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Magiermacht (Mithgar 05)

Magiermacht (Mithgar 05)

Titel: Magiermacht (Mithgar 05) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. Mc Kiernan
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sich, seinen ledernen Halsschutz zu öffnen. Mit Tippertons Hilfe gelang es ihm schließlich, die Schnüre zu lösen. Anschließend zog der Fremde ein Lederband aus dem Ausschnitt, an dem ein Anhänger hing. »Osten«, flüsterte er, als er dem Bokker den Anhänger, eine einfache, mattgraue Münze mit einem Loch in der Mitte, in die Hand drückte. »Geh nach Osten … Warne sie … Bring das zu … Agron.«
    Tipperton runzelte verwirrt die Stirn. »Agron? Wer …? Nein, warte. Du kannst es mir später erklären.« Er streifte sich das Lederband über den Kopf und schob die Münze in sein Hemd. »Erst hole ich den Heiler.«
    »Pass auf, Waerling.« Der Mann hatte seine hellblauen Augen wieder geschlossen. »Da draußen … lauern noch mehr.«
    Tipperton holte tief Luft. »Ich nehme meinen Bogen mit.«
    Der Fremde antwortete nicht.
    Der Wurrling erhob sich zu seiner stattlichen Größe von fast einem Meter und schaute auf den Menschen herab. Dann griff er nach Bogen und Pfeile und blies die Laterne aus. Ich kann kein Leuchtfeuer gebrauchen, das den Rukh den Weg zeigt. Er schlich aus der Tür und zog sie leise hinter sich zu. Rasch glitt er zur Seite, drückte sich an die Wand und suchte die Dunkelheit nach Feinden ab. Da er niemanden sah, ging er den Hang hinauf und verschwand zwischen den Bäumen. Er mied den zweispurigen Karrenweg und hielt sich lieber im Schutz des Waldes. Nach wenigen Schritten fiel er in einen raschen Trott. Sein schwarzes Haar wehte hinter ihm her, während seine Füße über den Schnee zu fliegen schienen. Tipperton Thistledown eilte vollkommen lautlos durch den Wald, so wie es nur ein Wurrling vermochte.

2. Kapitel
     
    Bumm, Bumm.
    »Beau! Beau, wach auf!«
    Erneut hämmerte jemand an die Tür der Kate und rüttelte am Riegel. »Beau! Verdammt noch mal!«
    Beau Darby wachte mit einem Stöhnen auf. Es war eiskalt und finster.
    Bumm!
    »He …!«, krächzte Beau. »Moment mal! Wollt Ihr vielleicht die Toten zum Leben erwecken?« Mit einem leisen Fluchen schlich der Bokker über die kalten Holzbohlen zur Tür.
    Rumms! »Beau …« Der ungebetene Gast setzte gerade zu einem neuerlichen Fluch an, als Beau den knarrenden Riegel zurückschob und die Tür aufriss. Ein eisiger Windhauch fegte herein. »Da bist du ja endlich, Beau! Zieh dich an und schnapp dir deinen Ranzen! Es hat Ärger gegeben. In meiner Mühle liegt ein Verwundeter!«
    Im Licht der Sterne und des Mondes erkannte Beau seinen Freund Tipperton. Er war der einzige andere Wurrling, der in der Nähe von Gabelhain lebte. Er stand mit dem Bogen in der Hand auf der Schwelle seiner Kate. Die beiden Bokker waren fast gleich alt. Tipperton war ein Jungbokker von dreiundzwanzig Jahren, Beau war zweiundzwanzig. Dennoch wurden sie in Gabelhain wegen ihrer geringen Körpergröße häufig wie kleine Kinder behandelt.
    »Was hast du gesagt, Tip?«
    »Ich habe gesagt, in meiner Mühle liegt ein verwundeter Mensch!«
    »Verwundet?«
    »Ja. Rukhs und Hlöks haben ihn angegriffen. Er blutet aus vielen Wunden.«
    »Er blutet?«
    »Sag ich doch, Wurro, er blutet!« Tipperton drängte sich an Beau vorbei in die Kate und suchte humpelnd nach einer Laterne. »Sie haben sein Pferd umgebracht. Und ihn wollten sie auch töten. Einer hat sich sogar auf mich gestürzt. Aber der Mensch hat sie alle erwischt. Direkt vor meiner Mühle. Sieben, acht Rukhs und einen Hlök.« Endlich fand Tipperton die Laterne und zündete sie an.
    In ihrem flackernden Schein schaute er Beau an. Der Wurrling stand immer noch an der Tür, mit leicht offenem Mund und wie vom Donner gerührt.
    »Nun komm endlich, Beau. Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    Endlich reagierte Beau. Er klappte den Mund zu und schloss die Tür. Er lief durch das Zimmer und zog sich dabei das Nachthemd über den Kopf. »Rukhs und anderes Gezücht? Hier in der Wildnis? Ganz in der Nähe von Gabelhain? Und sie haben an der Mühle gekämpft?« Er warf das Hemd auf das zerwühlte Bett und sah Tipperton aus staunend aufgerissenen, bernsteinfarbenen Augen an. »Was wollten sie denn überhaupt dort? Und überhaupt, wie geht es dir? Humpelst du etwa?«
    »Ich habe mir einen Glassplitter in den Fuß getreten. War meine eigene Schuld. Darum kannst du dich kümmern, wenn wir den Menschen versorgt haben. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was sie an der Mühle wollten. Ich nehme an, es war reiner Zufall.«
    Beau zog seine Hose an. »Warum sollten die Rukhs einen Menschen verfolgen?«
    Tipperton zuckte mit den Schultern.

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