Magierlicht (Mithgar 08)
Ich möchte es nicht versäumen.«
Tipperton runzelte die Stirn. »Und ich hatte gehofft, dass du und ich, Rynna, das Ritual des Jahreszeitenwechsels mit den Dylvana und Lian um Mitternacht begehen könnten.«
»Ich jedenfalls«, sagte Nix, »möchte an dem Fest auf der Burg teilnehmen.« Dinly, Alver und Farly nickten eifrig.
Rynna lächelte und hielt die Einladung hoch. »Keine Angst. Lord Voren hat geschrieben, das Bankett sei rechtzeitig vorbei, damit alle die Längste Nacht des Jahres auf ihre eigene Art feiern können.«
Am Abend des Wintertages schneite es, während Wurrlinge, Lian, Dylvana, Baeron und die Zwerge sich auf den Weg zur Burg machten. Gedämpfter Gesang drang aus den Wohnungen über den Geschäften, aus den Tavernen, Herbergen und Gasthäusern zu ihnen herunter. Es war der Wintertag, der erste Weihnachtstag, und trotz des Krieges wollten ihn die Menschen feiern. Trotzdem war es in einigen Häusern still, auch wenn Kerzen in den Fenstern brannten. Die Bewohner hatten Verwandte im Krieg verloren, und dieses Weihnachtsfest war für sie kein fröhliches.
Sie ritten durch die Straßen und das Tor in der zweiten Steinmauer. Die hohen Fassaden der Regierungsgebäude starrten abweisend auf sie hinab, als sie daran vorbeikamen. Schließlich ritten sie über die Schwingbrücke und in den Schlosshof dahinter. Dort nahmen ihnen Stallburschen ihre Pferde ab.
Sie wurden in einen großen Festsaal geführt, wo ein Majordomo die Gäste ankündigte, bevor sie hereingelassen wurden. Als Rynna vortrat, rief er: »Ladies und Lords und hochgeehrte Gäste, ich präsentiere Kommandeurin Rynna Fenrush Thistledown und ihre ganze Armee aus Waerlings: Herrn Tipperton Thistledown, Herrn Beau Darby und Lady Linnet Fenrush Darby, Herrn Nix Fenrush, Herrn Farly Bourne, Herrn Alver Bruk und Herrn Dinly Rill.«
Ein Murmeln lief durch den Saal, als Rynna und Tipperton gefolgt von den anderen die drei Stufen auf den Boden des Saals hinabstiegen. Denn obwohl sie ihre beste Lederkleidung angezogen hatten, ähnelten die Wurrlinge eher Gestalten des Waldes als berühmten Kriegern. Die Tische waren am Rand des Saals aufgestellt, sodass die Fläche in der Mitte frei blieb. Die Wurrlinge folgten einem Pagen über den Marmorboden zu ihren reservierten Plätzen, denn wie Lord Voren gesagt hatte: Es verirrten sich nur selten Waerlings an den Hof des Hochkönigs. Als sie ihren Tisch erreichten, stellten sie fest, dass man die Stühle auf Blöcke gestellt hatte, damit sie auch für Leute von bescheidener Gestalt eine bequeme Höhe bekamen. Trotzdem mussten sie wie kleine Kinder auf ihre Stühle klettern, sehr zur Belustigung der anderen Gäste und außerdem zu dem blanken Entsetzen der Lakaien, die angenommen hatten, an alles gedacht zu haben. Was sich jedoch als Irrtum herausstellte. Doch die Wurrlinge ließen sich davon nicht verdrießen, sondern plauderten fröhlich miteinander, nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatten.
Das Fest war in vollem Gange, als die großen Doppeltüren des Saals plötzlich aufflogen. Die Gespräche verstummten schlagartig, als der Majordomo seinen langen Stab auf den Boden hämmerte und Luft holte, um die verspäteten Gäste anzukündigen. Noch bevor er ein Wort herausbrachte, schrie Rynna: »Silberblatt! Aravan! Ihr seid zurück!«
Die beiden Lian schritten durch den breiten Eingang und die drei Stufen zum Marmorboden hinab.
»Lord Vanidor und Lord Aravan!«, verkündete der Herald und hämmerte seinen Stab auf den Boden, doch seine Worte gingen in den frohen Begrüßungsrufen unter.
Silberblatt streifte seinen Umhang ab und trat in die Mitte des Saals. Dort hob er die Hände. Als endlich Ruhe einkehrte, sagte er: »Dem Hochkönig Blaine geht es gut, er schickt Euch seine Grüße und guten Wünsche für den Wintertag.«
Während diese Neuigkeit mit lautem Jubel aufgenommen wurde, gelang es Rynna, Aravans Blick auf sich zu ziehen.
Unser Plan?, fragte sie lautlos.
Er nickte.
Rynna drehte sich zu Tipperton und den anderen herum und grinste sie an: »Bereitet Eure Schlingen und Bögen vor, meine Wurrling-Armee«, sagte sie auf Twyll. »Denn der König hat unserem Plan zugestimmt.«
Sie segelten über das Meer, eine Armee aus achttausendsechshundert Kriegern. Und acht. In der Flotte befanden sich fünfzig Drachenschiffe, von denen fünfundzwanzig von Fjordländern bemannt wurden, die anderen fünfundzwanzig von Jutländern. Insgesamt waren es dreitausend Krieger, die ihre Schiffe am
Weitere Kostenlose Bücher