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Magierlicht (Mithgar 08)

Magierlicht (Mithgar 08)

Titel: Magierlicht (Mithgar 08) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKernian
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herabwirbelte.
    Er kletterte immer höher und höher, während rings um ihn der Wind heulte und das Eis prasselte. Ihm wurde immer kälter, während er einen sicheren Unterschlupf suchte. Er kam an den Rand einer Klippe, die er nicht einmal hätte hinaufklettern können, wenn ihm kein eisiger Wind die letzte Wärme aus dem Körper gesogen hätte. Er wandte sich nach links, weg von dem peitschenden Sturm und dem Heerestross zu, der Meilen entfernt war. Aber er suchte nicht die Armee, sondern einen Unterschlupf, Felsen, eine Höhle, eine Nische im Fels, irgendetwas, das ihn vor dem Wind schützte.
    Jetzt wehte der Wind von hinten und trieb ihn voran, über den Hang parallel zu der Klippe, während er sich durch den tiefen Schnee mühte und seine Beine vor Erschöpfung zitterten. Der Wurrling wurde mit jedem Schritt schwächer, Fieber schien in seinem Körper zu wüten und durch seine Adern zu glühen. Er kämpfte sich weiter durch den peitschenden Schnee und sah etwas Dunkles in dem Fels der Klippe. Ein Schatten, aber halt, es wird Nacht, also wie …?
    Eine Sturmbö zwang Tipperton von hinten in die Knie, doch als er sich wieder erheben wollte, fand er nicht mehr die Kraft dazu. Er taumelte und kroch durch den Schnee, hielt auf den dunklen Fleck vor sich zu und … kam an eine niedrige Öffnung in dem Felsen, eine windgeschützte Höhle.
    Er krabbelte über das Geröll, so weit entfernt von dem Schneesturm, wie es nur ging, mindestens drei oder vier Meter. Keuchend ließ er seine Satteltaschen und die Laute fallen, die Schlafrolle hatte er irgendwo unterwegs verloren, drehte sich herum, zur Öffnung hin, während ihm der Schweiß über die Stirn lief und seine Wangen trotz der Kälte glühten.
    Er brannte aus.
    Matt tastete Tipperton an seinem zerfetzten Ärmel entlang bis zu seiner Haut. Er blutete. Himmel, ich bin von einem Vulg gebissen worden!
    Hauptmann Bruds Unheil verheißende Worte kamen Tipperton in den Sinn. Der schwarze Biss der Vulgs tötet jedoch nur des Nachts … tötet des Nachts … des Nachts … Nachts.
    Als sich die Dunkelheit über das Land senkte, lehnte sich Tipperton fieberglühend gegen den rissigen, von Spalten durchzogenen Fels. Vulg-Gift strömte durch seine Adern, während draußen im tosenden Schneesturm ein grausiges Heulen ertönte.

2. Kapitel
     
    Im Gefängnis von Dendor lag Beau im Bett, zu schwach und zu mutlos, um aufzustehen. Obwohl seine Eiterbeulen und die dunklen Flecken immer mehr zurückgingen, erholte er sich nur langsam. Sein vom Fieber entkräfteter Körper weigerte sich beharrlich, Fleisch auf den Knochen zu bilden, ganz gleich wie viel er aß. Obwohl der Gerechtigkeit halber zu sagen ist, dass auch sein Appetit gelitten zu haben schien. Dass er schwer krank gewesen war, konnte man nicht übersehen; die Pestilenz hatte ihn bis an die Schwelle des Todes gebracht und beinahe darüber hinweg getragen. Dennoch hatte ihn eine einzige Dosis Güldminze und Silberwurz davon zurückgeholt, ihn gerettet, ihn und mehr als fünfhundert weitere Menschen, obwohl die Medizin für fast dreitausend weitere zu spät gekommen war.
    Die Menschen pilgerten in das Gefängnis, um den kleinen Heiler zu sehen, denn gewiss war er von Adon gesegnet. Wie hätte man sonst das Wunder erklären sollen, das er der Stadt angedeihen ließ? Aber der Wurrling war viel zu schwach, um öffentliche Dankesbekundungen anzunehmen, also wurden viele, die wegen einer Audienz vorsprachen, schon an den Toren des Gefängnisses fortgeschickt.
    Desungeachtet bekam Beau in den nächsten Wochen viele Besuche, vor allem von anderen Heilern, die ihn lobpreisten, und von jenen, die ihn verehrten: Patienten, die noch im Gefängnis lagen und von der bemerkenswerten Gnade seiner Medizin gerettet worden waren. Am Anfang ermüdete Beau sehr schnell bei diesen Besuchen, und es kam häufig vor, dass ihn ein Besucher schlafend vorfand. Viele hinterließen dem Wurrling kleine Gaben ihrer Dankbarkeit, andere knieten einfach nur neben seinem Bett und küssten seine Hand. Wenn Beau bei einer solchen Gelegenheit erwachte, war er von dieser Schwärmerei zutiefst beschämt.
    Himmel, genau so muss sich Tipperton fühlen, der Held von Dendor; der Held von Minenburg Nord. Obwohl die Zwerge dort auf seine Heldentat weit gelassener reagiert haben, als es die Menschen hier tun.
    Zehn Tage, nachdem sich Tipperton, Bekki, Loric, Phais und sogar König Agron von Beau verabschiedet hatten, wurde ihm zum ersten Mal erlaubt, das Bett zu verlassen.

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