er das Fadengespinst, das sie fesselte, mit der anderen vollführte er hektische Abwehrbewegungen, ohne dass Lionida in der Wahrsicht erkannt hätte, was er da trieb.
    Was sie allerdings wusste, war, dass die Antwort auf all ihre Fragen dort vorne an der Steilküste auf sie wartete. »Ich spüre einfach, dass dort des Rätsels Lösung liegt«, sagte sie. »Sie müssen mir vertrauen, Holmes. Ich weiß, was ich tue.« Sie fing an, seine Fäden zu lösen.
    »Nein, tun Sie das nicht!«, flehte Holmes. »Es ist alles eine Falle, ein Angriff auf unseren Geist.«
    Die Magieragentin schüttelte den Kopf. Der britische Magier war ein Trinker und ein Salondandy. Was wusste er schon über die Instinkte eines Jägers im Kampf? Wenn ihre innere Stimme ihr sagte, dass es am Wasser Antworten geben würde, hatte das schon seinen Grund. Und abgesehen davon würde sie dort nicht nur des Rätsels Lösung finden, sondern auch die Erfüllung all ihrer geheimen Wünsche. Dort unten werden wir endlich vereint sein. Wir werden ewiges Glück verspüren, und die Wahre Quelle wird keine Gefahr mehr darstellen.
    Lionida blinzelte irritiert. Was für einen Unsinn dachte sie da bloß?
    »Merken Sie es jetzt auch?«, drängte Holmes. »Der Zug rührt nicht von einfachen Fäden her. Die Führungsfäden weisen nur den Weg. Der wahre Zwang geht von der zweiten Sphäre aus. Es handelt sich um irgendeinen Sirenenruf. Schützen Sie sich, Lionida! Ich kann uns nicht beide davor bewahren.«
    Die Magieragentin drang in die

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