Magiermacht (Mithgar 05)
und er ruderte heftig mit den Armen. Vergeblich versuchte er, seinen Angreifer zu schlagen, und er bekam auch keine Luft.
»Yarwah! Yarwah!«, schrie der Angreifer ihm ins Ohr.
Plötzlich knackte es, und der Bokker fiel keuchend auf das Eis. Er drehte sich herum und sah Beau, der über dem Angreifer stand, einem toten Hlök. Aus der zertrümmerten Schläfe der Kreatur sickerte dunkler Schleim auf das Eis.
»Er … hat versucht, dich … umzubringen, Tip. Er wollte dir … das Genick b … brechen.« Beau starrte auf den toten Hlök. »Ich musste ihn töten. Es gab keine andere Möglichkeit.«
»Wie?«, krächzte Tipperton und rieb sich den Hals.
Beau schaute ihn immer noch erschüttert an. »Ich habe ihm mit einem Felsbrocken den Schädel eingeschlagen.«
Tipperton sah ihn erstaunt an. »Mit deiner Schleuder?«
Beau schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe ihm den Brocken auf den Kopf geschlagen.« Er hielt einen vereisten Stein von der Größe seiner Faust hoch.
Aus der Ferne kam ein Schrei. »Vetch? Vetch?« Tipperton sah Fackeln zwischen den Bäumen, die sich rasch näherten.
»Bei Adon, Beau«, sagte er. »Wir müssen fliehen.«
Beau jedoch starrte noch immer fassungslos auf den toten Hlök. Tipperton packte seinen Arm und schüttelte ihn. »Hast du mich nicht gehört? Wir müssen fliehen. Die Rukhs kommen!«
Ein Horn schmetterte, und aus östlicher Richtung kam die Antwort.
Jetzt endlich schreckte Beau hoch und nickte. Tipperton schnappte sich den Bogen und zwei Pfeile, die vor seinen Füßen lagen. Zusammen flohen die Bokker weiter nordwärts durch den Wald.
»Runter!«, zischte Tipperton. Er kroch mit Beau unter eine vereiste Kletterpflanze. Ihre Herzen hämmerten wie wild, als sie keuchend auf dem Boden lagen und im Licht der Sterne zusahen, wie eine weit auseinandergezogene Reihe der Rukhs langsam auf sie zukam. Die Nägel von Steigeisen unter ihren Stiefeln bohrten sich krachend in das Eis, während die Brut sich immer weiter näherte und sich dabei in ihrer gutturalen Sprache unterhielt. Beau zuckte zusammen, als fast unmittelbar über ihnen ein Horn schmetterte, und umklammerte fest Tippertons Handgelenk. Aber er gab keinen Laut von sich.
Dann schritt die lange Reihe an ihnen vorbei und entfernte sich unter dem Knacken der Fußeisen, den rufenden Stimmen und dem Schmettern der Hörner. Tipperton und Beau sanken vor Erleichterung zusammen. Ihr Herzschlag beruhigte sich, und ihr Atem wurde regelmäßig, bis Tipperton schließlich sagte: »Komm weiter, Beau, gehen wir.« Sie hörten weitere Rufe und Hornsignale im Süden, und flohen deshalb in Richtung Norden durch den Wald.
Am frühen Morgen hörten sie die Rufe und Hörner schließlich nicht mehr, aber sie waren weit nach Norden und Westen abgekommen und hatten Boden verloren, den sie am Tag zuvor gut gemacht hatten. Dennoch kämpften sie sich weiter voran.
Sie fanden einen Bach, zerschlugen die Eisdecke und füllten ihre Wasserschläuche. Während Tipperton die Gegend musterte, legte sich Beau auf den Bauch und trank direkt aus dem Fluss. »Himmel, bin ich hungrig«, sagte er, als er wieder aufstand. »Ich habe wirklich ständig nach etwas gesucht, was wir essen könnten, Eicheln, Kiefernzapfen, trockene Beeren, was auch immer … aber alles ist von einer Eisschicht überzogen. Weißt du, jetzt wäre sogar Zwieback mit Dörrfleisch ein wahres Festmahl.«
Seit dem Angriff auf die Ponys hatten sie jedoch all ihre Vorräte verloren und ebenso lang hatten sie nichts in die Mägen bekommen. Und das war vor zwei Tagen und einer Nacht gewesen.
Jetzt legte sich Tipperton auf den Bauch, um zu trinken, und während Beau Wache hielt, sagte er: »Weißt du was, Tip? Wenn dein Bogen lange genug hält, dann erschießt du in der Nacht eines dieser Ungeheuer, und wir fressen das ganze Ding roh.«
Tipperton verschluckte sich und richtete sich hustend und lachend auf.
Sie waren zu erschöpft, um weiterzugehen. Also mühten sie sich einen Hang bis zum Kamm eines kleinen Hügels hinauf, wo sie einen ungehinderten Rundblick hatten. Tipperton übernahm die erste Wache. Während Beau schlief, entdeckte Tip einen langen Riss in seinem Bogen. Das muss passiert sein, als ich gestern Nacht gestürzt bin, dachte er. Vielleicht zerbricht er ganz, wenn ich ihn spanne.
»Bei allen Scheunenratten!«, knurrte Beau, als er beim Wachwechsel die Neuigkeit erfuhr. »Ich habe eine Waffe, mit der ich nicht umgehen kann, und du hast eine, die du nicht benutzten
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