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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Geisterdorfs kalt den Rücken hinunterlief.
    »Haben Sie irgendeine Idee, was hier geschehen sein könnte?«, wollte Lionida wissen.
    Holmes schüttelte den Kopf. »Aber es würde mich wundern, wenn die Bewohner der Insel einfach so den Rücken gekehrt hätten. Ihre Boote sind noch da.« Er deutete auf die kleine Felsenbucht am östlichen Ende des Dorfes. Mehrere verwittert aussehende Fischerkähne lagen dort, sanft auf den flachen Wellen schaukelnd, vor Anker. »Außerdem sehen Sie dort.« Sein Finger wanderte weiter zu zwei Häusern am Rand der Siedlung. Über ein schmales Rasenstück, das zwischen ihnen lag, hatte jemand eine Wäscheleine gespannt. Rotweiß gemusterte Tischdecken hingen dort zum Trocknen. Holmes ging darauf zu, und der Tarnkokon, der sie beide vor den Blicken der Bewohner verbarg, zwang Lionida, ihm zu folgen – auch wenn sie das Gefühl hatte, dass ihre Vorsichtsmaßnahme unnötig war, da niemand mehr an diesem Ort weilte, der sich über ihr plötzliches Auftauchen hätte wundern können.
    »Staubtrocken«, kommentierte Holmes, als er mit der Hand über die Decken strich. »Es würde mich wundern, wenn die erst seit gestern hier hängen.« Sein Blick glitt zu den benachbarten Häusern.
    Lionida fiel auf, dass die Türen und Fenster zum Teil halb offen standen, aber es gab kein Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Die fleckigen Scheiben waren intakt, und auch die Türen schienen nicht aufgebrochen worden zu sein. Was immer die Bewohner hatte verschwinden lassen, war entweder widerstandslos eingedrungen oder hatte sie hinaus ins Freie gelockt. »Schauen wir uns mal drinnen um«, schlug sie vor.
    Der britische Magier nickte stumm. Er wollte vorgehen, doch Lionida hielt ihn zurück. »Ich weiß Ihren Edelmut zu schätzen, aber lassen Sie mich die Führung übernehmen. Ich will mich nicht brüsten, aber meine Ausbildung im magischen und nichtmagischen Nahkampf war sicher umfassender als die Ihre.«
    Holmes neigte zustimmend den Kopf. »Das, so fürchte ich, muss ich Ihnen zugestehen. In diesem Sinne: Frisch vorweg, die Dame.« Er machte eine einladende Geste.
    Gemeinsam begaben Sie sich zum nächstbesten Gebäude. An der Tür angekommen, wechselte Lionida in die Wahrsicht, um die Scharniere mit einigen raschen Handbewegungen davon abzuhalten, verräterisch zu quietschen. Dann schob sie die Tür vorsichtig nach innen auf. Dahinter lag ein kurzer Flur, von dem mehrere offene Türen und eine hölzerne Treppe in den ersten Stock abgingen.
    Mit abwehrbereit erhobenen Händen drang Lionida in das fremde Haus vor. Im Erdgeschoss befanden sich eine Küche, das Wohnzimmer und eine Vorratskammer, im ersten Stock, der direkt unterm Dach lag, gab es zwei Schlafräume und ein einfaches Bad. Einen Keller hatte das Gebäude nicht. Alle Räume waren klein, dunkel und besaßen eine niedrige Decke. Lionida, die in ihrer Villa in Rom ganz andere Größenordnung gewöhnt war, fragte sich, wie irgendjemand in solch beengten Verhältnissen leben konnte. Offensichtlich konnte er es nicht, sonst wäre er nicht ausgezogen , bemerkte eine Stimme in ihrem Inneren sarkastisch, denn wie erwartet war das Haus verlassen.
    Holmes und sie durchsuchten zwei weitere Gebäude. Das Ergebnis war das gleiche. Auch hier waren die Bewohner nicht mehr da. Allerdings mehrten sich die Spuren, dass ihr Verschwinden ganz plötzlich eingetreten war. In einem Haus stand noch eine unangerührte, wenn auch mittlerweile schimmelige Mahlzeit auf dem Tisch. In einem anderen saß ein Wellensittich in einem glockenförmigen Käfig und schaute ihnen einsam piepsend entgegen. Lionida öffnete den Vogelbauer und ließ ihn entfliegen. Den Tarnkokon gab sie dabei wissentlich auf. Wenn es noch jemanden in dem Dorf gab, durfte er sie ihrer Ansicht nach gerne sehen. Vielleicht lockte ihn die Anwesenheit anderer Menschen aus seinem Versteck hervor und verschaffte ihnen ein paar Informationen über das Vorgefallene.
    »Was immer hier geschehen ist, hat offenbar die Tiere nicht betroffen«, stellte sie fest, als sie wieder vor dem Haus auf der Straße standen. »Auf den Weiden vor dem Dorf gab es Kühe und Schafe, hier hockte dieser Vogel, und wenn mich nicht alles täuscht, habe ich vorhin eine Katze davonhuschen sehen.«
    »Sie täuschen sich nicht«, sagte Holmes nickend. »Ich sah sie auch.« Er legte eine Hand ans Kinn und schaute einen Moment lang gedankenverloren ins Leere. »Ausgesprochen mysteriös, das Ganze … «
    Langsam gingen sie weiter die

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