Magiermacht (Mithgar 05)
kannst. Wir sind wahrhaftig ein großartiges Pärchen, was? Die Rukhs müssen vor Angst ja förmlich in ihren Stiefeln schlottern!«
Tipperton rieb sich die geröteten Augen. »Ich kann nur hoffen, Wurro, dass wir keine Gelegenheit bekommen, das herauszufinden.«
Als sich Beaus erste Wache dem Ende näherte, wurde Tipperton von alleine wach. Er stöhnte und stand müde auf. »Beau, wir müssen bis zum Einbruch der Nacht aus diesem Wald heraus. Ich glaube, wir sollten nur noch eine Wache schieben, und dann aufbrechen.«
Beau nickte erschöpft, und sank zu Boden, während sich Tipperton gegen den Baum lehnte und mit müden Augen den frostigen, glitzernden Ödwald beobachtete.
Sie gingen über den vereisten Weg weiter nach Osten. Es erschöpfte sie noch mehr, auf diesem unsicheren Boden zu gehen und zu versuchen, das Gleichgewicht zu halten. Sie waren gereizt und stritten sich aus purer Erschöpfung und vor Hunger. Trotzdem gingen sie weiter und halfen sich gegenseitig hoch, wenn einer gestürzt war. Stolpernd und rutschend arbeiteten sie sich immer weiter nach Osten vor, suchten den Rand des Ödwaldes und schienen doch noch mitten darin zu stecken. Die fahle, helle Sonne spendete auf ihrem Weg nach Westen kaum Wärme. Als die Nacht kam, hörten sie schwache Hornsignale, wussten aber nicht, aus welcher Richtung sie kamen.
Die Sonne ging unter, das kurze Winterzwielicht überzog den eisigen Boden, und ein Viertelmond ging am Himmel auf. Sein Licht fiel durch die gefrorenen Zweige und ließ den Boden schimmern. Als Tipperton und Beau eine kleine Anhöhe überwunden hatten, sah Tipperton vor sich … »Beau! Sieh doch! Ich glaube, wir haben den Waldrand erreicht.«
»Es könnte auch nur eine Lichtung sein!«, wiegelte Beau ab. Aber sein Herz sehnte sich danach, dass er sich irrte.
Sie rutschten den Hang hinunter, in ein kleines Tal, das dicht bewaldet war.
Das Zwielicht wich der Nacht, und jetzt schimmerten nur noch die Sterne und der Mond am Himmel. Die Wurrlinge hasteten weiter. Sie wollten unbedingt den Waldrand erreichen, aber die Bäume schienen immer dichter zusammen zu rücken, als wollten sie ihre Flucht verhindern.
Sie erreichten schließlich die Talsohle und konnten fast die Bäume berühren. In diesem Moment sprangen dunkle Gestalten von den Bäumen herunter. Beau wurde von hinten niedergeworfen, während Tipperton vom Boden hochgerissen wurde. Jemand hielt ihn in einem eisernen Griff, und scharfer Stahl schimmerte direkt vor ihm im Mondlicht.
Tipperton tastete verstohlen nach dem Dolch an seinem Gürtel. »Blut für Blut!« , schrie er. Es war ein Schlachtruf in Twyll, der alten Sprache der Wurrlinge. Aber er konnte seinen Dolch nicht ziehen, als ein Langmesser in dem Licht der Sterne vor ihm aufblitzte, bereit zum Todesstoß.
»Kest!«, schrie einer der mannsgroßen Angreifer. Es war derjenige, der sich über Beau beugte und in das Gesicht des Bokker starrte. »Slean nid! Eio ra nid Rucha tha Waerlinga nista!«
»Aro?«
Das Messer wurde von Tippertons Hals genommen, aber er kämpfte immer noch gegen den eisernen Griff an, in dem er gehalten wurde, als eine dunkle Gestalt sich ihm näherte und die Kapuze des Bokker zurückschlug. »Das ist auch ein Waerling!«, sagte die Gestalt nun in Gemeinsprache.
Jetzt wurde Tip auf den eisigen Boden gesetzt und losgelassen. »Fürchtet Euch nicht, kleiner Mann«, sagte sein Häscher. »Wir sind Lian.«
»Lian!«, rief Beau und richtete sich auf.
»Die Ihr Elfenvolk nennt«, antwortete einer der großen, schlanken Krieger. »Aus dem Ardental.« Er schlug seine Kapuze zurück. Darunter leuchtete ein goldener Haarschopf, den er mit einem Lederriemen zurückgebunden hatte. Die spitzen Ohren und seine mandelförmigen, grünen Augen ließen keinen Irrtum zu, obwohl Letztere im Licht der Sterne und des Mondes nur schwer zu erkennen waren. »Mich nennt man Vanidor.«
Tipperton schlug die Hände vor das Gesicht und sank zu Boden.
Vanidor kniete sich neben ihn. »Seid Ihr krank, kleiner Mann?«
Tipperton sah zu ihm hoch, während ihm die Tränen über das Gesicht liefen. »Nein. Ich meine, es geht mir gut. Es ist nur so, dass wir versucht haben, Euch zu finden, und es war so schwer.«
Der Elf legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Weint nicht, kleiner Mann. Denn Ihr und Euer Kamerad habt uns nun gefunden, welche Not Euch auch immer dazu getrieben haben mag.«
»Wo wir gerade von Not sprechen«, meldete sich eine klägliche Stimme. Beau hatte
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