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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zweite Sphäre vor, ließ zu, dass die blauen, dunstwolkenartigen Gebilde, die charakteristisch für die Sphäre der verbundenen Gedanken waren, das gelblich glitzernde Fadenwerk überlagerten. Erschrocken zuckte sie zurück. Dicke, wallende Arme aus schimmerndem Dunst lagen wie riesige Würmer auf der Straße und in den Gassen. Träge wanden sie sich den tastenden Führungsfäden hinterher, um mögliche Opfer einzuhüllen und ihren Geist zu benebeln.
    Holmes befand sich mitten im Kampf mit einem der entstofflichten Gedankenwürmer. Er hatte seinen Geist abgeschirmt und schlug das erschreckend zielgerichtet handelnde Gebilde nun mit unbeholfen und hektisch wirkenden mentalen Schlägen zurück. »Schützen Sie sich, Lionida!«, wiederholte er.
    Sie konzentrierte sich und schob die fremde Präsenz in ihrem Kopf von sich, der sie sich nun, da sie sich in der zweiten Sphäre aufhielt, deutlich bewusst war. Gleichzeitig lenkte sie den Führungsfaden mit den Händen ab und verankerte sich erneut mit dem Boden, um sich durch das perfide Sehnen, das der Gedankenwurm in ihr Bewusstsein einpflanzte, nicht von Holmes fortlocken zu lassen.
    Mit eiserner Entschlossenheit löste sie den Klammergriff, den die Dunstfühler der Wolke um ihren Verstand gelegt hatten. Dann zog sie sich rasch einige Schritte zurück, denn ihr war klar, dass sie den Gedankenwurm nicht besiegen konnte. Sie konnte ihm nur ausweichen, denn offenbar brauchte er den Führungsfaden, der ihm zugleich als Spürfaden diente, um seine Opfer zu finden. »Holmes!«, rief sie. »Lenken Sie den Führungsfaden von sich ab und auf irgendein anderes Ziel. Das sollte Ihren Gegner eine Weile beschäftigen.« Sie selbst handelte nach ihren Worten, indem sie den tastenden Fühler ihres Gegners auf ein hüfthohes Gebüsch zuleitete und ihn dort verknotete. Als sie sah, dass das wurmartige Wolkengebilde sich wirklich der Pflanze zuwandte, atmete sie innerlich auf.
    Holmes war es unterdessen ebenfalls gelungen, sich seines Angreifers zu erwehren. Mit einigen tänzelnden Schritten umging er den blind umhersuchenden Gedankenwurm und gesellte sich an Lionidas Seite. »Meine Güte«, keuchte er. »So etwas ist mir aber auch noch nicht untergekommen. Jeden Tag gebiert die Magie neue Absonderlichkeiten.«
    Lionida nickte beipflichtend. »Nachdem wir diese Gefahr hier gebannt haben, können wir jetzt ja zum Wasser gehen«, sagte sie.
    Durch die Fadenaura des Magiers ging ein überraschtes Kräuseln. »Stehen Sie immer noch unter dem Einfluss dieses Phänomens?«
    »Ganz im Gegenteil: Ich fühlte mich selten freier in meinen Entscheidungen. Und deshalb möchte ich diesem Mysterium auf den Grund gehen.«
    »Das wollten die Dorfbewohner allem Anschein nach auch«, knurrte Holmes. »Und sie sind ihm auf den Grund gegangen: auf den Grund des Meeres!«
    »Sie müssen mich nicht begleiten«, sagte Lionida. »Gehen Sie ruhig schon zurück . Ich folge Ihnen so schnell wie möglich.«
    »Sie belieben zu scherzen«, erwiderte der Magier. »Wer hat denn etwas davon gesagt zurückzugehen? Natürlich begleite ich Sie. Und wenn auch nur deshalb, um sie davor zu bewahren, leichtfertig über den Klippenrand zu springen.«
    Lionida schmunzelte. »Meine ewige Dankbarkeit ist Ihnen gewiss.«
    Seite an Seite setzten sie ihren Weg fort, wobei sie stets in der Wahrsicht blieben, um den träge umherwallenden Dunstgebilden auszuweichen, die Straßen und Häuserdurchgänge versperrten. Zwar verlangsamte sich ihr Vormarsch auf diese Weise, aber es gelang ihnen recht gut, den offenbar selbst nicht intelligenten Wolkenbändern auszuweichen. Dass es sich nicht um einzelne Würmer handelte, erkannten sie bereits nach wenigen Augenblicken. Vielmehr schienen die Gebilde tentakelartige Fortsätze eines größeren Organismus zu sein, der irgendwo jenseits der Klippe südlich des Dorfes im Meer hockte. »Und in einem bin ich mir sicher«, fügte Holmes hinzu, nachdem sie diese Erkenntnis gewonnen hatten. »Dort unten erwartet uns bestimmt keine singende Meerjungfrau.«
    »Darauf würde ich auch nicht zählen«, pflichtete Lionida ihm bei. Sie wünschte sich, irgendeine Waffe dabei zu haben, die mehr Eindruck auf ein magisches Seeungeheuer machen würde als ihre Luger. Aber ich wollte ja nur die Lage auskundschaften und die Soldaten zu Hause lassen. Das habe ich jetzt davon.
    Je näher sie der Klippe kamen, desto schwieriger wurde es, den Dunstarmen auszuweichen, die zu Dutzenden zwischen den Häusern hervortraten und an

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